Portugal senkt Wachstumserwartungen – Bonität herabgestuft

Die Zentralbank in Lissabon schraubte die Wachstumsaussichten des Landes für 2011 derweil nahezu auf Stagnationsniveau herunter. Man gehe für das nächste Jahr von nur noch 0,2 Prozent plus beim Bruttoinlandsprodukt aus, hiess es. Im Frühling lag die Prognose noch bei 0,8 Prozent. In diesem Jahr soll die Wirtschaft Portugals um 0,9 Prozent wachsen.


2009 ein Rekord-Haushaltsdefizit
Für den privaten Konsum wird 2011 in Folge der Sparmassnahmen zur Sanierung des Staatshaushalts in Lissabon ein Rückgang von 0,9 Prozent erwartet. Portugal hatte 2009 ein Rekord-Haushaltsdefizit von 9,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts verbucht.


Einstufung als «A1»
Mit der Einstufung als «A1» gilt die Anlage in portugiesische Staatsanleihen immer noch als sicher, sofern keine unvorhergesehenen Ereignisse auftreten. Eine Herunterstufung kann allerdings bedeuten, dass das Land an den Märkten künftig höhere Zinszahlungen versprechen muss, um noch an frisches Geld zu kommen. Die Anleihen Griechenlands waren von mehreren Agenturen dagegen auf «Ramschstatus» herabgestuft worden. Moody’s hatte die Note für Griechenland Mitte Juni um gleich vier Stufen von «A3» auf «Ba1» gesenkt, was zu scharfen Protesten aus der griechischen Regierung geführt hatte.
Den Ausblick für Portugal schätzte Moody’s als «stabil» ein. Dies bedeutet, dass mittelfristig keine weitere Abwertung in Erwägung gezogen wird. Portugal reagierte gelassen auf die Herabstufung. Moody’s habe der Wirtschaftspolitik des Landes durch den stabilen Ausblick «ein Vertrauenssignal gegeben», hiess es vom Finanzministerium.


Herabstufung sei zu erwarten gewesen
Minister Fernando Teixeira dos Santos erklärte am Rande eines EU-Finanzministertreffens in Brüssel, die Herabstufung sei zu erwarten gewesen, da Moody’s die Kreditwürdigkeit von Portugal zwölf Jahre lang unverändert gelassen habe. «Es handelt sich meiner Meinung nach um eine verspätete Reaktion im Vergleich zu anderen Ratingagenturen». An den Finanzmärkten war die Herabstufung erwartet worden. An der Düsseldorfer Börse wiesen zehnjährige Anleihen Portugals am Dienstag eine Rendite von deutlich über fünf Prozent auf. Zum Vergleich: Deutsche Staatsanleihen über zehn Jahre, mit der Bestnote «AAA» bewertet, bringen weniger als drei Prozent Zinsen pro Jahr. Griechische Anleihen dagegen teils mehr als zehn Prozent. (awp/mc/gh)

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