SNB hält an expansiver Geldpolitik fest

Eine Inflationsgefahr sieht die SNB nicht, auch wenn sie die Prognose für nächstes Jahr minimal erhöht hat. Das Zielband für den Dreimonats-Libor bleibt unverändert auf 0,0% bis 0,75%, wie die SNB am Donnerstag anlässlich ihrer quartalsweise durchgeführten geldpolitischen Lagebeurteilung mitteilte. Dabei strebe sie an, den Libor im unteren Bereich des Zielbandes um 0,25% zu halten. Am (gestrigen) Mittwoch lag dieser Wert bei 0,17%. Der Zinsentscheid war in dieser Form von Ökonomen erwartet worden. Eine Verschärfung der geldpolitischen Gangart wird von den Experten nicht vor dem Sommer 2011 erwartet.


Prognosen für Weltwirtschaft nach unten angepasst
Bezüglich internationalem Wirtschaftswachstum sind die Notenbanker nicht allzu euphorisch, sie haben entsprechend die Prognosen für die Weltwirtschaft leicht nach unten angepasst, hauptsächlich für Europa für 2011 und 2012. «Die Unsicherheit bezüglich der globalen Konjunkturentwicklung ist weiterhin sehr gross und die Risiken bleiben nach unten gerichtet», sagte SNB-Präsident Philipp Hildebrand laut Redetext am Donnerstag vor der Presse. Auch in der Schweiz würden sich die Signale einer deutlichen Reduktion des Wachstums verdichten, so Hildebrand. Die Warenexporte etwa hätten zuletzt stagniert, die Dienstleistungsexporte seien zuletzt sogar rückläufig gewesen. Die SNB rechnet allerdings «für die kommenden Monate» noch mit einer Fortsetzung des Wachstums. «Dieses dürfte jedoch in den kommenden Quartalen deutlich tiefer ausfallen, was sowohl auf die insgesamt verhaltene Entwicklung in den Industrieländern, als auch auf die erfolgte Frankenaufwertung zurückzuführen ist», so der Präsident weiter.


BIP-Wachstum von «rund 2,5%» erwartet
Insgesamt rechnen die Währungshüter für 2010 weiterhin mit einem realen BIP-Wachstum von «rund 2,5%». Im nächsten Jahr sollten es dann noch «rund 1,5%» sein. Sorgen macht sich die SNB vor allem auch wegen der Aufwertung des Frankens. Dieser habe sich wegen der erneuten Spekulationen um die Stabilität in der Eurozone erneut aufgewertet. Die neueste Umfrage der SNB-Delegierten für regionale Wirtschaftskontakte zeige, dass der Geschäftsgang zahlreicher Unternehmen von dieser Entwicklung beeinträchtigt werde. «Eine Verschärfung der Krise in der Eurozone hätte unausweichlich auch weitere negative Folgen für die Schweizer Wirtschaft», so Hildebrand wörtlich.


Nachfrage nach Hypothekarkrediten gestiegen
Erneut erwähnt werden die aufgrund der tiefen Zinsen in der letzten Zeit stark wachsenden Kreditmärkte. Von mehreren Banken werde gemeldet, dass die Nachfrage der Haushalte nach Hypothekarkrediten erneut zugenommen habe. Dies schlage sich in einer anhaltend hohen Wachstumsrate des Hypothekarvolumens nieder, zudem hätten sich die Immobilienpreise weiter erhöht. «Die Lage auf dem Hypothekar- und Immobilienmarkt erfordert nach wie vor die volle Aufmerksamkeit der Nationalbank», warnte denn auch Hildebrand. Weniger Gefahr sie die SNB hingegen an der Inflationsfront. Die Prognose für die Jahresteuerung liegt 2010 weiterhin bei 0,7%. Für das Jahr 2011 geht die SNB bei unveränderter Geldpolitik neu von einer Teuerung in der Höhe von +0,4% (bisher +0,3%) aus. Für 2012 schätzt die SNB eine Inflation 1,0 (1,2%).


Kurzfristig keine Gefahr für Preisstabilität
Die Geldpolitik agiert nach Auffassung der SNB weiter in einem Umfeld hoher Unsicherheit. Falls sich die jüngsten Anspannungen verschärfen und die wirtschaftliche Entwicklung in der Eurozone belasten sollten, würde auch die Schweizer Wirtschaft in Mitleidenschaft gezogen, so die SNB. Sollte eine Deflationsgefahr auftreten, würde die Nationalbank die notwendigen Massnahmen ergreifen, um die Preisstabilität zu gewährleisten, halten die Währungshüter entsprechend fest. Die bedingte Inflationsprognose zeige, dass in der kurzen Frist keine Gefahr für die Preisstabilität bestehe. Allerdings lasse ihr ansteigender Verlauf in 2012 und 2013 erkennen, dass die gegenwärtige, expansive Geldpolitik nicht über den gesamten Prognosehorizont weitergeführt werden könne. Die bedingte Inflationsprognose der Nationalbank liegt für 2012 und 2013 leicht unterhalb der Prognose vom September. Diese Korrektur sei insbesondere wegen der gegenüber der letzten Lagebeurteilung ungünstigeren konjunkturellen Perspektiven für Europa erfolgt, so die SNB. (awp/mc/ss/10)

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