Rudolf Weber, CEO Kaba: «Kaba hat operativ sehr gut gearbeitet und strategisch kluge Akquisitionen getätigt»

Herr Weber, Kaba schaut auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2005/2006 zurück. Reingewinn (+ 10 % / um Einmaleffekte bereinigt) wie auch Umsatz (+ 6.2 %) konnten erhöht werden. Wie werten Sie das Ergebnis?


Nach dem Geschäftsjahr 2005/2006 ist Kaba so stark wie noch nie zuvor in der 145-jähirgen Firmengeschichte. Dabei ist die ausgezeichnete Position der Kaba Gruppe auf zwei Schlüsselfaktoren zurückzuführen. Zum einen hat die Kaba Gruppe im vergangenen Geschäftsjahr operativ ausgezeichnet gearbeitet. Und zum anderen haben wir mit CSS und Wah Yuet strategisch kluge Akquisitionen getätigt, welche auch Basis zukünftigen Wachstums sein werden. Diese beiden Faktoren zusammen genommen lassen auch auf eine positive Entwicklung im kommenden Geschäftsjahr schliessen.


Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Betriebsergebnisses und der EBIT-Marge?


Zuerst muss man vorausschicken, dass man beim Betrachten der Konzernbilanz drei Einmaleffekte berücksichtigen muss, welche im Vorjahr enthalten waren. Unter Berücksichtigung dieser Einmaleffekte ist unser Reingewinn im Geschäftsjahr 2005/2006 effektiv um 10% gestiegen. Zudem haben wir einen Umsatz von über einer Milliarde Schweizerfranken erreicht und so den Erlös um mehr als 6% gesteigert. Auch unser währungsbereinigtes organische Wachstum ist um 4% gestiegen. Damit sind wir sehr zufrieden, aber wir wollen uns nicht auf diesem Erfolg ausruhen.


Wie sieht Ihr Fazit für die einzelnen Geschäftssegmente und die einzelnen Regionen aus?


Im europäischen Markt nimmt unser Konzern auch weiterhin eine sehr starke Position ein. Unsere Divisionen Access Systems und Door Systems habe dabei ihre Stellung nochmals ausbauen und Marktanteile gewinnen können. Da die Auftragsbücher dieser zwei Divisionen auch zu Beginn des neuen Geschäftsjahres voll sind, erwarten wir, dass sich dieser Trend fortsetzen wird. Das Amerika-Geschäft der Division Access Systems musste im ersten Halbjahr eine Durchhänger hinnehmen, ist aber im 2. Halbjahr schon wieder zu Wachstum zurückgekehrt.


Unsere Key & Ident Division ist im vergangenen Geschäftsjahr in ihrer Profitabilität von den stark gestiegenen Rohmaterialpreisen beeinträchtigt worden. Wir erwarten aber, dass sich diese Preise stabilisieren werden; auch sind wir jetzt zunehmend in der Lage, diese Mehrkosten an den Markt weiterzugeben. Trotz dieser ungünstigen Ausgangslage hat diese Division aber beim Umsatz erheblich zugelegt ? so zum Beispiel in Amerika allein im 2. Halbjahr um über 15%! 


Auch für Kaba liegt einer der Schlüssel zum Erfolg in China: Die Übernahme der Wah Yuet Group wurde im August erfolgreich abgeschlossen. Was hat Wah Yuet zum idealen Übernahmekandidaten gemacht?


Wah Yuet ist ein modernes Unternehmen in China, welches qualitativ hoch stehende Produkte herstellt. Mit dieser Übernahme erwerben wir nicht nur ein hoch profitables Exportgeschäft in die USA und nach Europa, sondern auch eine strategisch ausgezeichnete Basis für weitere Expansionen in Asia Pacific und stärken somit unsere Wettbewerbsfähigkeit in dieser Region.


Mit der Akquisition in China erhöht sich die Anzahl Ihrer Mitarbeiter mit einem Schlag um 4000 auf fast 10’000. Haben Sie bei diesem immensen Schritt für das Unternehmen nie gezögert?


Nein. Wir stehen schon seit mehreren Jahren in Kontakt mit der Wah Yuet Group und haben uns eingehend mit dem Unternehmen, seiner Struktur und seinen Mitarbeitern beschäftigt. Wir wussten also, mit was für einem Unternehmen wir die Kaba-Familie ergänzt haben. Auch konnten wir über die Jahre gegenseitiges Vertrauen aufbauen ? ein Faktor, der für den Erfolg in China ausserordentlich wichtig ist. Ein weiterer Faktor, der bei der Akquisition der Wah Yuet Group auch  Einfluss hatte, ist die Akquisitionserfahrung unseres Managements. Dass die Unternehmensleitung der Kaba Gruppe eine grössere Akquisition gut planen und durchführen kann, hat schon die erfolgreiche Integration von Unican im Jahr 2001 gezeigt hat.


Es ist uns wichtig, zu betonen, dass Kaba ein verlässlicher Arbeitgeber auf der ganzen Welt ist ? auch in China. (Rudolf Weber, CEO Kaba)


Die chinesische Wirtschaft boomt, schlecht ist es aber häufig um die Arbeitsbedingungen bestellt. Wie ist die Situation bei der Wah Yuet Group?


Wah Yuet ist ein modernes Unternehmen. Seine Produktionsanlagen und -prozesse entsprechen westlichem Niveau und sind ISO zertifiziert. Auch sind die Arbeitsbedingungen für Wah Yuets Angestellte im lokalen und regionalen Vergleich sehr gut. Zum Beispiel stellt Wah Yuet seinen Arbeitnehmern eigene Wohnungen zur Verfügung. Es ist uns wichtig, zu betonen, dass Kaba ein verlässlicher Arbeitgeber auf der ganzen Welt ist ? auch in China.


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Erfolgreich abgeschlossen wurde zuletzt auch die Akquisition der Computerized Security Systems Inc. (CSS) mit deren Marken Saflok und La Gard ? die Zustimmung einiger europäischer Kartellbehörden vorausgesetzt. Welche Synergien kann Kaba mit dieser Übernahme nutzen?


Die Akquisition von Computerized Security Systems Inc. (CSS) bietet der Kaba Gruppe vor allem in den Bereichen Entwicklung, Produktion, Marketing und Vertrieb Synergien an. Auch bedeutet die Übernahme der weltbekannten Marken Saflok und La Gard eine gewichtige strategische Ergänzung der bestehenden Aktivitäten der Kaba Gruppe im Bereich Hochsicherheits- und Hotelschliesssysteme.


Welche Kundensegmente kann Kaba dank der Produkte und Dienstleistungen von Saflok und La Gard verstärkt angehen?


Die Hightech-Hotelsysteme von Saflok schliessen die Lücke in Kabas bestehendem Produktportfolio im Premium-Marktsegment. Als Folge davon kann die Kaba Gruppe neu vor allem auch internationale Hotelketten zu ihrem Kunden Portfolio hinzufügen..
Gleichzeitig runden die Sicherheitsschlösser von La Gard Kabas Hightech-Positionierung im unteren und mittleren Preissegment ab. Die Produkte von La Gard ergänzen als das Kaba-Angebot; es gibt keine Überschneidungen.


Die Hightech-Hotelsysteme von Saflok schliessen die Lücke in Kabas bestehendem Produktportfolio im Premium-Marktsegment. (Rudolf Weber, CEO Kaba AG)


Die Akquisitionen von Wah Yuet und CSS unterstützen das organische Wachstum Ihres Unternehmens. Sind in nächster Zeit weitere Schritte in diese Richtung zu erwarten?


Wir haben schon noch einige kleinere Dossiers in der Pipeline. Aber das sind wirklich nur kleine Projekte. Eine weitere Akquisition in der Grössenordnung von Wah Yuet oder der CSS ist zurzeit kein Thema bei der Kaba Gruppe.


Sie sind seit 1. Juli 2006 CEO von Kaba, hatten also einen intensiven Auftakt bei Kaba. Wie haben Sie die ersten Monate Ihrer Tätigkeit erlebt?


Ich habe durchwegs motivierte und engagierte Mitarbeiter angetroffen. Es gefällt mir, in einem Umfeld mit so vielen kompetenten Leuten zu wirken. Der gute Ruf von Kaba kommt also nicht von ungefähr, sondern ist von unseren Mitarbeitern mit ihrer Kompetenz und Professionalität über die Jahre aufgebaut worden und sie und ich arbeiten hart, um diesem Ruf auch gerecht zu werden.


Wo setzen Sie künftig die Schwerpunkte?


Heute ist Kaba stark wie nie zuvor. Das operative Geschäft läuft erfolgreich und die Akquisitionen stärken den Konzern strategisch. Jetzt geht es darum, diese ausgezeichnete Ausgangslage verstärkt in organisches Wachstum umzusetzen. Das steht zuoberst auf meiner Agenda.


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Zur Person:
Schweizer Staatsbürger, ist seit Juli 2006 Chief Executive Officer. Von 1986 bis 1996 war er Mitglied der Konzernleitung in verschiedenen Marketing orientierten Funktionen in der Elco Looser Holding AG, Zürich, von 1996 bis 2001 Gesamtleiter der Hoval Heiztechnik, Feldmeilen und von 2002 bis 2006 CEO der Fr. Sauter AG, Basel. Er gehört zudem den Verwaltungsräten der Pneumatex AG in Füllinsdorf, der Enics AG in Baden und der Elma AG in Wetzikon an. Seine Ausbildung hat er an der ETH (Eidg. Techn. Hochschule) Zürich als Dipl. Ing. ETH und an der HSG (Hochschule St. Gallen) als lic.oec. HSG abgeschlossen.


Zum Unternehmen:
Die Kaba Gruppe zählt mit ihren rund 10’000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Bereichen Access Systems, Door Systems, Key Systems und Enterprise Data Collection weltweit zu den führenden Anbietern der Sicherheitsindustrie. Im Rahmen ihrer «Total Access» Strategie stellt Kaba gesamtheitliche Lösungen bereit, die den Kundenbedürfnissen nach Sicherheit, Organisation und Komfort an allen physischen Ein- und Ausgängen sowie nach Identifikation und Betriebsdatenerfassung entsprechen. Die Produktpalette umfasst mechanische, mechatronische und elektronische Zutritts- und Verschlusssysteme, Schlüssel und Schlüsselcodiersysteme, Sicherheits- und Automatiktüren, Erfassungsgeräte und Schnittstellenlösungen für Betriebsdatenerfassung sowie das berührungslose Identifikationsmedium LEGIC. Seit der Publikumsöffnung und Börsenzulassung 1995 hat sich Kaba umsatz- und ertragsmässig überdurchschnittlich entwickelt. Die Gruppe ist heute dank ihrer technologischen Führerschaft und ihrer erfolgreichen, teilweise akquisitionsbedingten Expansion in über 60 Ländern exzellent positioniert, um den Wachstumskurs fortzusetzen.

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