Starker Rückgang der Headquarters-Ansiedlungen in der Schweiz

Nachdem bereits 2008 im Vergleich zum Vorjahr die Ansiedlungsaktivitäten um 14% abgenommen hatten, ist im Verlaufe des aktuellen Jahres ein noch markanterer Einbruch erkennbar: 2009 haben nur 15 internationale Grossunternehmen ihren Hauptsitz in die Schweiz verlegt, 72% weniger als im letzten Jahr, wie das Beratungsunternehmen Arthur D. Little am Montag in einer Mitteilung schreibt. «Das Ende der Wirtschaftskrise ist für viele Branchen noch nicht eindeutig zu erkennen. Deshalb werden wichtige, zunächst mit Investitionen verbundene Entscheidungen wie die Umsiedlung eines Hauptsitzes auf unbestimmte Zeit verzögert oder revidiert», sagt Thiemo Rehländer, Partner bei Arthur D. Little in Zürich für Strategie- und Organisationsfragen und Leiter des Geschäftsbereichs Financial Services. 


US-Unternehmen belegen weiterhin den Spitzenplatz
Seit 2003 haben über 260 ausländische Unternehmen ihren Hauptsitz in die Schweiz verlegt. Mit 54% stellen die US-Firmen dabei den Löwenanteil. Während diesen die Schweiz als Standort ihrer europäischen Unternehmenszentrale dient, verlegen Firmen aus Europa vor allem ihren globalen Hauptsitz hierher. Bei den asiatischen Unternehmen ist der Anteil gesamthaft zwar immer noch gering, hat aber seit 2007 stark zugenommen. «Wir gehen davon aus, dass vermehrt asiatische Grossunternehmen ? insbesondere aus China ? in den nächsten Jahren einen europäischen Hauptsitz in der Schweiz eröffnen werden», so Paco Hauser, für die Studie verantwortlicher Partner.


Standortattraktivität der Schweiz bleibt weiterhin hoch
Trotz Wirtschaftskrise und Steuerkonflikten mit anderen OECD-Staaten vermag die Schweiz weiterhin ihren Ruf als attraktiven Standort zu wahren. Zug zählt zu den attraktivsten Kantonen und hat die grösste Anzahl internationaler Hauptsitze ausländischer Unternehmen. Arthur D. Little hat über 50 internationale Unternehmen mit einem Hauptsitz in der Schweiz befragt, welche Kriterien für die Standortwahl ausschlaggebend waren. Dabei wird die attraktive Steuergesetzgebung nach wie vor als einer der wichtigsten Gründe angegeben. «Jedoch muss man das Gesamtbild betrachten. Die Unternehmen wählen die Schweiz nicht nur aufgrund der Steuerrate aus. Die Verfügbarkeit hochqualifizierter Mitarbeiter, politische Stabilität, moderne Infrastruktur oder die zentrale Lage in Europa sind ebenfalls wichtige Faktoren in der Beurteilung eines zukünftigen Standorts für den Unternehmenshauptsitz», meint Paco Hauser.


Wie sieht die Unternehmenszentrale der Zukunft aus?
Neben der Frage des Standortes ist bei Unternehmenszentralen vor allem die Effizienz von grosser Bedeutung. Die Wirtschaftskrise hat diesen Druck noch verstärkt. Deshalb erstaunt es nicht, dass 61% der befragten Unternehmen angaben, ihren Hauptsitz bereits restrukturiert zu haben. Weitere 21% planen dies in absehbarer Zukunft. Reine Kostenoptimierungen sind häufig anzutreffen, in der Regel aber nicht zielführend und wenig nachhaltig. «Wichtig ist, dass die Unternehmen nicht blind auf Kosten- oder Stellenreduktionen fokussieren und pauschale Reduktionsziele an ihre Bereiche und Abteilungen ausgeben. Parallel zu einigen sinnvollen Kostensenkungen führt dies fast automatisch zu Einsparungen an den falschen Stellen. Eine Unternehmenszentrale muss handlungsfähig sein. Ihr Zweck besteht neben der Unternehmenssteuerung vor allem darin, das Geschäft möglichst effektiv und effizient zu unterstützen», sagt Thiemo Rehländer. Er fügt hinzu: «Wir empfehlen den Unternehmen deshalb, ihre Zentrale nicht nur über die Kosten, sondern auch in Bezug auf den Wertbeitrag ihrer Leistungen zu optimieren. Nur so ist es möglich, auf die richtigen Aufgaben zu fokussieren und diese gegebenenfalls sogar zu stärken, während gleichzeitig unnötiger Aufwand, Komplexität und Bürokratie reduziert werden.» (arthur d. little/mc/ps)

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