Öffentliche Banken erwarten weitere Zinserhöhungen in der Eurozone

Nach dem für Juni seitens Experten fest erwarteten Zinsschritt der Europäischen Zentralbank (EZB) auf dann 4,0 Prozent seien weitere Zinserhöhungen zu erwarten, hiess es am Mittwoch im Rahmen der VÖB-Zinsprognose in Frankfurt. Vier der sechs Institute gehen für Ende 2007 von einem Leitzinsniveau von 4,25 Prozent aus. Ein Institut sieht nach Juni hingegen keine weiteren Zinsschritte, während ein weiteres Institut von insgesamt zwei weiteren Zinsschritten nach Juni auf dann 4,5 Prozent ausgeht.

Anhaltend kräftiges Wirtschaftswachstum erwartet
Für die Euroraum-Konjunktur rechnen die Volkswirte einhellig mit einem anhaltend kräftigen Wirtschaftswachstum. Diese Entwicklung bilde die Grundlage für ein weiterhin hohes Zinsniveau. Ende 2007 werde die Inflationsrate in Euroland signifikant steigen und sich wieder deutlich über dem EZB-Referenzwert bewegen. Diese Entwicklung sowie das weiterhin sehr hohe Geldmengenwachstum würden die EZB zu weiteren Zinserhöhungen veranlassen.

Geldpolitischer Kurs der US-Notenbank unsicher
Deutlich unsicherer als die Euroraum-Geldpolitik ist den Experten zufolge der weitere geldpolitische Kurs der US-Notenbank (Fed) abzuschätzen. Zwar rechnet der Grossteil der VÖB-Volkswirte mit Zinssenkungen in den USA bis Ende 2007. Gleichwohl befinde sich die Fed derzeit in der schwierigen Situation eines anhaltenden Inflationsdrucks einerseits und eines weiter schwächelnden US-Wachstums andererseits. So sieht etwa Helaba-Chefvolkswirtin Gertrud Traud einen weiter hohen Inflationsdruck in den USA, vor allem aufgrund steigender Lohnstückkosten und sinkender Produktivität.

Gegenwärtiger Aufschwung in Eurozone unterschätzt
Der gegenwärtige Aufschwung in der Eurozone wurde laut WestLB-Experte Holger Sandte unterschätzt. Deutschland habe sich vom «kranken Mann» Europas zur «Konjunkturlokomotive» entwickelt. Gleichwohl verwies Tilo Wendler vom VÖB auf verbesserungswürdige fundamentale Bedingungen in Deutschland. So sei die strukturelle Arbeitslosigkeit weiter hoch und die Schieflage der sozialen Versicherungssysteme nicht überwunden. Vor allem aufgrund der guten Einnahmensituation der öffentlichen Haushalte werde der Reformwillen der Regierung gebremst, schätzt Wendler.

Kursgewinne für den Euro erwartet
Für das Euro-Dollar-Verhältnis prognostizieren vier der sechs Institute weitere Kursgewinne für den Euro. Die europäische Gemeinschaftswährung wird auf sechs Monate in einem Band von 1,32 bis 1,42 US-Dollar erwartet. (awp/mc/ar)



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