Raiffeisen-Gruppe gegen Banklizenz für PostFinance

«Denn ob es möglich ist, unsere 1’150 Bankstellen zu erhalten, wenn eine staatliche Postbank käme, ist fraglich», sagte Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz in einem Interview mit der «Handelszeitung» vom Mittwoch. Bisher versorge die Raiffeisen-Gruppe die Landregionen mit Bankdienstleistungen. Sie biete einen eigentlichen Service public, sagte Vincenz. Im Fall einer Volksabstimmung über eine Banklizenz für die PostFinance würde die Raiffeisen-Gruppe ihre 3 Mio Kunden mobilisieren, um das Vorhaben zu bodigen.


«Gleich das Bankenwesen verstaatlichen»
Nach Ansicht von Vincenz hätte die PostFinance mit dem Staat im Hintergrund Vorteile gegenüber den Banken. Dass die PostFinance nicht auf einer Staatsgarantie beharrt, lässt er nicht gelten: «Auch eine Bundesbeteiligung von 50% wäre de facto eine Staatsgarantie.» «Eigentümer der PostFinance ist der Staat. Wenn die PostFinance eine Banklizenz erhielte, gäbe es auf kantonaler Ebene Banken mit Staatsgarantie und dann noch auf Bundesebene. Dann könnte man gleich das Bankenwesen verstaatlichen», monierte Vincenz.


Expansion nach Plan
Vorerst denkt die Raiffeisen-Gruppe aber nicht daran, Filialen zu schliessen – im Gegenteil. Die Expansion läuft nach Plan. So entstanden im vergangenen Jahr 18 Geschäftsstellen. Am neuen Standort in Thalwil würden täglich rund 15 Konten eröffnet. Vincenz hat denn auch insbesondere den Grossraum Zürich im Visier: Die Raiffeisen-Gruppe peilt hier einen Marktanteil von 20% an. Derzeit sind es erst 2%. Geplant ist auch, die Stadt Zürich in den Quartieren zu erschliessen. «Offensichtlich ist Nähe zum Kunden und Präsenz mit dem genossenschaftlichen Geschäftsmodell auch in einem grossen Kanton wie Zürich ein starkes Argument», sagte Vincenz. Die Raiffeisen-Gruppe hat eine Bilanzsumme von rund 123 Mrd CHF. (awp/mc/ps)

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