Swisscom: Internationales Grossgeschäft ausgelagert
Im internationalen Wholesale-Geschäft sei der Wettbewerb intensiv, begründete die Swisscom am Mittwoch in einem Communiqué die Auslagerung. Wegen hoher Überkapazitäten sei der Preisdruck ernorm. Die Margen sind entsprechend dünn.
Tiefe Margen, Abschreiber von 150 Millionen Franken
Im Jahre 2003 schrumpfte das Verkehrsvolumen im internationalen Wiederverkaufsgeschäft um ein Viertel, nachdem die Swisscom lokale Verkaufsstellen in mehreren europäischen Ländern geschlossen hatte. Zudem war das Nordamerika-Geschäft verkauft worden. Die Margen in den abgestossenen Geschäftsaktivitäten seien «sehr tief» gewesen. Zudem musste die Swisscom aufgrund des anhaltenden Preis- und Margenzerfalls im internationalen Wiederverkaufsgeschäft die Werthaltigkeit des Bereichs (beispielsweise die Nutzungsrechte an internationalen Seekabel-Konsortien) deutlich nach unten korrigieren. Die Folge war ein ausserplanmässiger Abschreiber von 150 Mio CHF im dritten Quartal 2004.
Belgacom übernimmt, 100 Stellen gehen in der Schweiz verloren
Nun wird das Geschäft praktisch an Belgacom abgetreten, die am neuen Gemeinschaftsunternehmen 72% hält. Die Swisscom ist mit 28% beteiligt. Geld fliesse keines, sagte Swisscom- Sprecher Christian Neuhaus auf Anfrage: Die Swisscom bringe ihr Netz in das neue Unternehmen mit Sitz in Brüssel ein. Die Trennung führt erneut zu einem Stellenabbau in der Schweiz. Von den 124 Arbeitsplätzen in Bern, Zürich, Genf und im Tessin würden in den nächsten drei Jahren 100 gestrichen. Für die betroffenen Angestellten stehe ein «gut ausgebauter» Sozialplan bereit, teilte die Swisscom mit.
«Einsparungen finanziell nicht relevant»
Die Swisscom verliere mit der Auslagerung 270 Mio CHF an Umsatz, sagte Neuhaus. Auf den Reingewinn habe die Abspaltung fast keinen Einfluss. Das Gemeinschaftsunternehmen mit Belgacom sei für die Swisscom ein eleganter Weg, sich eines Geschäfts zu entledigen, das die kritische Masse nicht gehabt habe, urteilte ein Analyst der Bank Lombard Odier Darier Hentsch (LODH). Für Belgacom habe das Geschäft mit dem Verkauf von Netzkapazitäten an internationale Kunden dagegen strategische Bedeutung. Der belgische Telekomkonzern beschäftige in dem Bereich derzeit 232 Angestellte, sagte Belgacom-Sprecher Jan Margot. Angaben zu Umsatz und Ergebnis wollte er nicht machen. Dank der Grösse der neuen Gesellschaft werde sich deren Wettbewerbsfähigkeit verbessern, teilte die Swisscom mit. So solle das Angebot an Mobilfunkbetreiber mit ihrem Bedarf an Kapazitäten für den Sprach- und Datenverkehr ausgebaut werden. Und dank der Einkaufsmacht des Joint Ventures könne die Swisscom bessere Preise für die Terminierung von Gesprächen im Ausland erzielen. Das Zusammenlegen der beiden Geschäftsfelder dürfte laut dem LODH-Analysten Kostenreduktionen von rund 10 Mio CHF erlauben. Dies sei angesichts des hohen Preisdrucks im Markt sehr wichtig. Finanziell sei der Deal für den Swisscom-Konzern allerdings nicht relevant.
(AWP, MC hfu)