Schweizerische Nationalbank dürfte Leitzins um 0,25% erhöhen

«Wir rechnen mit einer Zinserhöhung durch die Nationalbank (SNB) um einen Viertelprozentpunkt», sagte UBS-Ökonom Daniel Kalt am Montag auf Anfrage. Die Wirtschaftslage sei solid, das Wachstum breit abgestützt. Eine weitere Zinserhöhung im Juni sei zudem angesichts der besser als erwarteten konjunkturellen Entwicklung in Europa und den USA wahrscheinlicher geworden.


Erneuter Zinsschritt um 25 Basispunkte
Anfang März hatte die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins um weitere 25 Basispunkte auf 2,5% angehoben. Im Dezember hatte die EZB erstmals nach knapp fünf Jahren den Leitzins wieder erhöht, damals um ebenfalls 25 Basispunkte. Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) geht wie die UBS davon aus, dass die SNB das Zielband für den Dreimonats-Libor um einen weiteren Viertelprozentpunkt auf 0,75 bis 1,75% anhebt. Bis Ende Jahr sei zudem ein erneuter Zinsschritt um 25 Basispunkte wahrscheinlich, sagte Sibylle Uniker von der ZKB-Pressestelle.


Divergierende Meinungen
Eine deutlich restriktivere Geldpolitik der Nationalbank sagt Bernard Lambert, Ökonom der Genfer Privatbank Pictet, voraus. Die SNB werde im laufenden Jahr den Leitzins alle drei Monate um 25 Basispunkte anheben. Der Libor werde Ende Jahr bei 2% liegen, Ende 2007 sogar bei 2,75%, prognostizierte Lambert. Diese Meinung teilt die UBS nicht. Bis vor kurzem sei die UBS nicht von einem weiteren Zinsschritt im Sommer ausgegangen, sagte Kalt: Die Inflation liege nach wie vor deutlich unter 2%, was die SNB mit Preisstabilität gleichsetzt. Somit bestehe wenig Druck, den Leitzins aggressiv zu erhöhen.


Erodierende Hochpreisinsel Schweiz
Zudem wirkten sich strukturelle Effekte positiv auf das Preisniveau aus, sagte Kalt. Für 2006 geht die UBS davon aus, dass die Hochpreisinsel Schweiz weiter erodiert. Namentlich erwähnte Kalt den Preiskampf unter den Discountern sowie den zunehmenden Druck auf die Medikamentenpreise. Einig sind sich die Banken darin, dass der Druck auf die Hypothekarzinsen in den nächsten Monaten weiter steigen wird. Eine Zinserhöhung durch die Nationalbank werde auch zu einer Verteuerung der Hypoketarkredite führen.


Bleibende Steigerungstendenz bei den Hypotheken
Seit letzten Herbst haben sich die Zinsen für Festhypotheken um rund einen halben Prozentpunkt erhöht. «Die Tendenz bleibt steigend», sagte Valiant-Ökonom Paul Nyffeler dazu. Er gehe für 2006 von einem weiteren Anstieg um 0,25 bis 0,5% aus. Auch die ZKB rechnet mit einem weiter leicht steigenden Zinstrend bei den Festhypotheken. Bei langen Laufzeiten dürften die Sätze aber stabil bleiben, sagte Uniker. Bei den variablen Zinsen, die derzeit bei 3% liegen, bleibe die ZKB zurückhaltend.


ZKB abwartend
Im letzten Herbst war die ZKB aufgefordert worden, sie solle den variablen Satz angesichts des tiefen Zinsniveaus nochmals senken. Die Bank war darauf nicht eingetreten. Nun wolle sie auch bei steigenden Zinsen zunächst einmal abwarten, heisst es jetzt. Raiffeisen-Sprecher Franz Würth glaubt ebenfalls nicht, dass der variable Hypozins kurzfristig angehoben wird. Sollte sich der steigenden Zinstrend aber fortsetzen, sei ein Erhöhung dieses auch für die Mietzinse wichtigen Satzes wahrscheinlich. (awp/mc/th)

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