Russland dreht Weissrussland das Gas ab

Durch Weissrussland laufen zwar wichtige Versorgungsleitungen auch für den Westen. Ein Engpass wurde zunächst aber nicht befürchtet. Gazprom hatte angekündigt, notfalls mehr Gas für den Westen über die Ukraine zu pumpen, sollte Weissrussland die Transitpipelines anzapfen.


Fällige Rechnungen über 192 Millionen Dollar
Gazprom-Sprecher Sergej Kuprijanow sagte, wie weit das Unternehmen die Lieferungen senke, hänge von den Verhandlungsfortschritten ab. Miller hatte zuvor von maximal 85 Prozent gesprochen. Moskau will damit den Druck auf Minsk erhöhen, die fälligen 192 Millionen Dollar für Gaslieferungen zu begleichen. Anfang des Jahres hatten Minsk und Moskau einen neuen Liefervertrag für Gas vereinbart, den Weissrussland aus Sicht des mächtigen Nachbarn nicht erfüllt. Der neue Streit gilt auch als politisch motiviert. Der autoritäre weissrussische Präsident Alexander Lukaschenko hatte den Kreml immer wieder mit politischen Angriffen gereizt. 


Gasstreit könnte Westen treffen
Nach dem Drosseln der Gaslieferungen an Weissrussland hat Russland Lieferengpässe für den Westen nicht völlig ausgeschlossen. Der Staatskonzern Gazprom habe EU-Energiekommissar Günther Oettinger informiert, dass es infolge des Gasstreits zwischen Moskau und Minsk zu «Beschränkungen» kommen könnte. Das sagte Gazprom-Sprecher Sergej Kuprijanow am Montag nach Angaben der Agentur Interfax in Moskau. Er betonte, dass das Unternehmen notfalls mehr Gas für den Westen über die Ukraine pumpen werde, sollte die Führung in Minsk wie angedroht die Transitpipelines anzapfen. «Hoffentlich kommt es nicht dazu», sagte Kuprijanow.


Litauen bei Lieferkürzungen besonders betroffen
In Brüssel sagte eine EU-Kommissionssprecherin, der Streit der beiden Nachbarländer könnte Europas Gasversorgung mindern. Allerdings ströme nur ein kleiner Teil der Lieferungen durch das weissrussische System. So sei die grosse Jamal-Pipeline zu 100 Prozent unter russischer Kontrolle und nicht betroffen. Besonders Litauen aber würden Kürzungen über weissrussische Leitungen schwer treffen, da das baltische Land zu 100 Prozent über diesen Weg versorgt wird. Polen und Deutschland wären «indirekt» betroffen, sagte die Sprecherin. Beide Länder würden ihre Speicher mit Gas aus Weissrussland auffüllen. EU-Experten sollten noch Montagnachmittag in Brüssel mit russischen Experten zusammenkommen. (awp/mc/ps/06)

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