Pleitewelle ebbt erstmals seit Beginn der Krise ab

Mit insgesamt 4104 Firmenpleiten waren schweizweit in den ersten zehn Monaten bereits mehr Konkurse zu verzeichnen, als im gesamten letzten Jahr (4034). Weiterhin am stärksten von der Pleitezunahme betroffen sind die Kantone Nidwalden, Zug und Glarus (Export- und Finanzindustrie), wie die Wirtschaftsauskunftei am Freitag mitteilt. Demnach konnten sich die Kantone Neuenburg, Luzern, Thurgau und Jura am besten halten. Parallel zur Zunahme der Konkurse nahm das Durchschnittsalter der betroffenen Firmen stetig ab. Im Jahr 2009 waren die in Konkurs gegangenen Firmen im Durchschnitt 8.4 Jahre alt. Weniger dramatisch als bei den Firmenkonkursen präsentiert sich die Situation bei den Neugründungen. In den ersten zehn Monaten des Jahres 2009 wurden schweizweit 6.9% weniger Firmen gegründet.


Kommt Binnenwirtschaft mit blauem Auge davon?
In den ersten zehn Monaten des Jahres 2009 waren bereits mehr Firmenpleiten (4104) zu verzeichnen, als im gesamten letzten Jahr (4034). In den Monaten September und Oktober 2009 hat sich jedoch die Zunahme etwas abgeschwächt und bei unter 10% eingependelt. D&B geht davon aus, dass viele Unternehmen, vor allem in der Binnenwirtschaft, in den letzten Monaten noch von der Substanz zehren konnten, welche sie in wirtschaftlich besseren Zeiten aufgebaut haben. Es bleibt zu hoffen, dass sich die ersten positiven Signale der Privatkonsumfront als nachhaltig erweisen werden und die Binnenwirtschaft dadurch mit einem blauen Auge und nicht mit wieder steigenden Konkurszahlen davon kommen wird.


Unterschiedliches Bild unter den Kantonen
Das Bild in den Kantonen könnte unterschiedlicher nicht sein. Mit Nidwalden, Zug und Glarus befinden sich Kantone an der Spitze der Zunahmerangliste, deren Wirtschaft von der Export- und Finanzindustrie geprägt ist. Auf der anderen Seite scheint das lokale Gewerbe z.B. in den Kantonen Thurgau und Bern weiterhin stabil zu sein.


Durchschnittsalter der konkursiten Firmen sinkt
Das Durchschnittsalter der Firmen, welche im Jahr 2009 Pleite gingen, liegt bei 8.4 Jahren. Ein Blick auf die Entwicklung der letzten zehn Jahre zeigt, dass das Durchschnittsalter im Vergleich mit dem Jahr 2000 um zwei Jahre von zehn auf acht Jahre gesunken ist. Die Experten von D&B sehen für diese Entwicklung zwei Gründe: Bevor früher ein Unternehmen gegründet wurde, haben sich die Gründer mehr Gedanken gemacht und das ganze Projekt von langer Hand geplant. In der heutigen schnelllebigen Zeit wird oft schneller gegründet und anschliessend versucht, die Firma aufzubauen. Viele Neugründungen entstehen heute im Dienstleistungsbereich, welcher traditionell über tiefe Eintrittsbarrieren verfügt. Tiefe Eintrittsbarrieren vereinfachen den Weg in die Selbstständigkeit ungemein und unterstützen die obengenannte Entwicklung zusätzlich.


Kehrseite des Gründerbooms
Ein Drittel aller Firmenkonkurse betrifft Unternehmen, welche keine drei Jahre existiert haben. Das kann damit zusammenhängen, dass viele Firmen in Branchen gegründet werden, in welchen tiefe Eintrittsbarrieren vorhanden sind. Mit relativ wenig Kapital ausgestattet, wagen viele den Schritt in die Selbstständigkeit, bei den ersten Turbulenzen werden dann die schwächsten Unternehmen wieder aus dem Markt katapultiert. Gut ersichtlich ist ausserdem, dass ein Viertel aller Firmenpleiten auf das Konto von Unternehmen gehen, welche über 10 Jahre existierten.


Nur leichter Rückgang bei Neueintragungen im Handelsregister
Die Neugründungen sind in den ersten zehn Monaten schweizweit um nur 6.9% zurückgegangen. Nachdem im August und im September 2009 sogar mehr neue Firmen gegründet wurden als im selben Vorjahreszeitraum, ist diese Zahl im Oktober wieder gesunken (-6.2%). Insgesamt wurden im laufenden Jahr bis Ende Oktober 28?745 Firmen neu im Handelsregister eingetragen. Dieses hohe Niveau konnte beibehalten werden, weil wie bereits erwähnt, die Eintrittsbarrieren für neue Unternehmen immer kleiner wurden und weil für viele Menschen gerade in einer Krise der Weg in die Selbstständigkeit eine attraktive Alternative zu der unsicheren Situation auf dem Arbeitsmarkt ist.


D&B warnt vor verfrühter Euphorie
Die Zahl der Konkurse ist weiterhin auf Rekordkurs. Schwierig abzuschätzen ist, ob die Abschwächung in den Monaten September und Oktober 2009 schon eine definitive Trendwende darstellt oder nicht. Die leichte Erholung z.B. in exportorientierten Branchen kann auch damit zusammen hängen, dass im Ausland die Lagerbestände wieder aufgebaut werden mussten oder dass sich die Wirtschaft in einigen Ländern nur dank künstlichen und zeitlich begrenzten Stützen (z.B. Abwrackprämie) kurzzeitig etwas erholt hat. «Sollten sich ausserdem die ersten positiven Signale von der Privatkonsumfront bestätigen, besteht die Chance, dass die Binnenwirtschaft mit einem blauen Auge davon kommen wird und sich bereits wieder erholen kann, bevor sie von der Krise richtig getroffen wird», führt Raphael Keller, Business Analyst bei D&B, aus. (d&b/mc/ps)


Über Dun & Bradstreet (D&B)
D&B ist ein Unternehmen der Bisnode Gruppe und gehört zum weltweiten D&B Netzwerk, dem Weltmarktführer für Wirtschaftsinformationen und Firmenbewertungen. Unternehmen aus allen Branchen nutzen die Daten und Lösungen von D&B zur Bonitätsprüfung, bei der Kundengewinnung und im strategischen Einkauf.
Basis dafür ist die D&B Datenbank mit Informationen über 500`000 Schweizer Unternehmen und mehr als 150 Millionen Unternehmen weltweit. In die Bonitätsbewertung der Firmen fliesst auch deren Zahlungsverhalten ein. Dazu wertet D&B alleine in der Schweiz jährlich rund 9 Millionen Rechnungen aus.
Die Zuordnung aller Informationen zu den Unternehmen ist durch die von D&B eingeführte D-U-N-S® Nummer eindeutig. Die D-U-N-S® Nummer wird unter anderem von der Europäischen Kommission und der ISO als Standard eingesetzt und empfohlen und von namhaften Grossunternehmen und Banken in der Schweiz bei der Identifikation von Kunden und Lieferanten im Risikomanagement genutzt.

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