Telefonica will mittelfristig Kontrolle über Telecom Italia

Der derzeit zur Debatte stehende Kauf eines 18-Prozent-Anteils am grössten Telekomkonzern Italiens sei nur der erste Schritt für weitere Aktienkäufe, an deren Ende die Kontrolle über Telecom Italia stehen solle, berichtete die «WirtschaftsWoche» (8/2007) unter Berufung auf Unternehmenskreise. Das Konglomerat würde die Deutsche Telekom als Europas grössten integrierten Telefonkonzern ablösen.


Zwei Milliarden Euro für 30-Prozent an der Holding
Einem Bericht der italienischen Tageszeitung «Il Sole 24 Ore» zufolge bieten die Spanier der italienischen Pirelli zwei Milliarden Euro für einen 30-Prozent-Anteil an der Holding Olimpia, die wiederum 18 Prozent an Telecom Italia hält. Pirelli hält derzeit 80 Prozent an Olimpia. Diese Offerte bewerte Telecom Italia mit 3,0 Euro je Aktie. Die Telecom-Italia-Aktie stieg bis zum frühen Nachmittag um 2,21 Prozent auf 2,41 Euro und waren damit Spitzenreiter im italien ischen Leitindex MIB30 sowie im EuroSTOXX 50. In Madrid verloren Telefonica-Titel 0,18 Prozent auf 17,02 Euro.


Weitere Interessenten
An einem Einstieg bei Olimpia sei auch ein italienisches Konsortium interessiert, berichtet das italienische Blatt weiter. Es biete über seinen Repräsentanten Lehman Brothers etwa 2,6 bis 2,7 Euro je Telecom-Italia-Aktie. Zu den Interessenten könnten ausserdem France Telecom, die schwedische TeliaSonera, die indische Hinduja-Gruppe und die russische Sistema zählen.


Kein Kommentar von Telefonica
Eine Telefonica-Sprecherin wollte sich zu dem Bericht nicht äussern. Sie sagte lediglich auf Anfrage: «Einen weiteren Kommentar zu diesem Thema geben wir nicht ab. Wir haben bereits gesagt, dass wir mit Pirelli sprechen.» Analysten sagten, Telefonica könnte aus dem geplanten Verkauf seines 75-Prozent-Anteils an der niederländischen TV-Produktionsfirma Endemol etwa 2 Milliarden Euro erlösen und dieses Geld dann in den Erwerb einer Beteiligung an Olimpia stecken.


Ad acta gelegte Übernahmepläne kommen wieder raus
Wie die «WirtschaftsWoche» weiter meldet, haben die Spanier schon kurz vor der Übernahme des britischen Mobilfunkers O2 Ende 2005 mit Telecom Italia Mobile verhandelt. Damals habe sich Telefonica allerdings weder finanziell noch personell zugetraut, zwei Grossakquisitionen gleichzeitig zu stemmen. Mit der jetzt möglichen Minderheitsbeteiligung nehme der Telefonica-Chef Alierta die damals ad acta gelegten Übernahmepläne wieder auf. Positiv wäre der Einstieg für das deutsche DSL-Geschäft des Telefonica-Ablegers O2, hiess es. Denn die Telecom-Italia-Tochter Hansenet verfüge mit der Marke Alice über 800.000 Kunden und sei Nummer drei auf dem hiesigen DSL-Markt. (awp/mc/ab)

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