SNB senkt erneut Leitzins – Rezession befürchtet

Damals lockerte sie die Zinszügel innerhalb von nur einer Woche um einen Prozentpunkt. Zur Begründung für den deutlichen Schritt erklärte die SNB am Donnerstag, dass sich die internationalen Konjunkturaussichten deutlicher verschlechtert hätten als erwartet. Das Schweizer Bruttoinlandprodukt könnte 2009 schrumpfen. Die Nationalbank warnte damit erstmals vor einer Rezession.


3-Mte-Libor-Zielband neu bei 1,50 bis 2,50 Prozent
Das Zinszielband für den massgeblichen Dreimonats-Libor wird daher per sofort auf 1,5 bis 2,5% zurückgefahren. Damit peilen die Währungshüter neu einen Satz von 2,0% an, weil sie den Dreimonats-Libor bis auf weiteres im mittleren Bereich des Zielbandes halten wollen. Er liegt damit wieder auf dem Niveau von Ende 2006.


Rückkehr zu Preisstabilität nicht gefährdet
Die Lockerung der Geldpolitik solle die Wirtschaft unterstützen. Die Rückkehr zur Preisstabilität sei nicht gefährdet. Denn die Konjunkturabschwächung, die sinkenden Erdölpreise und der Anstieg des Franken-Kurses dämpften die Inflation, hiess es. Die Nationalbank werde den Franken-Geldmarkt weiterhin grosszügig und flexibel versorgen und die Entwicklung des Franken-Kurses aufmerksam verfolgen.


Letzte Senkung in gemeinsamer Zentralbanken-Aktion
Nach jahrelangem Aufwärtstrend hatte die SNB ihren Leitzins am 8. Oktober in einer gemeinsamen Aktion mit führenden Zentralbanken erstmals wieder gesenkt. Das Zinszielband wurde damals um ein Viertel Prozentpunkt zurückgenommen. Angepeilt wurde ein Niveau von 2,5%. Der Dreimonats-Libor blieb aber lange Zeit deutlich höher. Seit einigen Tagen ist er deutlich gesunken. Am Donnerstag notierte er bei 2,55% nach 2,60% am Vortag. Viele Ökonomen hatten angesichts der sich eintrübenden Konjunktur mit einer weiteren Zinssenkung gerechnet. Ziemlich überraschend kam dennoch für viele, dass der Leitzins bereits jetzt gesenkt wurde und nicht erst im Dezember bei der nächsten ordentlichen Zinssitzung.


Economiesuisse über Ausmass der Zinssenkung überrascht
So zeigte sich auch der Wirtschaftsdachverband economiesuisse überrascht vom Ausmass der Zinssenkung. Er habe damit gerechnet, dass die SNB den Leitzins lediglich um ein Viertelprozentpunkt senke, sagte Chefökonom Rudolf Minsch. Economiesuisse begrüsse die Senkung aber auf alle Fälle. «Eine Leitzinssenkung ist ein probates Mittel, um die Konjunktur positiv zu beeinflussen», sagte Minsch. Es sei zudem deutlich wirkungsvoller als finanz- oder steuerpolitische Massnahmen.


SGB: Ernst der Lage erkannt
Auch der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) begrüsste die Zinssenkung. Die Nationalbank habe den Ernst der Lage erkannt, kommentierte Chefökonom Daniel Lampart. Falls sich die Wirtschaftslage aber weiter verschlechtere, müssten weitere Schritte folgen.


Auch EZB und Bank of England fahren Leitzinsen zurück
Die SNB steht mit ihrer Leitzinssenkung nicht alleine da: Die Bank von England (BoE) fuhr den Leitzins noch drastischer um 1,5 Prozentpunkte auf 3% zurück. Die Europäische Zentralbank (EZB) nahm wie erwartet eine Senkung ihres Leitzinses um 0,5 Prozentpunkte auf 3,25% vor. Damit blieb die Zinsdifferenz zwischen dem Euro- und dem Franken-Raum unverändert. (awp/mc/pg/29)

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