Schweizer Luxushotellerie spürt Finanzkrise

Die Aussichten fürs laufende Jahr werden sehr vorsichtig beurteilt.

«Anfang Dezember habe ich allen Angestellten verboten, das Wort Krise auch nur in den Mund zu nehmen», sagt der Managing Director des Badrutt’s Palace Hotel in St. Moritz, Hans Wiedemann. «Wir sind ein wichtiger Treffpunkt, wo die Wirtschaftsführer in ungezwungener Atmosphäre wichtige Gespräche führen können.» Das haben sie auch getan, über die Festtage im Dezember, am Neujahr – und das nicht nur in St. Moritz, sondern auch in Gstaad oder in Zermatt. Einzelne Häuser verzeichneten herausragende Umsätze – wie das Grand Hotel Kronenhof in Pontresina, das Grand Hotel Park in Gstaad, wo man die Wintersaison als «Grand Cru» bezeichnet oder das Arosa Kulm Hotel & Alpin Spa, das im Dezember einen absoluten Umsatzrekord erzielte.


Markanter Rückgang im Februar
Auch der Januar brachte – insbesondere bei den Resorthotels und aufgrund der ausgezeichneten Schneeverhältnisse – noch erfreuliche Zahlen: Die Logiernächte bewegten sich teilweise auf hohem Vorjahresniveau. Das Grand Hotel Zermatterhof konnte gar einen neuen Umsatzrekord vermelden. Aber im Februar schlug die Finanzkrise bei fast allen Häusern durch: Die Zahl der Logiernächte ging durchschnittlich um gut zehn Prozent zurück. Beim Umsatz fiel der Rückgang etwas weniger gravierend aus. «Aber die Krise ist da, vor allem im Corporate Bereich. Die Schweizer Luxushotellerie steht vor grossen Herausforderungen, da wichtige Firmen, die zu unseren Topkunden gehören, ihre Ausgaben für Geschäftsreisen und Veranstaltungen markant reduzieren. Dazu kommt, dass der Euro merklich, das britische Pfund sogar dramatisch an Wert verloren haben. Diese Gründe führen – neben dem eingebrochenen Geschäftstourismus auch zu einem Verlust an Individualgästen in der Stadthotellerie», sagt der Vizepräsident der Swiss Deluxe Hotels, Jan E. Brucker,  General Manager des Widder Hotels in Zürich.


Bedeutend weniger Gäste aus UK und USA
Markant fiel der Rückgang der Logiernächte bei einzelnen Herkunftsländern aus – allen voran den USA und Grossbritannien, wo einzelne Mitgliedhotels einen Rückgang von bis zu 52 Prozent registrieren mussten. Auch aus Russland kamen weniger Gäste. Hingegen nahmen die Frequenzen aus Staaten wie den Beneluxländern signifikant zu. Nach wie vor gefragt sind die Hotels bei den Gästen aus der Schweiz und Deutschland, welche die beiden wichtigsten Märkte darstellen. Diese warteten in der abgelaufenen Saison erneut mit guten Zahlen auf.


Aussichten höchst unbestimmt
Die Aussichten für die kommende Sommersaison werden sehr vorsichtig beurteilt. Zahlreiche Hoteliers prognostizieren angesichts der unsicheren Weltwirtschaftslage bei den Logier- und Umsatzzahlen einen noch stärkeren Rückgang. Und zwar bei den City- und Resorthotels. «Beim Geschäftstourismus scheint ein Rückgang von 15 bis 20 Prozent für 2009 realistisch. Demgegenüber dürften die Einbussen in der Ferienhotellerie moderater ausfallen», sagt SDH-Geschäftsführer Fiorenzo Fässler. 


Denn es gibt auch positive Indikatoren: Einzelne Häuser wie etwa das Castello del Sole in Ascona weisen – im Vergleich zu den Jahren 2005 bis 2007 – bei den Vorreservationen einen höheren Stand aus. Auch im Grand Hotel Quellenhof & Spa Suites in Bad Ragaz, das die Zahl der Logiernächte in der Wintersaison trotz Umbau auf gleich hohem Level halten konnte, zeigt man sich verhalten optimistisch: «Die Buchungen bis Mitte Jahr sind sehr erfreulich, zumal wir Anfangs Mai unsere neuen Spa Suites und Spa Lofts eröffnen können, wo bereits Buchungen eingegangen sind», teilt General Manager Riet Pfister mit.


Swiss Deluxe Hotels sind gerüstet
«Wir müssen uns bewusst sein, dass die vergangenen drei Jahre absolute Spitzenjahre waren und wir uns immer noch auf einem verhältnismässig hohem Niveau bewegen», betont der Geschäftsführer der Swiss Deluxe Hotels, Fiorenzo Fässler. «Unsere Hotels sind dank  ihren innovativen und kreativen Angeboten für die Krise gerüstet.» «Wir stellen einen noch stärkeren Trend zu kurzfristigen Buchungen fest, was uns hoffen lässt», sagt Peter Kämpfer, Gastgeber im Park Hotel Weggis, das bei den Logiernächten 2008 sogar ein Plus von 14,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erzielte und auch beim Umsatz um 9,45 Prozent  zugelegt hat. Doch auch in Weggis liegt der Buchungsstand für das Jahr 2009 klar unter dem Vorjahr – gut 20 Prozent. «Preisreduktionen kommen für uns dennoch nicht in Frage», ergänzt Peter Kämpfer. «Wir haben neue Packages kreiert und versuchen mit ?added values› attraktiv zu bleiben.» Diese Meinung vertritt auch SDH-Vizepräsident Jan E. Brucker: «Unsere Strategie ist ganz klar: Das Preisniveau gilt es auf jeden Fall zu halten, auch wenn dadurch eine geringere Belegung erzielt wird. Wir verkaufen immer noch eine Leistung und keinen Preis!»


Und die Investitionsvorhaben?
(Noch) keinen Einfluss hat die Finanzkrise bei den laufenden grossen Investitionsvorhaben, welche gleich mehrere Swiss Deluxe Hotels tätigen: Sowohl beim Grand Resort Bad Ragaz, das zurzeit für rund 160 Millionen Franken aus- und umgebaut wird, wie beim Le Mirador Kempinski Lake Geneva in Mont-Pèlerin, wo für exklusives Well-Being an die 50 Millionen Franken investiert werden, als auch beim 45-Millionen-Umbau des Baur au Lac in Zürich sind keine Abstriche vorgesehen. Im Gegenteil: Neue Investitionen künden sich an – wie etwa beim Suvretta House in St. Moritz, das ab April 2009 in den diesjährigen Zwischensaisons im Rahmen eines 30-Millionen- Erneuerungsprogramms unter anderem 44 Zimmer und Suiten neu gestaltet.

(Swiss Deluxe Hotels/mc/hfu)

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