Seelenwärmer: Eine Kunstinstallation im Barocksaal der Stiftsbibliothek St.Gallen

Bei dieser Ausstellung handelt es sich um die Kunstinstallation «Seelenwärmer» des Künstlerpaars Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger. Diese Installation setzt einen vorläufigen Schlusspunkt unter die zahlreichen Veranstaltungen des Gedenkjahrs zum Untergang der Fürstabtei St.Gallen vor zweihundert Jahren.








Poesie und Geschichte auf Hochzeitsfahrt
Im barocken Bibliotheksaal wird vom bekannten Schweizer Künstlerpaar ein Zeichen gesetzt im Spannungsfeld von Gegenwart und Vergangenheit, von Knochenstaub und Bücherblüten. Die Bibliothek erwacht zu neuem Leben, aus den Buchstaben der Bücher bricht Gefühl tausendfach spielerisch hervor und verzaubert den Saal.



Das barocke Lebensgefühl zeitgenössisch wiederbelebt
Der Barocksaal wird einer neuen sinnlichen Erfahrung zugänglich gemacht. Befreit von den Ausstellungsvitrinen, wird der Raum selber zum Kunstobjekt. Die sichtbaren Buchrücken im Bibliothekssaal werden durch unzählige Kleinobjekte beflügelt. Der Geist der Bücher, das in ihnen Versunkene, aber auch die Idee einer Bibliothek erwachen nach zweihundert Jahren zu neuem Leben.


Die entschleunigte Schau auf das detailreiche Objekt
Bei den Kleinobjekten der Installation handelt es sich zum einen um auserlesene leichte Pflanzenteile und erstaunliche Tierpräparate aus der natürlichen und der künstlichen Welt in grösstmöglicher Vielfalt, zum anderen um wunderliche Wucherungen und Auswüchse der modernen Kunststoffproduktion. Diese schwanken zwischen fein erarbeiteten stuckartigen Formen und weggeworfenen Ausschussteilen.


 


Projektionsraum für vielfältig verspielte Gefühle
Der überschwängliche Barocksaal soll neu gefasst und erfasst werden. Das Projekt der beiden Künstler ist geprägt von der besonderen Spannung zwischen historischer Substanz (Saal) und modernem Substrat (Installation). Als Schaukasten, Kuriositätenkabinett und Erinnerungsraum erhält die Bibliothek mit dem darin enthaltenen Widerhall aller menschlichen Empfindungen und Erlebnisse ein eigenes Ausdrucksvermögen.


Das neue Buch, ein kleiner Beitrag zur grossen Bibliothek
Da Buch und Bibliothek untrennbar zusammengehören, wird zur Installation ein reich bebilderter Katalog herausgegeben . Dieser fängt Eindrücke und Stimmungen aus dem verwandelten Barocksaal ein. Darin sind auch Aufnahmen aus der Vorbereitungszeit und den ersten Ausstellungstagen verarbeitet. Haruki Murakami, ein japanischer Autor, dessen Text «Das Ende der Welt» (Hard-Boiled Wonderland und das Ende der Welt) für die beiden Künstler eine ihrer Inspirationsquellen war, hat ein Vorwort zur geplanten Publikation verfasst. (stibi/mc/th)













Öffnungszeiten Stiftsbibliothek St. Gallen 
Klosterhof 6D& 9004  St. Gallen


Montag bis Samstag 10 – 17 Uhr Sonntag 10 – 16 Uhr
Geschlossen 24. Dezember / 25. Dezember / 1. JanuarMontag bis Freitag:
Für Gruppen ist bei Voranmeldung der Eintritt schon ab 9 Uhr möglich.
Kathedrale: 9.00 – 18.00 Uhr, ausser während den Gottesdiensten und Beichtzeiten.

 
In der Stiftsbibliothek werden Bücher zu Augenweiden.
Die Geschichte der Biblithek
Seit dem Jahr 747 befolgte das 612 im Wald an der Steinach grundgelegte Kloster St.Gallen die Benediktsregel, welche das kontemplative Bücherstudium vorsieht und also auch eine Bibliothek voraussetzte. Eine solche ist für St.Gallen erstmals indirekt bezeugt über den um 820 entstandene Klosterplan, der im nordseitigen Winkel zwischen Ostapsis und Querschiff ein zweistöckiges Ensemble von Skriptorium und Bibliothek verzeichnet.
Die Abtei wuchs in den ersten Jahrhunderten ihres Bestehens rasch zu einem geistigen und kulturellen Zentrum blühender Schreibtätigkeit und Buchmalerei. Ihre schöpferischen Mönche – Buchmaler wie Wolfcoz, Folchart, und Sintram, Dichter und Musiker wie Ratpert, Tuotilo, Notker der Stammler und die Ekkeharte, sowie Notker Labeo als Meister der althochdeutschen Schriftsprache – gingen in die europäische Kulturgeschichte ein. Antike, Alemannentum und Christentum fanden sich in sanktgallischen Manuskripten zur Synthese. Nachdem die rasch wachsenden Buchbestände lange Zeit in einem Ende des 9. Jahrhunderts erbauten Fluchtturm, dem so genannten Hartmut-Turm, gelagert wurden, fanden sie von 1553 an in der neuen librey, einem zweistöckigen Bibliotheksgebäude, einen neuen Aufbewahrungsort. Zwölf polychrome Schlusssteine dieser 1758 abgebrochenen Renaissance-Bibliothek sind heute im Lapidarium zu besichtigen. Zwischen 1758 und 1767 liessen die Äbte Cölestin Gugger von Staudach und Beda Angehrn den prunkvollen Barocksaal bauen und von Meistern aus der Bodenseeregion ausstatten, er gilt heute als einer der schönsten in seiner Art.

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