SRG: Rudolf Matter wird erster «Superdirektor» von Radio und TV

Der Historiker Matter sei gewählt worden, weil er in allen Medien Erfahrungen auf Geschäftsleitungsebene mitbringe, sagte Verwaltungsratspräsident Jean-Bernard Münch am Montag vor den Medien in Bern. «Rudolf Matter ist ein kreativer Problemlöser mit hoher Fachkompetenz.» Zudem habe er ein ausgeprägtes Durchsetzungsvermögen und eine hohe Sozialkompetenz. Er wird die Stelle am 1. Januar 2011 antreten.


Matter: «Intern und extern zuhören»
Rudolf Matter freut sich auf seine neue Aufgabe, begegnet ihr aber mit «allergrösstem Respekt», wie er an der Medienkonferenz sagte. Er erachte es als grosses Privileg, ein Unternehmen mit vielen kreativen Köpfen zu führen und werde ein Direktor sein, der intern und extern zuhöre «und zum Gespräch bereit» sei. Nach der Wahl des als europafreundlich und wirtschaftskritisch geltenden neuen Generaldirektors Roger de Weck Mitte Mai hatten bürgerliche Politiker gefordert, der Posten des neuen Radio- und TV-Direktors müsse mit jemandem rechts der Mitte besetzt werden.


Matters Wahl keine Überraschung
Inwiefern hat nun dieser Aspekt bei der Wahl Matters eine Rolle gespielt? Das private, berufliche und politische Umfeld eines Kandidaten werde «nicht ausgeblendet», sagte Viktor Baumeler, Präsident des Regionalvorstands SRG.D, am Rande der Konferenz auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Den Ausschlag habe aber Matters fachliche Qualifikation gegeben. Laut Baumeler waren zu Beginn des Auswahlverfahrens 92 Kandidierende im Rennen um den Job des sogenannten Superdirektors von Radio und TV. Mit Hilfe desselben Headhunterbüros, das auch an de Wecks Selektion beteiligt war, wurden deren 17 persönlich interviewt und 5 auf eine Shortlist gesetzt, von der sich eine zurückzog. Zwei Bewerber wurden schliesslich einem Assessment unterzogen. Im Gegensatz zur Wahl de Wecks gilt jene von Matter nicht als Überraschung.


Zwölf Jahre TV-Erfahrung 
Matter hatte seine journalistische Laufbahn 1974 als Redaktor der «Basler National-Zeitung» aufgenommen. Ab 1976 arbeitete er während zwölf Jahren beim Schweizer Fernsehen als Redaktor, Produzent und Moderator der «Tagesschau» und des Magazins «Karussell».  Nach den Tätigkeiten als freier TV-Journalist und einem Abstecher zu McKinsey&Company wechselte er 1993 zu Ringier, wo er als Chefredaktor und Moderator die Sendung «CASH-TV» aufbaute und leitete. Nach einem Abstecher nach Deutschland übernahm er im Herbst 2006 die Chefredaktion von Schweizer Radio DRS. Seit Juni 2009 ist er zudem Co-Leiter des Konvergenzprojekts.


Sport zieht ganz nach Zürich
Der Verwaltungsrat hat am Montag auch das Detailkonzept «Medienkonvergenz SRG.D» genehmigt. Die auf den 1. Januar 2011 zusammengeführte Firma wird neu unter dem Namen «Schweizer Radio und Fernsehen» (SRF) auftreten. Die Struktur wird mit sechs Programmabteilungen verstärkt auf die Inhalte ausgerichtet. Für Radio und Fernsehen wird es zwei separate Chefredaktionen geben. Hauptstandort für die Kultur ist künftig Basel; rund 20 Stellen der Kulturredaktion werden von Zürich nach Basel verlegt. Der Sport zieht hingegen ganz nach Zürich um: Dazu wird die Berner Sportredaktion des Radios in die Zürcher TV-Abteilung integriert, wo 2012 ein gemeinsamer Newsroom entsteht.


Mediengewerkschaft SSM fordert Fingerspitzengefühl
Die Mediengewerkschaft SSM begrüsste es in einer Mitteilung, dass es nur Kandidaten in den Schlussgang geschafft hätten, die weder reine Manager noch Politiker seien, sondern einen politischen Hintergrund hätten. Von Matter erwarte das SSM, dass er auf publizistische Qualität und programmliche Vielfalt setze und im Konvergenzprojekt Fingerspitzengefühl beweise. (awp/mc/ps/23)

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