OECD: Wirtschaftsmacht verlagert sich nach Süden

Die Entwicklungsländer hielten 2008 bereits eineinhalb Mal so viel Devisenreserven wie die traditionell reicheren Länder des Nordens, berichtete die OECD. Schon in 20 Jahren stellten die neuen starken Wirtschaftsmächte im Süden 60 Prozent der Weltwirtschaftsleistung.


«Wohlfahrtsgewinne für die ganze Welt»
Der «Aufstieg der restlichen Welt» bedeute aber keinen Niedergang des Westens, sondern ermögliche «Wohlfahrtsgewinne für die ganze Welt». Dazu trügen die Exporte, die grössere Dynamik bei Technologien und die vergrösserte Verbraucherbasis bei. Aber die Probleme «der ökologischen Nachhaltigkeit, der Ungleichheit innerhalb der Länder» und des Wettbewerbs müssten gelöst werden. China spielt bei der Globalisierung eine Sonderrolle, heisst es in der Studie. Seit 1990 ist die Zahl der Armen, die weniger als einen Dollar pro Tag zum Leben haben, weltweit um ein Viertel oder 500 Millionen Menschen gesunken. In der Volksrepublik sei der Anteil der Armen sogar von 60 auf 16 Prozent gefallen.


Bevölkerungswachstum frisst Wachstum auf
In anderen Ländern aber fresse das Bevölkerungswachstum Fortschritte auf, konstatierte die OECD. Zudem nehme die Ungleichheit in vielen schnell wachsenden Entwicklungsländern zu. Sie könnten nun dank ihrer Einnahmen «die Bildung als mächtiges Werkzeug zum Abbau der Ungleichheit» fördern. Ausgelöst wurde der wirtschaftliche Boom auf der südlichen Erdhalbkugel von der Öffnung Chinas, Indiens und der früheren Sowjetunion. Dies habe in den 1990er Jahren einen «Angebotsschock» auf dem globalen Arbeitsmarkt mit 1,5 Milliarden neuen Arbeitskräften ausgelöst und die Kosten vieler Produkte gesenkt. Das habe die Nachfrage nach Rohstoffen und Energie angeheizt. Das Wachstum in Afrika, Amerika und im Nahen Osten profitierte davon.


Verhandlungen über Vollmitgliedschaft mit Russland
Jetzt entwickele sich der Handel der südlichen Länder untereinander. «2009 wurde China der führende Handelspartner Brasiliens, Indiens und Südafrikas», schrieb die OECD. «Auf die Entwicklungsländer entfallen nunmehr 37 Prozent des Welthandels, wobei Süd-Süd-Handelsströme etwa die Hälfte davon ausmachen. Dieser Handel könnte in den kommenden zehn Jahren einer der wesentlichen Wachstumsmotoren sein.» Die OECD reagiere auf den Trend mit engeren Beziehungen zu Brasilien, China, Indien, Indonesien und Südafrika. Zudem verhandle sie mit Russland über eine Vollmitgliedschaft. (awp/mc/ps/26) 

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