Swissca: «Konsolidierung im Fondsgeschäft ist unausweichlich»


Die Fondsindustrie war lange Zeit verwöhnt. Jetzt ist eine Konsolidierung unausweichlich. Dies erläuterte die Leitung der Swissca Fondgesellschaft heute an einer Medienkonferenz.

Von Harry Büsser

Die Zukunft der Fondsbranche sieht Stefan Bichsel, CEO der Swissca, nicht rosig. «Drastische und schmerzhafte Korrekturmassnahmen drängen sich einer verwöhnten Branche unausweichlich auf», sagt auch Josef C. Müller, Präsident des Verwaltungsrates der Swissca. Diese Schlussfolgerung ziehen die beiden nicht nur aus dem miserablen Verlauf der Aktienkurse in den letzten zwei Jahren. Sie vergleichen vor allem den Fondsmarkt in den USA mit jenem in Europa. Das durchschnittliche Vermögen pro Fonds beträgt rund 840 Millionen Dollar in den USA. In Europa sind es lediglich 115 Millionen Dollar. Weil grosse Fonds Kostenvorteile aufweisen, ist eine Konsolidierung der Fondsgesellschaften in Europa laut Bichsel deshalb unausweichlich.

Konsolidierung im FondsmarktDa der europäische Markt fragmentierter ist (unterschiedliche Sprachen und Gesetzgebungen) dürfte die durchschnittliche Fondsgrösse in Europa zwar auch langfristig nicht auf einen ähnlich hohen Wert wie in den USA ansteigen. Dazu müsste etwa jeder siebte Fonds sterben. Aber mittelfristig werden dennoch viele Fonds verschwinden. «Auch in der Schweiz ist eine Konsolidierung wahrscheinlich», erklärt Bichsel. Die Swissca ist offen, gute Gelegenheiten wahrzunehmen und kleinere Fondsgesellschaften zu übernehmen.

Noch keine Konsolidierungswelle in der SchweizAllerdings ist ein Konsolidierungsprozess in der Schweiz derzeit noch nicht greifbar: Dieses Jahr sind – trotz Börsenbaisse – 200 neue Fonds zum Vertrieb zugelassen worden. Insgesamt sind damit in der Schweiz 3534 Fonds zugelassen.

Aufholpotential für die SwisscaDie Schweizer Fondsindustrie verwaltet derzeit fast 400 Milliarden Franken. Bei der Swissca sind es 30 Milliarden Franken. Sie ist damit die Nummer drei im Schweizer Markt. Allerdings weit hinter den Fondsgesellschaften der beiden Grossbanken: Nummer Eins ist die UBS mit einem Nettovermögen von 184 Milliarden und dahinter folgt die CS mit 93 Milliarden Franken. Die Swissca hat also durchaus noch Aufholpotential.

Fondsdurchdringung als WachstumsperspektiveWeiteres Wachstum könnten die Anbieter vor allem mit einer höheren Fondsdurchdringung generieren. Diese beträgt bei den Kantonalbanken gemäss Stefan Bichsel etwas über 20 Prozent. Gut ein Fünftel der Kundenvermögen bei den Kantonalbanken sind also in Fonds angelegt. Die Fondsdurchdringung könnte – schlechte Börsenzeiten zum Trotz – durchaus noch gesteigert werden, denn die Fonds schnitten in der andauernden Baisse meist nicht schlechter ab als Depots aus Direktanlagen.

Boom bei den Garantiefonds? Auf die Frage, ob Garantiefonds vermehrt nachgefragt werden, meint Bichsel: «Die Beliebtheit dieser Fonds steigt wieder – besonders in Spanien sind diese sehr gesucht.» Allerdings ist er nicht von dieser Anlageform überzeugt. «Garantien sind meist mit hohen Kosten für die Anleger verbunden», meint er dazu. Anstatt in einen Garantiefonds zu investieren, rät er Anlegern eher dazu, den Obligationenanteil in ihren Portfolios zu erhöhen.


Swissca 
Die Swissca wurde 1993 als Gemeinschaftswerk der Schweizer Kantonalbanken gegründet. Mit damals drei Mitarbeitern baute die Fondsgesellschaft ihre Aktivitäten stetig aus und beschäftigt heute 237 Angestellte. Der Vertrieb der Swissca-Fonds erfolgt hauptsächlich über die Kantonalbanken.
Stefan Bichsel 
Der 47-jährige Stefan Bichsel ist seit der Gründung der Swissca Delegierter des Verwaltungsrates und Vorsitzender der Unternehmensleitung. Auf Ende Jahr wechselt er zur holländischen Robeco-Gruppe.
Josef C. Müller 
Der 59-jährige Josef C. Müller ist seit der Gründung Verwaltungsratspräsident der Swissca. Allerdings wird sein Nachfolger heute Nachmittag an der Generalversammlung der Swissca in Bern bestimmt.

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