Schering-Übernahme durch Bayer droht zu scheitern

Durch weitere Zukäufe des Darmstädter Konkurrenten Merck droht die Milliarden-Offerte für Schering in letzter Minute zu scheitern. Wie Merck am Wochenende in einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC mitteilte, stockte das Unternehmen seine Schering-Beteiligung von zuletzt gut 10 auf 18,6 Prozent auf.


Mindestquote von 75 Prozent notwendig
Merck kaufte weitere 16,2 Millionen Aktien zu einem Durchschnittskurs von 85,95 Euro. Zugleich erhöhte auch Bayer durch Aktienkäufe am Markt seinen Anteil auf 61,50 Prozent, wie Bayer am Samstag mitteilte. Doch das reicht nicht, denn für eine erfolgreiche Übernahme ist eine Mindestquote von 75 Prozent des Schering-Aktienkapitals notwendig. Somit könnte der grösste Zukauf in der Bayer-Firmengeschichte wenige Tage vor dem Ablauf der Offerte am 14. Juni doch noch scheitern.


Merck könnte Übernahme blockieren
«Mercks Ziel muss es sein, seinen Anteil an Schering auf über 25 Prozent zu erhöhen», sagte der Aktienrechtler Svend Gerhards von der Anwaltskanzlei Görg am Freitag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. «Damit würde Merck die Übernahme von Schering durch Bayer blockieren und wichtige Satzungsänderungen wie Gewinnabführungsverträge und die Eingliederung in den Bayer-Konzern verhindern», sagte Gerhards.


Auch Hedge-Fonds könnten Pläne durchkreuzen
Das Darmstädter Familienunternehmen könnte nach Einschätzung von Beobachtern auch mit Hedge-Fonds zusammen gehen und die Bayer-Pläne mit Schering durchkreuzen oder eine Übernahme durch die Leverkusener in die Länge ziehen. Nach Angaben aus Branchenkreisen halten Hedge-Fonds bereits rund 20 Prozent an dem Berliner Traditionsunternehmen. Unter den Schering-Grossaktionären hatte zuletzt der Münchener Versicherungskonzern Allianz seinen Anteil von 11 Prozent an Bayer verkauft.


Bayer kauft fleissig Schering-Aktien
Um der 16,5 Milliarden Euro schweren Übernahme doch noch zu einem Erfolg zu verhelfen, kaufte Bayer laut einer am Wochenende veröffentlichten Finanzanzeige am Aktienmarkt 23,09 Prozent der Schering-Aktien zu Preisen von je 84,71 bis 86 Euro. Bayer hatte in seinem Schering-Angebot 86 Euro pro Aktie geboten.


Die Braut Schering ziert sich
Beobachter schliessen nicht aus, dass Bayer durch das Merck-Störfeuer die Dreiviertel-Mehrheit bei Schering verfehlen wird. In diesem Fall könnten die Darmstädter mit Bayer über einen Teilverkauf von Schering-Geschäftsanteilen verhandeln, um sich die Übertragung der von Merck gehaltenen Schering-Aktien doch noch zu sichern. Vor dem von Merck vorgelegten feindlichen Übernahmeangebot für Schering war das Merck-Management am Onkologie-Geschäft der Berliner interessiert. Schering lehnte dies jedoch genauso ab, wie eine feindliche Übernahme durch Merck. Die Braut Schering wies das Merck-Angebot über 14.6 Milliarden Euro zurück und sprach sich für die höhere Offerte der Leverkusener aus.


Bayer müsste Angebot aufstocken
Trotz des von Merck erneut angefachten Übernahmepokers rechnen Aktionärsschützer nicht damit, dass Bayer die Frist für sein Übernahmeangebot noch einmal verlängert. Das bringt nichts, sagte Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) dem «Tagesspiegel am Sonntag». Um weitere Anteile an sich zu ziehen, müssten die Leverkusener ihr Angebot aufstocken, das habe Bayer aber stets ausgeschlossen. Sollte Bayer seine Meinung ändern, werde die DSW jedoch darauf dringen, dass auch die Schering- Aktionäre, die ihre Aktien Bayer bereits zum Kauf angeboten haben, in den Genuss des höheren Preises kommen. (awp/mc/ab)

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