Obama trennt sich von McChrystal – Petraeus als Nachfolger

Petraeus muss noch vom Senat bestätigt werden. Das gilt aber als sicher. McChrystal hatte sich in einem Zeitschriften-Artikel abfällig über mehrere Regierungsmitglieder und Diplomaten geäussert, so auch über Obama selbst. Der Präsident sagte indessen, seine Entscheidung habe nichts mit persönlichem Beleidigtsein oder Streit über den Kurs zu tun: «Wir stimmen voll über die Strategie überein.» So schwer es ihm gefallen sei, sich von McChrystal zu trennen: «Ich glaube, das ist die richtige Entscheidung für die nationale Sicherheit.» McChrystals Verhalten habe nicht den «militärischen Standards eines kommandierenden Generals» entsprochen.


Obama: «Personalwechsel, kein Strategiewechsel»
Obama versicherte weiter: «Dies ist ein Personalwechsel, kein Strategiewechsel.» In Afghanistan stünden «sehr harte Kämpfe bevor». Alles müsse sich darauf konzentrieren, erfolgreich zu sein, die US-Soldaten und die verbündeten Truppen dürften durch nichts abgelenkt werden. McChrystal betonte in einer Erklärung seine volle Loyalität für Obama. Er unterstütze dessen Strategie voll und ganz und fühle sich den Koalitionstruppen, den Partnerstaaten und dem afghanischen Volk zutiefst verpflichtet. Aus Respekt vor dieser Verpflichtung habe er seinen Rücktritt eingereicht.


McChrystal-Doktrin fortgeführt
Die von der NATO geführte Afghanistan-Schutztruppe ISAF werde weiter nach der von McChrystal entwickelten Strategie eingesetzt, erklärte NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen in Brüssel. «Auch wenn er nicht mehr der Kommandeur sein wird, so bleibt die von ihm eingeführte Herangehensweise doch die richtige.» Rasmussen unterstrich weiter: «Unsere Einsätze in Afghanistan werden heute unvermindert fortgesetzt. Wir haben ein starkes militärisches Team in Afghanistan.» Die afghanische Bevölkerung dürfe «keinen Zweifel daran haben, dass wir auch weiterhin unseren Einsatz in Partnerschaft mit ihr durchführen werden». Rasmussen sagte, er habe von McChrystals Rücktritt Kenntnis genommen und danke diesem «für seinen Dienst für die NATO und für die enorme Anstrengung, die er in die Führung der ISAF investiert hat».


«The Runaway General»
Obama hatte den US-General am Mittwoch ins Weisse Haus zitiert und dort eine halbe Stunde mit ihm gesprochen. Bereits zuvor war der General mit Verteidigungsminister Robert Gates und Generalstabschef Mike Mullen zusammengekommen. Die kritischen Äusserungen sind in einem Porträt über McChrystal im «Rolling Stone»-Magazin enthalten, das am Freitag mit einer Maschinenpistolen-bewaffneten Lady Gaga auf dem Titel erscheint. Unter dem Titel «The Runaway General» werden abfällige Zitate, Schilderungen und Gefühle des Generals sowie enger Mitarbeiter über Obama und andere Regierungsmitglieder wiedergegeben.


«Der Mann, der seinen Sch…krieg leiten wird»
So schildert ein Mitarbeiter des Generals, dass sein «Boss» enttäuscht von seinem ersten Zweier-Treffen mit Obama im vergangenen Jahr gewesen sei: «Obama wusste ganz klar nichts über ihn (McChrystal)». Der Präsident habe auch nicht sonderlich engagiert gewirkt – das bei der Begegnung «mit dem Mann, der seinen Sch…krieg leiten wird». Schon bei einem ersten Treffen mit führenden Offizieren fand der General den Schilderungen zufolge, dass Obama «eingeschüchtert» wirkte, sich nicht «wohl in seiner Haut» fühlte. (awp/mc/ps/36)

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