SBVg erwartet Geldzufluss nach Steuereinigung

Dies sagte der Präsident der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg), Patrick Odier, in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag». Dann komme neues Kundengeld. Der Schweizer Finanzplatz gelte nach wie vor als «stabiler, kompetenter und sicherer» als andere Orte. Die Schweiz hat in der vergangenen Woche mit London und Berlin zwei Einigungen unterzeichnet, die in einem Abkommen über eine Abgeltungssteuer für Kunden aus diesen Ländern bei Schweizer Banken münden sollen: Danach liefert die Schweiz eine Steuer auf diesen Vermögen ab, die Namen der Kontoinhaber bleiben aber anonym.


EU beharrt auf automatischem Informationsaustasuch
Zudem sollen Altgelder, die teilweise schon jahrzehntelang schwarz in der Schweiz gelagert wurden, legalisiert werden. Die Höhe der Steuer muss noch verhandelt werden. Schätzungen zufolge sollen auf Altvermögen 15 bis 25% abgeführt werden, auf künftigen Erträgen 25 bis 35%. Odier äusserte sich dazu nicht. Die Bankiervereinigung hatte eine solche Lösung schon seit längerem favorisiert. Die Europäische Union verlangt hingegen weiterhin einen automatischen Austausch der Informationen über ausländischen Bankkunden in der Schweiz.


Marktzugang in Deutschland regeln
Odier, Geschäftsführer der Genfer Privatbank Lombard Odier, sind aber ähnliche Einigungen mit anderen EU-Ländern vorstellbar. Für Frankreich und Italien beispielsweise werde es einfacher, sich einer Abgeltungssteuer-Regelung anzuschliessen, wenn die Abkommen mit Grossbritannien und Deutschland funktionierten. Mit den neuen Abkommen werde sich der internationale Wettbewerb unter den Finanzhäusern stärker auf Leistung und Qualität ausrichten. Für die Schweizer sei wichtig, dass der Marktzugang in Deutschland geregelt werde: «Es wird kein Abkommen geben ohne die Lösung dieses Problems», sagte Odier.


Hummler: «Beim Informationsaustausch fliesst noch kein Geld»
Für Konrad Hummler, den Präsidenten der Vereinigung Schweizerischer Privatbankiers, ist die mit Grossbritannien und Deutschland ausgehandelte Abgeltungssteuer eine gute Sache. Hummler hat auch keine Bedenken vor der Aushandlung der Details, denn die Eckwerte seien klar festgelegt. Die beiden Länder hätten grosses Interesse daran, dass es dem Finanzplatz Schweiz gut gehe und dass ihnen dadurch grosse Summen an Steuergelder zufliessen, sagte Hummler, Teilhaber der Privatbank Wegelin, in der Sendung «Samstagsrundschau» von Schweizer Radio DRS. Auch über die EU-Pläne für einen automatischen Informationsaustausch macht sich Hummler keine allzu grossen Gedanken. Die Abgeltungssteuer sei dem automatischen Informationsaustausch überlegen, denn beim Informationsaustausch allein fliesse noch kein Steuergeld von einem Land ins andere.


Ineffiziente Art der Steuereintreibung 
Der automatische Informationsaustausch sei zudem eine ineffiziente Art der Steuereintreibung und eine Vorstellung, wie man die Welt organisieren soll, damit ein gläserner Bürger entsteht. Der Bürger habe aber Recht auf Privatsphäre, auch in finanzieller Hinsicht, sagte Hummler. Mehr Sorgen bereiten Hummler die Pläne der US-Regierung, die Steuerpflicht aller Firmen und Einzelpersonen, die mit US-Wertschriften handeln oder solche besitzen, weltweit auszudehnen. (awp/mc/ps/02)

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