Poker um ProSiebenSat.1 – «Saban hat immer noch ein Ass im Ärmel»

Nun muss sich die Investorengruppe um Saban möglicherweise nach einem neuen Käufer umsehen. «Ein Saban hat immer noch ein Ass im Ärmel», sagt ein Branchenkenner. Ob ein anderes Unternehmen aber wie Springer insgesamt mehr als vier Milliarden Euro für ProSiebenSat.1 hinlegen würde, gilt in der Branche als zweifelhaft.


Noch nichts endgültig entschieden
Zwar ist mit dem KEK-Veto noch nichts endgültig entschieden. Doch Springer-Chef Mathias Döpfner baute am Dienstag schon einmal vor. Wenn die Übernahme scheitere, liege die Zukunft des Medienhauses eben in den digitalen Märkten und im Ausland, sagte er beim Neujahrsempfang seines Verlags. Für Saban allerdings wäre dies ein herber Rückschlag. Bei einem Verkauf an Springer kann er seinen Einsatz in etwa verdreifachen.


«Ich war der letzte Aufrechte»
Diesen satten Gewinn hat sich Saban nach eigener Einschätzung durchaus verdient. «Ich war der letzte Aufrechte, als alle anderen davon liefen», sagte der US-Unternehmer einmal. Als Saban und seine Finanzinvestoren im Sommer 2003 den TV-Konzern übernahmen, war die Fernsehwerbe-Branche auf dem Tiefpunkt. Der Bauer-Verlag hatte die geplante Übernahme von ProSiebenSat.1 in letzter Minute doch lieber abgesagt, auch Springer wagte die Grossakquisition damals nicht.

Gespür für das richtige Timing
Mit dem Kauf bewies Saban wieder einmal ein gutes Gespür für das richtige Timing. Die Werbebranche hat sich inzwischen erholt, der ProSiebenSat.1-Aktienkurs hat sich verdreifacht.

«Mit mehr als vier Milliarden Euro hatte damals niemand gerechnet»
Ob ein anderer Käufer den Springer-Preis zahlen wird, bleibt dennoch abzuwarten. «Mit mehr als vier Milliarden Euro hatte damals niemand gerechnet», sagte ein ProSiebenSat.1-Manager. In Branchenkreisen wird davon ausgegangen, dass Saban den Markt bereits sondiert. «Er redet mit den Grossen in Frankreich und den USA», sagt ein Experte.


Sender TF1 genannt
In erster Linie wird dabei der französische Sender TF1 genannt, bei dem Saban im Aufsichtsrat sitzt. Die Franzosen wollten schon im Juni 2003 zehn Prozent an der deutschen Senderkette übernehmen. Damals wollte TF1 angeblich 100 bis 150 Millionen Euro dafür bezahlen. Mit einer solchen Bewertung würde sich Saban heute keinesfalls mehr zufrieden geben.


Springer hat noch nicht zurückgezogen
Noch aber hat Springer nicht zurückgezogen. Am Freitag treffen sich die Direktoren der Landesmedienanstalten, die das KEK-Veto mit Drei-Viertel-Mehrheit überstimmen können. Am 20. Januar will dann das Bundeskartellamt entscheiden, das bereits schwere Bedenken signalisiert hat. Wenn Springer nicht noch tief greifende Zugeständnisse macht, einen Partner findet oder eine Ministererlaubnis bekommt, würde ProSiebenSat.1 bei einem Kartell-Veto an die US-Investoren zurückfallen. Dann wäre Saban wieder am Zug. «Ich bin gespannt, welches weisse Kaninchen er dann aus dem Hut zaubert», meint ein Branchenexperte. (awp/mc/gh)

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