Reto Wehrli, Schwyzer Nationalrat (CVP)

Von Helmuth Fuchs


Moneycab: Herr Nationalrat Wehrli, Samuel Schmid tritt nach fast acht Jahren im Bundesrat und mit der scheinbar gesicherten Finanzierung des nächsten Rüstungsprogrammes zurück. Wie beurteilen Sie den Zustand des VBS (Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport) und den Zeitpunkt des Rücktritts?


Reto Wehrli: Technisch-operativ funktioniert das VBS grundsätzlich. Die Mängel im VBS sind nun in einem Bericht (den ich noch nicht kenne) erfasst, welcher durch das Parlament zu beurteilen ist. National- und Ständerat werden die nötigen Korrekturmassnahmen beschliessen. Im übrigen muss nun der neue Chef VBS in die Hosen.  Der Rücktritt von Samuel Schmid kommt nicht überraschend. Dass Bundesrat Schmid aufhören will, zeichnete sich meines Erachtens schon seit längerer Zeit ab. Er war auf der Suche nach dem richtigen Anlass. Den hat Herr Schmid nun gefunden, nachdem er bei der Behandlung des Rüstungsprogramms in der Kommission einen Erfolg erzielt hat. Damit können alle Seiten das Gesicht wahren. Um die Sache, nämlich um die Armee, ging es nur noch am Rande.



«Politik wird mehr und mehr zu einem Bestandteil der Unterhaltungsindustrie.» Reto Wehrli, Nationalrat


Persönlich beklagte sich Samuel Schmid über Diffamierung und fehlenden Respekt. Ist das politische Klima in de letzten Jahren wirklich härter geworden und wie beurteilen Sie die Bedeutung der Konkordanz für unser politisches System?


Das politische Klima ist härter, vor allem aber ist es immer medien- und parteilastiger geworden. Parteien, die ihren eigenen, kurzfristigen Erfolg als oberste Priorität sehen, nehmen Angriffe auf die Person ohne weiteres in Kauf – auch auf eigene Exponenten. Darunter hat Bundesrat Schmid sicher gelitten. Politik wird mehr und mehr zu einem Bestandteil der Unterhaltungsindustrie.



«Falls ihn die SVP wirklich portiert, wird es noch einmal zu einem kurzen Showdown kommen. Dann wird die Supernova Christoph Blocher verschwunden sein.»


Durch seinen Rücktritt zwingt Samuel Schmid seine ehemalige Partei, die SVP, dazu, Farbe zu bekennen. Was glauben Sie wird überwiegen, der Wille zum Mitregieren oder das Festhalten am Prinzip, sich bezüglich der Kandidaten nichts von den anderen Parteien aufzwingen zu lassen.


Die SVP hat bekanntlich entschieden, sie wolle wieder im Bundesrat vertreten sein. Die Frage, mit welcher Person dies der Fall sein soll, hat sie ausdrücklich offengelassen. Allerdings weiss man nicht so recht, wie lange solche Entscheide noch etwas gelten.


Als wie wahrscheinlich beurteilen Sie ein Comeback von Christoph Blocher?


Trotz seiner unbestreitbaren Talente und seiner Verdienste als Bundesrat wurde er vor einem Jahr nicht wiedergewählt. Jetzt ist er chancenlos. Ich bedaure, dass er sich angeblich wieder zur Verfügung stellen will. Er gefährdet damit seine eigene Reputation und er bringt seine eigene Partei in Schwierigkeiten. Falls ihn die SVP wirklich portiert, wird es noch einmal zu einem kurzen Showdown kommen. Dann wird die Supernova Christoph Blocher verschwunden sein.



«Gefragt sind Kompetenz in der Sache und ein überdurchschnittliches Talent betreffend Motivation und Kommunikation. Zumindest Letzteres war in jüngster Zeit Mangelware.»


Aus Ihrem Kanton wurde mit dem AUNS-Vorsitzenden Pirmin Schwander ein Kandidat von seiner Kantonalpartei schon offiziell lanciert. Wie beurteilen Sie als Schwyzer diese Kandidatur?


Vertreter aus dem Kanton Schwyz versuchen es ab und zu wieder. Ich glaube aber, dass innerhalb der SVP andere Kandidaten im Vordergrund stehen. Wir werden sehen.


Welche Merkmale, welche Erfahrungen sollte ein Bundesrat für die Führung des VBS in der aktuellen Situation mitbringen?


Primär ist ein Bundesrat Mitglied der Kollegialbehörde Bundesrat und muss in der Lage sein, dort kompetent mitzuwirken. Was das VBS betrifft: Wenn jetzt Bundesrat und Parlament sich nicht endlich zu einer nachvollziehbaren Sicherheitspolitik durchringen können, wenn also nicht endlich klar wird, welche Aufgabe, welches Ziel, welches Tätigkeitsfeld die Armee hat und wir dieses konsequent umsetzen, dann sehe ich langsam schwarz. Gefragt sind Kompetenz in der Sache und ein überdurchschnittliches Talent betreffend Motivation und Kommunikation. Zumindest Letzteres war in jüngster Zeit Mangelware.


Sie fallen in der Arena immer wieder mit differenzierten und dennoch verständlichen Voten auf. Falls «Arenatauglichkeit» für die Karriere entscheidend ist, wohin soll Sie Ihr Weg führen und was sind Ihre wichtigsten Anliegen?


Besten Dank für die Blumen. Ich fühle mich im Kanton Schwyz sehr getragen und mache konsequente Sachpolitik. Das hat nichts mit Karriere aber viel mit fester Überzeugung zu tun. Meine Anliegen werden laufend in konkreter politischer Arbeit umgesetzt. Einige Hauptpunkte: Langfristige Sicherung unserer guten sozialstaatlichen Institutionen (AHV, IV etc.); Förderung erneuerbarer Energien und dadurch mehr Wertschöpfung und Unabhängigkeit für unser Land; gemeinsame elterliche Sorge als Regelfall; Weiterführung des zähen bilateralen Weges, damit wir nicht der EU beitreten müssen.




Reto Wehrli
geboren am 1. Februar 1965 in Zug,&Schwyzer Nationalrat (CVP)


Reto Wehrli wurde 1987 in den Vorstand der CVP der Gemeinde Steinen gewählt. Vier Jahre später, 1991, wurde er in den kantonalen Vorstand der CVP Schwyz berufen, dem er heute noch angehört. Vom Jahr 2000 bis 2003 gehörte er dem Kantonsrat Schwyz an. 2003 wurde er schliesslich in den Nationalrat gewählt und im Jahr 2007 vom Schwyzer Wahlvolk bestätigt. Dort ist er Mitglied der Kommission für Soziale Sicherheit und Gesundheit (SGK) und der aussenpolitischen Kommission (APK). Zudem gehört er der Schweizer Delegation bei der Interparlamentarischen Union an.


Dr. jur. Reto Wehrli besitzt in seinem Wohnort Schwyz eine Rechtsanwaltskanzlei. Er ledig und ist Vater eines Sohnes.

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