Orange/Sunrise: Weko untersagt Zusammenschluss

Die Muttergesellschaften France Telecom und die dänische TDC zeigten sich enttäuscht. Die Fusion und damit verbundene mögliche Verpflichtungen wären den Konsumenten zugute gekommen, erklärten sie in einer gemeinsamen Mitteilung und verwiesen auf die «bedeutenden» Investitionen in die Netze, die möglich gewesen wären. Ohne diesen Zusammenschluss werde die dominante Stellung der Swisscom dagegen zementiert, hiess es bei France Telecom und TDC weiter. Die Unternehmen wollen «die verschiedenen Optionen für die nächsten Schritte nun prüfen». Für einen Rekurs vor dem Bundesverwaltungsgericht liegt die Frist bei 30 Tagen. Weko-Präsident Walter Stoffel glaubt indes nicht, dass ein solcher Schritt erfolgreich wäre, wie er gegenüber AWP sagte.


Keine Anreize mehr in Duopol 
Sunrise hätte in Orange integriert werden sollen. Das fusionierte Unternehmen und die Swisscom würden sich nicht mehr wirksam konkurrenzieren, urteilt die Weko. Die Parteien hätten auch nicht überzeugend dargelegt, wie sie Synergien an die Kunden weitergeben wollten, so Stoffel weiter. Auch hätte es dafür in einem Duopol keine Anreize gegeben. Zudem fand die Behörde keine Auflagen, die die wettbewerbsrechtlichen Bedenken hätten ausräumen können. Solange die Unternehmen kommerziell selbstständig bleiben, sieht Stoffel jedoch eine Reihe von Möglichkeiten, wie sie Kosten sparen und das Investitionsproblem lösen könnten. Dem stehe die Weko auch nicht entgegen, sagte er.


Für ComCom sind die Fusionspläne Geschichte
Für die Kommunikations-Kommission (Comcom) ist der Fall nach dem Weko-Nein fürs Erste erledigt. Die Unternehmen müssten sich nun Gedanken über die neue Strategie machen, sagte ComCom-Chef Marc Furrer gegenüber AWP. Für eine Zusammenarbeit etwa im Mobilfunknetz gebe es unzählige Möglichkeiten. Die Ausschreibung der Mobilfunkfrequenzen sei für Ende 2010 geplant, bis dahin müsse Klarheit herrschen. Konsumentenschützer reagierten positiv auf die Neuigkeit. Damit bleibe immerhin ein Minimum an Wettbewerb im Telekommarkt erhalten, erklärten die Organisationen SKS, FRC und acsi. Sie forderten erneut eine Revision des Fernmeldegesetzes. Der Wettbewerb könne mit drei Anbietern besser spielen als mit nur zweien, betonte auch der Internetvergleichsdienst Comparis. Die Swisscom nahm den Weko-Entscheid zur Kenntnis. Ein Statement wollte das Unternehmen vorerst nicht abgeben.


Finaler Fusionsvetrag bereits unterzeichnet
France Telecom und die Sunrise-Mutter TDC hatten Anfangs April den finalen Fusionsvertrag unterzeichnet, um die Geschäfte ihrer Schweizer Tochtergesellschaften zusammenzulegen. Der Vollzug der Transaktion sollte im zweiten Quartal 2010 stattfinden, nach dem Entscheid der Wettbewerbs- und Regulierungsbehörden. Gemeinsam wären Sunrise und Orange auf einen Markanteil von rund 38% im Mobilfunk und rund 13% beim Breitband gekommen. Ende November 2009 wurden die Eckdaten der geplanten Fusion bekannt. France Telecom hätte bei Abschluss der Transaktion 1,5 Mrd EUR an TDC gezahlt und dann 75% der Aktien der kombinierten Gesellschaft gehalten, während TDC 25% besessen hätte. Für den vollständigen Ausstieg hätte TDC mehrere Möglichkeiten gehabt.


Geplante Fusion seit Dezember unter der Weko-Lupe
Die Weko hatte den geplanten Zusammenschluss seit Ende Dezember 2009 vertieft geprüft. Vertreter der Unternehmen hatten sich in den letzten Monaten zuversichtlich gezeigt, dass es zu keinen Auflagen kommen dürfte. Diese hätten beispielsweise den Zugang für Anbieter ohne eigenes Mobilfunknetz regeln können. (awp/mc/ps/06)

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