Swiss: «Kein Kommentar» zu Lufthansa

Konzernchef Christoph Franz sagte dazu am Freitag allerdings lediglich: «Kein Kommentar». Die Swiss müsse zuerst aus eigener Kraft profitabel werden und sich im Markt behaupten können. Allianzen seien zwar, gerade für Fluggesellschaften in der Grösse der Swiss, sehr sinnvoll. «Entscheidend sind aber die Bedingungen», sagte der Swiss-Chef in Basel. «Wie sich diese entwickeln, wird die Zukunft zeigen.» Ziel der Swiss sei es insbesondere, den Hub Zürich weiter zu betreiben und die Marke aufrecht zu erhalten.

Börse reagiert auf Gerüchte
Mehrere Medien hatten in den vergangenen Tagen berichtet, die Lufthansa habe einen zweiten Anlauf zur Übernahme der Swiss gestartet. Die Konzernchefs der beiden Fluglinien seien sich bereits weitgehend einig über einen Zusammenschluss. Die Börse reagierte eindeutig. Die eigentlich wenig liquide Swiss-Aktie schoss am Morgen bei sehr hohen Volumen um bis zu 24% in die Höhe. Analysten gaben allerdings zu bedenken, dass es zuerst bei der Swiss noch zu einer grösseren Kapitalerhöhung kommen könnte.

Für Bundesrat ist Lufthansa eine Option
Bereits 2003 hatte die Swiss mit der Lufthansa über eine Übernahme verhandelt. Die Schweizer wählten dann aber die Unabhängigkeit und vermeldeten die Aufnahme in die Oneworld-Allianz von British Airways. Diese Allianz zerbrach aber schon wenige Monate später unter anderem am Streit über den Zugriff auf Vielflieger-Kundendaten. Die Lufthansa und auch die Eidgenossenschaft als grösste Swiss- Aktionärin lehnten einen Kommentar zu den Marktgerüchten ab. Für den Bundesrat bleibt die Lufthansa aber eine Option: Die Swiss solle die für den wirtschaftlichen Erfolg notwendigen Massnahmen treffen, heisst die Vorgabe lediglich.

Trotz grosser Fortschritte Ziel verfehlt
Auf diesem Weg hat die Swiss im vergangenen Jahr grosse Fortschritte gemacht, das ursprüngliche Ziel eines Gewinnes aber verfehlt. Der Reinverlust sank wie Mitte Februar bereits mitgeteilt von 687 auf 140 Mio CHF. Der Betriebsertrag nahm in Folge der anhaltenden Flottenverkleinerung um 11,7% auf 3,642 Mrd CHF ab. Franz verwies darauf, dass die Swiss einen positiven Cash Flow von 189 Mio CHF nach minus 340 Mio CHF im Vorjahr erwirtschaftete.

Mit Sparprogramm zu «schwarzer Null»

Für das laufende Jahr erhofft sich die Swiss beim Betriebsergebnis eine «schwarze Null». Das sei allerdings nur möglich, wenn das im Januar verkündete Sparprogramm zügig umgesetzt werden könne, sagte Franz. Demnach werden mindestens 13 der verbliebenen 39 Regionalflieger aufgegeben und 800 bis 1000 Stellen abgebaut.

Keine Arbeitsniederlegung erwartet

Besonders harte Einschnitte befürchten die ehemaligen Crossair- Piloten: Ihre Gewerkschaft Swiss Pilots hat Briefe für ein Streikmandat verschickt, um notfalls gegen die befürchtete Entlassung von bis zu 300 Ex-Crossair-Piloten kämpfen zu können. Swiss-Chef Franz sagte dazu, er erwarte, dass es nicht zu einer Arbeitsniederlegung komme. Er sei zuversichtlich, dass bei den Verhandlungen bald eine Lösung gefunden werde.

Neuer Präsident in Aussicht

In jedem Fall erwarte die Swiss für 2006 einen operativen Gewinn. Dannzumal soll der Flugkonzern einen neuen Verwaltungsratspräsidenten haben: Kandidaten für die Nachfolge des bald 64-jährigen Niederländers Pieter Bouw sollen mit der Einladung zur diesjährigen Generalversammlung bekannt gegeben werden. Ausgeschlossen wurde allerdings, dass Konzernchef Franz auch Präsident wird, auch wenn Franz an der Medienkonferenz zu Bouw flachste: «Vielleicht sollten wir nochmal darüber reden.» (awp/mc/as)

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