Remo Brunschwiler, CEO Swisslog: «Wir sind auf dem richtigen Weg, nachhaltig positive Ergebnisse zu erzielen»

von Patrick Gunti


Herr Brunschwiler, Swisslog hat das erste Halbjahr 2006 trotz mehr Umsatz (+ 14,1 %) und einem markant verbesserten operativen Ergebnis (+ 62,3 %) mit einem Verlust von 15,6 Mio. Franken abgeschlossen. Worauf ist dieser Verlust zurückzuführen?


Der Verlust ist durch zwei Einmal-Effekte bedingt, nämlich einer Goodwill-Wertberichtigung von MCHF 10.0 bei der Division Consulting Services/Wassermann sowie einem Finanzaufwand von MCHF 8.0 , der aus dem Teilrückkauf der Wandelanleihe resultierte.


Wie gross ist die Enttäuschung, nachdem Sie im vergangenen Jahr nach sehr schweren Zeiten erstmals wieder einen Gewinn ausweisen konnten?


Die Enttäuschung hält sich in Grenzen, da wir einerseits operativ weitere Fortschritte erzielen konnten und anderseits die Projekt-Pipeline für das zweite Halbjahr vielversprechend aussieht. Wir sind auf dem richtigen Weg, nachhaltig positive Ergebnisse zu erzielen.


Operativ hat Swisslog im ersten Halbjahr bedeutend besser abgeschnitten als im Vorjahr. Wie werten Sie die Verbesserung in den Bereichen «Warehouse & Distribution Solutions» und «Healthcare Solutions»?


In der Division Warehouse & Distribution Solutions erlaubte uns der gute Auftragsbestand von Ende 2005 eine Steigerung des Umsatzes, was sich in einer deutlichen Erhöhung des EBITA manifestierte. Bei Healthcare Solutions haben wir bei Auftragseingang, Auftragsbestand, Umsatz und EBITA zulegen können.


Die Neuausrichtung von «Consulting Services/Wassermann» entspricht unseren Erwartungen. (Remo Brunschwiler, CEO Swisslog)


Sowohl operativ wie auch umsatzmässig hinkt der Bereich «Consulting Services/Wassermann» hinterher. Worauf führen Sie dies zurück?


Diese Division muss sich in einem stark umkämpften Markt behaupten. Wir haben auf diese Entwicklung mit verschiedenen Massnahmen reagiert, insbesondere mit einer klareren Positionierung von Consulting Services/Wassermann. Die Neuausrichtung entspricht unseren Erwartungen. Weiter haben wir das Personal deutlich reduziert, um Kosten zu senken.


Der Auftragseingang ging in der ersten Jahreshälfte im Vorjahresvergleich um 8,9 % zurück. Wo sehen Sie die Gründe?


Dieser Rückgang ist primär durch Verzögerungen von Grossaufträgen bei Warehouse & Distribution Solutions begründet. Wir sind aber zuversichtlich, im 2. Halbjahr einige Grossaufträge verbuchen zu können.


Worauf beruht Ihre Zuversicht?


In der Pipeline haben wir mehrere Projekte von Unternehmen aus unterschiedlichen Regionen, darunter langjährige Kunden. Zudem haben wir gerade in Europa feststellen können, dass die Nachfrage nach unseren Leistungen zunimmt.


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Auch bei mehr Aufträgen gehen Sie nicht davon aus, in diesem Jahr noch in die schwarzen Zahlen zu kommen. Wie sehen Ihre Erwartungen für 2007 aus?


Das zweite Halbjahr sollten wir mit einem positiven Unternehmensergebnis abschliessen, ohne die genannten Einmaleffekte vollständig kompensieren können. Für das Geschäftsjahr 2007 rechnen wir jedoch mit einem ansprechenden Reingewinn.


Wenn sich ein Management betont kurzfristige Ziele setzt, müsste es sich auch daran messen lassen. (Remo Brunschwiler)


Zuletzt konnte Swisslog den deutschen Systemlieferanten PAPSTAR als Kunden gewinnen. Was sind die Bestandteile des Auftrags und welches finanzielle Volumen weist er auf?


Der Auftrag von PAPSTAR umfasst die gesamte Planung, Projektierung und Realisierung eines neuen Hochregallagers sowie die Neustrukturierung der Gesamtlogistik dieses in seiner Branche führenden Unternehmens. Der Ausbau wird PAPSTAR ermöglichen, in Zukunft noch effizienter und bedarfsorientierter auf die sich wandelnden Kundenbedürfnisse einzugehen. Das Volumen beläuft sich auf ca. 4 Mio. Euro. PAPSTAR ist ein gutes Beispiel für die grosse Anzahl von kleineren und mittleren Aufträgen, die wir in den letzten Monaten verbuchen konnten.


Letzte Frage: In den letzten Monaten ist vermehrt Kritik an der Kurzfristigkeit der Beurteilung von Unternehmen zu vernehmen. Firmen und CEO?s würden immer stärker nur noch an Quartalszahlen gemessen, und nicht mehr an den langfristigen Folgen von strategischen Entscheidungen. Wie ist Ihre Meinung dazu?


Zweifellos läuft eine rein kurzfristige Analyse von Unternehmen immer Gefahr, das Potenzial von strategischen Entscheiden oder die diesen Entscheiden zugrundeliegenden Entwicklungen der Märkte zu übersehen. Von daher ist eine solche Betrachtungsweise kaum im Interesse von Aktionären, die einen längeren Zeithorizont haben. Wenn sich aber ein Management betont kurzfristige Ziele setzt, müsste es sich auch daran messen lassen.


Herr Brunschwiler, wir bedanken uns für das Interview.


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Zur Person:
Remo Brunschwiler (Jahrgang 1958) ist seit dem 1. März 2003 CEO von Swisslog. Von 1996 bis 2003 stand er der Eurocargo Division von Danzas vor. Von 1989 bis 1996 war er als Berater bei McKinsey in der Schweiz und in Deutschland für Logistik- und Pharma-Unternehmen tätig. Seine berufliche Laufbahn startete er als strategischer Planer bei Ciba-Geigy AG in Basel und als Produktmanager für pharmazeutische Produkte bei Ciba-Geigy in Italien. Remo Brunschwiler studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität Basel und schloss ein MBA am INSEAD Fontainebleau ab.


Zum Unternehmen:
Swisslog ist eine weltweit agierende Anbieterin von integrierten Logistiklösungen für Lagerhäuser, Verteilzentren und Krankenhäuser. Die Leistungspalette umfasst die Erstellung komplexer Lagerhäuser und Verteilzentren inklusive der Implementierung von eigener Software sowie innerbetriebliche Logistiklösungen für Krankenhäuser. Des Weiteren bietet sie Software- und Beratungsleistungen im Bereich Supply Chain Management an. Die Swisslog-Lösungen ermöglichen den Kunden, die Produktions-, Logistik- und Distributionsprozesse zu optimieren, um die Flexibilität, die Reaktionsfähigkeit und die Qualität der Serviceleistungen zu steigern sowie Logistikkosten zu minimieren. Swisslog verfügt über ein breites Know-how und langjährige Planungs- und Realisierungserfahrung in mehr als 50 Ländern auf allen Kontinenten. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Buchs/Aarau, Schweiz, beschäftigt in 20 Ländern derzeit rund 1850 Mitarbeitende. Die Muttergesellschaft der Gruppe, die Swisslog Holding AG, ist an der SWX Swiss Exchange kotiert (Valorennummer: 1 232 462, Telekurs: SLOG, Reuters: SLOG.S).

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