Porsche-VR macht Weg für Übernahme durch Volkswagen frei

In den Durchführungsverträgen werden die organisatorischen, strukturellen und rechtlichen Details der Zusammenführung beider Unternehmen verbindlich geregelt, teilte die Porsche SE mit. Ihr Abschluss stelle einen weiteren wichtigen Schritt auf dem Weg zum integrierten Automobilkonzern dar, der im Laufe des Jahres 2011 Realität werden soll. Der nächste Meilenstein werde die bis Ende 2009 geplante Beteiligung von Volkswagen an der Porsche AG in Höhe von 49,9% sein.


Neuer Kreditrahmen
Eine der wesentlichen Voraussetzungen für die Zustimmung beider Aufsichtsgremien war laut der Porsche-Mitteilung der Abschluss der Verhandlungen mit dem Bankenkonsortium von Porsche zur Rückführung des bestehenden Grosskredits. Dabei werde die Porsche SE den bestehenden Kreditrahmen über 10,75 Mrd EUR ablösen durch eine neue Kreditlinie, die bis zu einem Gesamtvolumen von 8,5 Mrd EUR reicht. Diese Summe verteile sich auf drei Tranchen mit Laufzeiten zwischen zwei und drei Jahren und reduziere die Zinslast von Porsche deutlich. An der neuen Kreditlinie beteiligten sich laut Porsche ausnahmslos alle Banken, die auch in der alten Linie engagiert waren mit unveränderten Quoten. Bereits vor einer Woche hatte Dow Jones Newswires aus Kreisen erfahren, dass sich Porsche eine neue Kreditlinie über 8,5 Mrd EUR gesichert hat.


Jahrelange Übernahmeschlacht 
Mit der Zustimmung des Porsche-Aufsichtrats zur Übernahme durch Volkswagen steht der erste Auftritt des VW-Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn als Porsche-Chef bevor. Am kommenden Mittwoch legen die Stuttgarter ihre endgültigen Zahlen für das Geschäftsjahr 2008/09 vor und haben zu einer Bilanzpressekonferenz geladen. Dann dürfte Winterkorn den Vorsitz der Porsche-Holding bereits innehaben, und VW somit faktisch die Verantwortung über die Stuttgarter. Der geplante Zusammenschluss ist somit so gut wie unter Dach und Fach und der seit Jahren andauernde Übernahmekampf geht dem Ende entgegen. Ursprünglich hatte Porsche versucht, die deutlich grössere Volkswagen AG zu übernehmen. Angesichts der Finanz- und Wirtschaftskrise ging den Stuttgartern aber das Geld aus; sie verhoben sich bei dem Versuch, den Massenhersteller mit geschickten Optionsgeschäften heimlich unter das Dach der Sportwagenholding zu bekommen.


Machtkampf verloren gegeben
Mitte August stimmte der hoch verschuldete Sportwagenhersteller nach dramatischen Verhandlungen dann zu, als zehnte Marke bei der Volkswagen AG eingegliedert zu werden. Zuvor hatte Porsche die Übernahme des Sportwagengeschäfts durch die Wolfsburger stets abgelehnt. Seither verhandelten Experten um die Details des grundsätzlich vereinbarten Vorhabens. Den Weg für die grundsätzliche Einigung im August geebnet hatten die Rücktritte des Porsche-Vorstandsvorsitzenden Wendelin Wiedeking und seines Finanzchefs Holger Härter. Beide hatten Ende Juli den Machtkampf mit dem einflussreichen VW-Aufsichtsratsvorsitzenden und Porsche-Miteigentümer Ferdinand Piëch verloren gegeben. Piëch plädierte stets für den Verkauf des Sportwagengeschäfts von Porsche an Volkswagen, Wiedeking – der eigentlich Volkswagen übernehmen wollte – versuchte dies zu verhindern.


Zusammenschluss in mehreren Schritten
Der Zusammenschluss von VW und Porsche soll nun in mehreren Schritten erfolgen. Noch in diesem Jahr will Volkswagen für rund 4 Mrd EUR knapp die Hälfte von Porsche übernehmen. Dazu soll das Kapital im ersten Halbjahr 2010 erhöht werden. Die Aktionäre sollen dem Plan auf einer ausserordentlichen Hauptversammlung am dritten Dezember zustimmen. Auch Porsche will mit Hilfe einer Kapitalerhöhung um mindestens 5 Mrd EUR die drückende Schuldenlast reduzieren und damit die Voraussetzungen für einen integrierten Automobilkonzern zu schaffen. Die endgültige Verschmelzung beider Konzerne soll 2011 erfolgen.


Porsche-Holding tief in der Verlustzone
Die Porsche-Eignerfamilien Porsche und Piëch dürften mit 30% bis 45% die grössten Anteilseigner des kombinierten Unternehmens werden. Zweitgrösster VW-Aktionär wird das Land Niedersachsen mit 20,1% bleiben, das Emirat Qatar wird 17% halten. Die Porsche-Holding ist wegen ihrer Geschäfte mit VW-Aktienoptionen im abgelaufenen Geschäftsjahr tief in die roten Zahlen gerutscht. Für 2008/09 wiesen die Stuttgarter Mitte des Monats nach bilanzieller Verarbeitung der spektakulären Kurssicherungsgeschäfte vorläufig einen Fehlbetrag von 4,4 Mrd EUR vor Steuern aus.


Als der Gewinn noch höher als der Umsatz war
In den Vorjahren hatte Porsche noch massiv vom Einstieg bei VW profitiert. Beispielsweise im Jahr 2007/08 hatten Optionsgeschäfte den Gewinn aufgebläht; mit 8,6 Mrd EUR fiel das Vorsteuerergebnis höher aus als der Umsatz. Aktuell hält Porsche über die Holdinggesellschaft 50,76% an Volkswagen. Zugleich war allerdings die Verschuldung von Porsche massiv gestiegen, weshalb Analysen bis heute besorgt auf die Finanzlage der Stuttgarter schauen. Etliche institutionelle VW-Investoren kritisierten die undurchsichtigen Finanzen bei Porsche und kündigten für die ausserordentliche VW-Hauptversammlung Anfang Dezember ihren Widerstand gegen die Fusion an.


Niedersachsen soll faktisches Vetorecht behalten
Zementiert werden sollen auf der Eigentümerversammlung auch die umfangreichen Sonderrechte des Landes Niedersachsen. Die Landesregierung soll bei dem Autogiganten aus Volkswagen und Porsche ihr faktisches Vetorecht für wichtige Unternehmensentscheidungen wie beispielsweise Werksschliessungen behalten. Zudem sollen sie zwei Kontrolleure in den Aufsichtsrat entsenden können, so lange sie mindestens 15% an VW halten. Würde der Automobilkonzern diese Regelungen in die Satzung aufnehmen, würde er den Einfluss Niedersachsens sichern, auch wenn das in Brüssel umstrittene VW-Gesetz doch noch fallen sollte. (awp/mc/ps/31)

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