Rio Tinto bläst Chinalco-Deal ab – Geldspritze über Kapitalerhöhung

Um trotzdem an die dringend benötigte Finanzspritze zu kommen, kündigte Rio Tinto nun eine mit grossem Abschlag versehene Kapitalerhöhung über 15,2 Milliarden US-Dollar an. Zudem plant der Konzern, seine australischen Eisenerzminen mit denen seines Rivalen BHP Billiton zusammenzulegen. Nach dem zunächst ausgesetzten Handel schossen die Rio-Tinto-Aktien in Australien um neun Prozent in die Höhe. In London starteten die Papiere am Morgen mit einem Plus von 8,46 Prozent in den Handel und kostete damit 2.950 Pence je Anteilsschein.


Chinalco wollte Anteil verdoppeln
D ie Chinesen liessen zunächst offen, wie sie weiter vorgehen wollen. «Wir haben noch nicht durchdacht, was wir als nächstes tun werden», sagte Chinalco-Manager Lu Youqing. Das Rio-Tinto-Management betonte, dass es weiterhin an einer Zusammenarbeit mit Chinalco interessiert sei. Zunächst aber legt Rio Tinto seine australischen Minen in einem Joint Venture mit BHP Billiton zusammen. Die möglichen Synergien bezifferte Rio Tinto auf mehr als 10 Milliarden Dollar. Ausserdem erwartet er eine Ausgleichszahlung von BHP Billiton über 5,8 Milliarden Dollar. Chinalco wollte seinen Anteil an Rio Tinto von rund neun Prozent verdoppeln. Das Geschäft hätte einen Umfang von 19,5 Milliarden US-Dollar (13,7 Mrd Euro) gehabt und wäre sowohl die grösste Auslandsinvestition Chinas als auch die grösste ausländische Beteiligung in der australischen Wirtschaftsgeschichte gewesen. Rio Tinto muss den Chinesen nun eine Vertragsstrafe von 195 Millionen US-Dollar bezahlen, weil das Geschäft geplatzt ist.


Geld für Kredit-Rückzahlung
Im Zuge der Kapitalerhöhung über Bezugsrechte können Rio-Tinto-Aktionäre für je 40 alte Aktien 21 neue Aktien zeichnen. In Grossbritannien liegt der Bezugspreis je Aktie bei 1.400 Pence, in Australien bei 28,29 australischen Dollar. Insgesamt will der Konzern durch die Kapitalerhöhung 15,2 Milliarden US-Dollar einnehmen und damit die Rückzahlung seiner Kredite sichern. Rio Tinto ist nach dem Kauf des Rivalen Alcan vor zwei Jahren mit rund 38 Milliarden Dollar verschuldet. Durch die Finanzspritze soll die Verschuldung auf 23,2 Milliarden Dollar sinken.


Freude in Australien
Der australische Abgeordnete Barnaby Joyce zeigte sich erfreut über den geplatzten Deal mit den Chinesen. «Das ist grossartig für die Australier – es gibt keine Komplikationen, die entstanden wären, wenn die kommunistische Regierung Chinas teilweise in Besitz des australischen Rohstoffreichtums gekommen wäre», sagte er. Die Regierung hatte im vergangenen Jahr Sorge über das wachsende Interesse staatlicher ausländischer Investmentfonds an Beteiligungen im australischen Rohstoffsektor geäussert .


(awp/mc/hfu/06)

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