Swisscom/Letzte Meile: Verzicht auf Weiterzug an die nächste Instanz

Auf die Frage warum die Swisscom darauf verzichtet, erklärte CEO Carsten Schloter in einem Interview in der «Berner Zeitung»: «Vielleicht hätten wir mit einem Weiterzug an die nächste Instanz einen Preis herausholen können, der 1 CHF höher liegt als die verfügten 18,18 CHF. Aber am Ende des Tages ist dies mit mehr Unsicherheiten für unsere Mitbewerber und auch für uns verbunden.» Bei einer Anfechtung wäre unsicher gewesen, welches Resultat dabei herausgekommen wäre und es hätten sich Probleme für die Preisfestsetzung für 2009 ergeben.


«Preis im luftleeren Raum»
Bei einem Weiterzug hätten für die Preise 2009 nicht die Messgrössen der ComCom verwendet werden können, so Schloter weiter. «Das heisst, wir hätten einen Preis im luftleeren Raum festlegen müssen, was wiederum unsere Mitbewerber angefochten hätten.» Nun habe die Swisscom die Rechtssicherheit für 2009 und könne die ComCom-Parameter für diese Periode anwenden, sagte Schloter.


Schutz des Fernmeldegeheimnisses
Die Swisscom akzeptiert aber nicht alle Entscheide der ComCom. Ein Teilaspekt, den der Telekommunikationskonzern ans Bundesverwaltungsbericht weiterziehen will, ist jener der sogenannten Kollokation. «Das heisst unsere Mitbewerber installieren und betreiben an unseren Standorten eigene Anlagen», so Schloter. International sei aber Usus, dass gewisse Sicherheitsmassnahmen getroffen würden, wenn mehrere Anbieter die gleiche Infrastruktur benutzen würden. Es gehe dabei auch um den Schutz des Fernmeldegeheimnisses. «Es ist üblich, dass gewisse Bereiche, die für Mitbewerber zugänglich sind, durch separate Zugänge baulich abgetrennt sind, oder dass der Zutritt nur mit einer Begleitperson gestattet wird», sagte Schloter. In anderen Ländern müssten sich die Mitbewerber an solchen Kosten beteiligen, «aus unserer Sicht müssen die Kosten für Sicherheitsmassnahmen im Kollokationspreis berücksichtigt werden.»


Mit der Entbündelung der Letzten Meile können die Mitbewerber Telefondienstleistungen wie «Voice over IP», also Sprache über Internettechnologie anbieten. Die sei wesentlich kostengünstiger und habe für die Konsumenten tiefere Preise zur Folge.


Kritik an Kreditvergabe der Banken
Schloter kritisierte in der «Berner Zeitung» weiter die Kreditvergabe der Banken. «Die Unternehmen müssen heute Konditionen bezahlen, die beinahe unverschämt sind, wenn sie überhaupt Geld erhalten.» Für die Realwirtschaft sei es wichtig, dass die Kreditmärkte in den nächsten drei bis vier Monaten wieder zu funktionieren beginnen. Andernfalls komme es in der Wirtschaft nicht nur zu einem Einbruch, sondern auch zu einem Abbruch. Allerdings sei die Swisscom derzeit von grösseren Kreditablösungen glücklicherweise kaum betroffen. Auch sei die Swisscom grundsätzlich «nicht sehr stark konjunkturanfällig» und die Veränderungen der Wechselkurse hätten bislang eher geringe Auswirkungen gehabt, so Schloter zu den Einflüssen der Finanzkrise auf das Geschäft der Swisscom. (awp/mc/pg/06)

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