Schokolade-Firmen: Nachhaltigkeit nur fürs gute Gewissen?

In Wahrheit seien solche Einzelprojekte nur ein Tropfen auf den heissen Stein, da mit ihnen nur ein geringer Teil des Schweizer Kakaobedarfs gedeckt werde, schreibt die EvB in einer Mitteilung vom Montag. Laut der Entwicklungsorganisation wissen die Unternehmen nach wie vor nicht, woher genau der Grossteil ihrer Kakaobohnen stammt. Für die meisten Bauern habe sich die Lage deshalb nicht verändert. Immer noch müssten sie unter prekären Bedingungen arbeiten. Auch Kinderarbeit sei noch verbreitet.


Bereitschaft zu Transparenz steigt
Immerhin sei die Bereitschaft, über die Lieferketten und die Einkaufspolitik Auskunft zu geben, in letzter Zeit enorm gestiegen, schreibt die EvB weiter. 10 von 18 Firmen hätten an einer kürzlich durchgeführten Umfrage zu diesen Themen teilgenommen. Bei einer vergleichbaren Umfrage im Jahr zuvor hatte erst eine Firma einen ausgefüllten Fragebogen zurückgeschickt. Von den acht, die keine Stellung beziehen wollten, hätten vier immerhin zum Teil Auskunft gegeben. Nur vier Konzerne würden sich weiter komplett in Schweigen hüllen. Laut EvB sind dies Pfister, Villars, Gysi und «die notorischen Geheimniskrämer» von Nestlé.


Chocosuisse wehrt sich
Chocosuisse bezeichnete in einer Mitteilung die Vorwürfe der EvB als «Verunglimpfung der Schweizer Schokoladehersteller». Seit den Medienberichten über unmenschliche Arbeitsbedingungen und missbräuchliche Kinderarbeit im Kakaoanbau beschäftige sich die Schweizer Schokoladeindustrie «intensiv mit den sozialen Aspekten». Die meisten Schweizer Schokoladehersteller engagierten sich in Westafrika und in Lateinamerika in Projekten. Im Vordergrund stünden dabei die Steigerung der Qualität und der Produktivität im Kakaoanbau sowie die Verbesserung der sozialen Verhältnisse der Kakaobauern und deren Familien.


Doch alles anders?
Stichworte dazu seien etwa die Schulung im Kakaoanbau, die Schaffung sozialer Infrastrukturen wie Schulen und medizinische Grundversorgung. Gefördert werde zudem der Direktbezug bei Produzentenorganisationen, die Gewähr bieten, dass die Kinder der Kakaobauern die Schule besuchen können. Dass die EvB solche Projekte, die zur Linderung der Armut in den Kakaoproduktions-Gebieten beitragen, herabmindere, sei bedauerlich, schreibt Chocosuisse. Sie wirft den Kampagnenenleitern der EvB vor, die Probleme in Westafrika nicht mit eigenen Augen gesehen zu haben und sie nur vom Hörensagen oder aus Sekundärquellen zu kennen. (awp/mc/ps/29)

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