Porsche: Übernahmeangebot für VW unter aktuellem Börsenkurs

Wie Porsche am Mittwoch in Stuttgart weiter mitteilte, wird für nicht stimmberechtigte Vorzugsaktien ein vorläufiger Betrag von 65,45 Euro berechnet.


Mehrheit nicht das Ziel von Porsche
Wie erwartet beinhaltet die Porsche-Offerte nur das gesetzlich festgelegte Mindestangebot, das unter dem aktuellen Börsenkurs liegt. Branchenexperten hatten deshalb bereits von einer Formsache gesprochen. Porsche-Stammaktien notierten am Mittwochmittag bei 111,39 Euro (minus 1,95 Prozent), die stimmrechtlosen Vorzugsaktien wurden für 74,51 Euro gehandelt (minus 2,92 Prozent). Porsche-Sprecher Anton Hunger hatte wiederholt erklärt, dass man nicht auf eine Mehrheit bei VW ziele. Porsche habe aber nach Abgabe des Pflichtangebots «jede Freiheit, zu reagieren». Nach den Worten von Vorstandschef Wendelin Wiedeking könne man nun «noch schneller reagieren, falls Hedge-Fonds bei VW einsteigen wollen».


Vom Angebot dürfte kaum Gebrauch gemacht werden
Branchenexperten erwarten, dass angesichts des höheren VW-Aktienkures kaum Gebrauch von dem Angebot gemacht wird. Porsche muss nach Ablauf der Annahmefrist, die zwischen vier bis zehn Wochen liegt, erst ab einem Anteil von über 50 Prozent bei VW wieder eine Pflichtmitteilung veröffentlichen. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) muss nun das von Porsche errechnete Angebot prüfen und genehmigen. Nach Abschluss der Prüfung, die bis zu zwei Wochen dauern kann, wird das Angebot dann offiziell vorgelegt. Sollten doch mehr Aktionäre als erwartet davon Gebrauch machen, hat sich Porsche-Chef Wendelin Wiedeking der Sportwagenbauer vorsorglich von Banken einen Kreditrahmen in der Grössenordnung von 35 Milliarden Euro gesichert.


Porsche hatte in einem Aufsehen erregende Schritt zu Wochenbeginn seine Pläne bei VW veröffentlicht, nachdem noch vor kurzem offiziell beteuert worden war, man wolle den Anteil an den Wolfsburgern unter 30 Prozent halten. Am Montag hatte Porsche dann wie erwartet mitgeteilt, man habe für rund eine Milliarde Euro eine Option auf den Erwerb von 3,6 Prozent der Stammaktien von Volkswagen ausgeübt.


Piëch strebt weltweiten Firmenverbund an
Branchenbeobachter gehen davon aus, dass VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch mit VW, Porsche und einer Allianz aus den Nutzfahrzeugbauern MAN und Scania und der VW-Nutzfahrzeugsparte einen auf allen Feldern agierenden weltweiten Firmenverbund schaffen will. Die milliardenschweren Familien Piëch und Porsche besitzen alle Stammaktien von Porsche. Der Sportwagenbauer wird im Zusammenhang mit dem Ausbau der VW-Beteiligung auch seine Konzernstruktur umbauen: Künftig sollen die Beteiligungen von einer Holding geführt werden, die zudem in eine europäische Aktiengesellschaft («Societas Europaea»/SE) mit Sitz im Grossraum Stuttgart umgewandelt werden soll. (awp/mc/pg)

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