Studie: Airports drohen Umsatzrückgänge – Erfolgsmodell Zürich

So fasst Stefan Höffinger, Geschäftsführer von Arthur D. Little Austria und Leiter des Competence Centers Aviation, die Ergebnisse einer aktuellen Studie der internationalen Strategie- und Innovationsberatung zusammen.


Drei Erfolgsfaktoren
Die Aviation-Experten von Arthur D. Little haben in der Studie drei wesentliche Faktoren herausdestilliert, die für den zukünftigen Erfolg der Flughäfen entscheidend sind: Konsequente Ausrichtung auf den Endkunden, gezielte Nutzung der Wertschöpfungspotenziale aus der Immobilienentwicklung sowie neue Formen der internationalen Zusammenarbeit. Werden diese Chancen nicht genutzt, kann es kritisch werden: «Stand alone-Airports werden es zukünftig schwieriger haben», analysiert Studienleiter Höffinger, «Airports, die der internationalen Entwicklung nachhinken, werden zu finanziellen Sorgenkindern und Übernahmekandidaten.»


Erfolgsfaktor Kundenorientierung
Im weltweit grössten und wichtigsten Airport-Ranking Skytrax, das auf einer umfassenden Befragung von 8,2 Millionen Passagieren basiert, liegen die asiatischen Flughäfen vorne: Hong Kong auf Platz 1 vor Singapur-Changi und Seoul-Incheon. München ist auf Rang 5 der beste Europäer, Zürich rangiert an 8. Stelle, ist aber zwei Plätze abgerutscht. «Komfort am und zum Flughafen, höchster Servicelevel und ein umfassendes Angebot an Business- und Freizeitenrichtungen zeichnen die führenden asiatischen Airports aus», fasst Stefan Höffinger das Ergebnis der Befragung zusammen. So bietet zum Beispiel Hong Kong International Airport seinen Gästen über 160 Stores und eine «Downtown Pricing Guarantee».


Zürich punktet bei Verkehrsanbindung  
Besonderheiten europäischer Airports: München punktet mit einem umfassenden Entertainment-Angebot mit Ausstellungen und einem Kino sowie spektakulären Events – vom Beach-Volleyball bis zum Weihnachtsmarkt – im Airport Center Forum, der grössten überdachten Freifläche Europas. Zürich sticht vor allem durch seine günstige Verkehrsanbindung hervor, eine 10-Minuten-Bahn-Verbindung von der Innenstadt zum Airport, die in Intervallen von zehn Minuten geführt wird. Zudem gibt es die Möglichkeit, an über 50 Bahnstationen einzuchecken und Gepäck aufzugeben. Am Flughafen erwartet den Passagier der grösste Foodcourt des Landes. Höffinger: «Der Flughafen Zürich ist der verkehrstechnisch am besten erschlossene Ort der Schweiz.»


Erfolgsfaktor Immobilienentwicklung
Besondere Chancen liegen für die Flughäfen in der Immobilienentwicklung. «Airport Cities können moderne Knotenpunkte werden, etwa wie im 18. Jahrhundert die Häfen und im 19. Jahrhundert die Bahnhöfe», ist Studienleiter Höffinger überzeugt, «allerdings nutzen nicht alle diese Chance.» In Europa sind Zürich und Amsterdam Vorreiter bei der Immobilienentwicklung, die grössten Flughäfen Deutschlands und Österreichs hinken dagegen im Vergleich hinterher.


Zürich macht’s vor
«Zürich zeigt vor, wie ein City-naher Airport aktiv die lokale und regionale Immobilienentwicklung vorantreiben kann», sagt Aviation-Experte Höffinger. Der Korridor zwischen City und Flughafen verzeichnet die stärkste Entwicklung von Büroflächen in der Wirtschaftsregion, Zürich-Kloten wurde zum Standort für nationale und internationale Firmen mit über 30?000 Beschäftigten entwickelt. Mit über 12 Quadratkilometern ist die Flughafen Zürich AG der grösste Infrastrukturanbieter der Schweiz. Das erst kürzlich eröffnete Radisson SAS Hotel ist das erste Hotel mit direkter Anbindung zum Gateway. Der messbare Erfolg der gezielten Immobilienentwicklung: Die Höchstmieten am Flughafen liegen rund elf Prozent über den Höchstmieten der Innenstadt. In Amsterdam trägt der Immobilienbereich bereits 41 Prozent zum EBIT der Schiphol Group bei. «Amsterdam zeigt das Potenzial einer klaren Immobilienstrategie auf», sagt Stefan Höffinger, «damit ist der Flughafen auch in der Lage, Rückgänge beim Passagieraufkommen durch Einnahmen im Immobilienbereich zu kompensieren.»


Neue Managementkompetenzen für neue Geschäftsfelder
Längst sind Finanzinvestoren in das Airport-Geschäft ? immer noch das lukrativste in der Aviation-Wertschöpfungskette ? eingestiegen. Umgekehrt sollten auch Flughäfen daran denken, ihre Geschäftsaktivitäten auszuweiten. Vorreiter ist auch hier Amsterdam: Schiphol betreibt nicht nur ein eigenes Medizin-Center am Flughafen und einen Taxi Service, sondern hat auch Tochterfirmen für biometrische Identifikation und Logistik-Software. Zudem bringt Schiphol, wie auch Fraport, sein Know how über Beteiligungen und Managementverträge gewinnbringend in eine Vielzahl von Kooperationen ein. Doch um sich mit einem stimmigen Portfolio aus Kooperationen und Beteiligungen zukunftsorientiert aufzustellen, bedarf es neuer Kompetenzen im Management, die über das reine Abwickeln eines Flugbetriebs hinausgehen ? auch das ein deutliches Ergebnis der Studie von Arthur D. Little. (arthur d. little/mc/ps)

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