Strompreis besteht zu einem Viertel aus Abgaben

Am gleichen Tag, an dem sich der Nationalrat für mehr Fördergeld für grünen Strom ausgesprochen hat, sind Vertreter der Elektrizitätsbranche mit einer Studie vor die Medien in Bern getreten. Es ist die Neuauflage einer Untersuchung von 1996.


Summe der Abgaben gestiegen
Hauptaussage: Der Strompreis in der Schweiz besteht zu rund einem Viertel aus öffentlichen Abgaben. Seit 1996 ist – bei sinkendem Strompreis – die Summe der Abgaben gesamthaft um 7% gestiegen.


«Beschränkte Repräsentativität»
Die Studie des Verbands Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) und des Bundesamts für Energie (BFE) weist jedoch nur eine «beschränkte Repräsentativität» auf, wie es BFE-Direktor Walter Steinmann ausdrückte. Sie sei «nicht genau und präzise», weil sie lediglich 37 der rund 800 Unternehmen der Branche untersucht habe.


Zahlen aus der Zeit vor Strommarkt-Liberalisierung
Zudem stammen die Zahlen von 2007 – also noch aus der Zeit vor der Liberalisierung des Strommarkts. Eine der Ausgangsfragen konnte die Studie daher nicht beantworten: Sind im Windschatten der Öffnung zusätzliche Abgaben erhoben worden?


Warnung vor weiter steigenden Kosten
Die Vertreter der Branche zeigen sich besorgt und warnten vor weiter steigenden Abgaben. Mit der in der Wintersession zur Diskussion stehenden Erhöhung von Wasserzins und kostendeckender Einspeisevergütung nähmen die Steuern und Abgaben auf den Strompreis um bis zu 44% zu, sagte VSE-Direktor Josef A. Dürr.


Grosse regionale Unterschiede
BFE-Direktor Walter Steinmann wies auf die grossen regionalen Unterschiede hin: So zahlt der Stromkonsument im Tessin (Spitzenreiter ist Ascona) mit durchschnittlich über 2 Rappen Abgaben pro Kilowattstunde (kWh) über viermal mehr Abgaben als die Strombezügerin in Zürich. Diese Zahlen basieren auf der Tariferhebung 2010. Überdurchschnittlich hoch sind die Abgaben auch in der Nordwestschweiz, tief sind sie in der Ostschweiz. Für Steinmann stellt sich deshalb die Frage, «was der Bund in einem föderalistischen Staat steuern» soll.


Gemäss der vorgestellten Studie gingen vom durchschnittlichen Schweizer Strompreis von 14,5 Rappen/kWh fast 4 Rappen an die öffentliche Hand. 1,5 Rappen/kWh davon waren ordentliche Steuern. 0,6 Rappen wurden für den Wasserzins, 0,56 Rappen für Konzessions- und ähnliche Abgaben fällig. Hinzu kamen 0,42 Rappen für Rückstellungen, 0,3 Rappen Gewinnablieferungen an öffentliche Eigentümer und 0,57 Rappen für weitere Abgaben. (awp/mc/pg/21)

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