Pfizer macht Firmenanwalt Kindler zum neuen Konzernchef

Er löst Hank McKinnell (63) ab, der bis zu seinem Ausscheiden aus dem Unternehmen im Februar 2007 Leiter des Pfizer-Verwaltungsrates bleibt. Dies hat der Verwaltungsrat der in New York ansässigen Pfizer Inc. nach Börsenschluss am Freitag mitgeteilt.


Unternehmen soll wieder auf Wachstumskurs kommen
Kindler soll das Unternehmen wieder auf Wachstumskurs bringen. Pfizer war in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten vom 14. Platz in der Weltrangliste zum globalen Pharma-Branchenführer aufgestiegen und hatte die Pharmariesen Warner-Lambert für 116 Milliarden Dollar und Pharmacia für 60 Milliarden Dollar aufgekauft.


Verluste von 40 Prozent unter McKinnell
Allerdings hatte Pfizer unter McKinnell an der Börse Kursverluste von rund 40 Prozent verbucht. Die Pfizer-Aktien zogen am Freitag nach Bekanntgabe des Wechsels um 1,79 Prozent auf 26,11 Dollar an. Der scheidende Pfizer-Chef war in der Wall Street unbeliebt. Viele Aktionäre kritisierten seine hohe Bezahlung und sein enormes Pensionspaket.


Schwieriges Umfeld
Pfizer kämpft an vielen Fronten. Grosse Herausforderungen bilden die immer härtere Konkurrenz von Generika-Pharmafirmen, Patentdispute, Krankenklagen wegen angeblicher Gesundheitsschädigung durch Medikamente sowie der Druck der Krankenversicherungen und Behörden in aller Welt, die Arzneimittelpreise zu reduzieren. Kindler hatte mit Erfolg Patentangriffe auf das lukrative Cholesterin- Medikament Lipitor in den USA und Grossbritannien abgewehrt. Lipitor ist das umsatzstärkste Medikament der Welt. Kindler dürfte angesichts dieses schwierigen Umfelds den Vorzug vor der Pharmasparten-Chefin Karen Katen und Finanzchef David Shedlarz bekommen haben.


Kindlers Werdegang
Der neue Pfizer-Chef war bislang neben dem weltweiten Rechtswesen auch für Behördenbeziehungen und einige andere Sparten zuständig. Er hatte allerdings keinerlei vorherige Pharmaindustrie-Erfahrungen vorzuweisen. McKinnell will sich nach 35 Jahren bei Pfizer «anderen geschäftlichen und philanthropischen Interessen» zuwenden. Kindler war 2002 von der weltgrössten Schnellimbiss-Kette McDonald’s zu Pfizer gekommen. Er hatte bei McDonald’s als Syndikus gearbeitet und später zwei kleinere Sparten geführt. Zuvor war er bei General Electric (GE).


Wandel in der Branche
Die pharmazeutische Branche erlebe einen beispiellosen Wandel, erklärte Kindler. Er versprach, Pfizer effizienter und kosteneffektiver zu machen. Er wolle organisatorische Ebenen reduzieren, um schnellere Entscheidungen zu ermöglichen. Kindler will auch die Pfizer-Produktpalette auf biologische, Krebs- und neue Alzheimer-Medikamente erweitern.


3 Prozent mehr Umsatz
Pfizer setzte im April-Juni-Abschnitt dieses Jahres 11,7 Milliarden Dollar (9,3 Mrd Euro) um oder drei Prozent mehr als in der entsprechenden Vorjahreszeit. Der Gewinn ging dabei auf 2,4 (Vorjahr: 3,5) Milliarden Dollar zurück. Der Umsatz mit Lipitor legte um neun Prozent auf 3,1 Milliarden Dollar zu und dürfte im Gesamtjahr auf 13 Milliarden Dollar kommen. Pfizer hatte kürzlich den Verkauf seiner Verbraucherproduktsparte an den US-Pharmakonzern Johnson Johnson für 16,6 Milliarden Dollar vereinbart. (awp/mc/ar)

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