Tessiner KB und Suva-Affäre: Ex-Präsident im Zwielicht

Bergonzolis Unterschrift steht unter dem Vertragswerk, das den Verkauf des Geschäftskomplexes «Piazzale alla Valle» in Mendrisio an die Firma des inhaftierten Immobilienhändlers besiegelte.


Kriminell oder absolut unprofessionell
Für bloss 10,5 Mio. Franken wollte die Suva den vom Architekten Mario Botta konzipierten Bau veräussern. Allerdings «übersahen» die Beteiligten, dass die Gemeinde Mendrisio ein Vorkaufsrecht für den «Piazzale alla Valle» besitzt. «Dies war entweder kriminell oder absolut unprofessionell», sagte Franz Steinegger, der Verwaltungsratspräsident der Suva, in der Sendung «Falò» des Tessiner Fernsehens am Donnerstagabend. Carlo Croci, der Gemeindepräsident von Mendrisio, sprach an gleicher Stelle von einem «oberflächlichen Vorgehen».


Gemeinde machte optimales Geschäft
Als bekannt wurde, dass die Suva den «Piazzale alla Valle» veräussern wollte, machte die Gemeinde von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch und erwarb die Liegenschaft für 10,5 Mio CHF. Innert kürzester Zeit hatte der Gemeinderat die nötigen Kredite bewilligt. Croci spricht von einem «optimalen Geschäft». Zum einen, weil der Marktwert der Liegenschaft auf 13,5 Mio CHF geschätzt wird. Zum anderen, weil die Gemeinde mit einer Rendite von über 9 Prozent rechnet.


Verkäufe bis auf weiteres gesperrt
Noch ist der Deal allerdings nicht perfekt. Denn die Tessiner Staatsanwaltschaft hat die Verkäufe aller umstrittener Immobilien der Suva bis auf weiteres gesperrt.
Ermittelt wird derzeit gegen sechs Personen, die allesamt inhaftiert sind – nicht aber gegen Bergonzoli, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Freitag auf Anfrage sagte. Bergonzoli selbst wollte sich auf Anfrage nicht zum Fall äussern. Auch zu seinen Beziehungen zum inhaftierten Makler machte er keine Angaben.


Einiges an Vorwürfen
Dieser steht zusammen mit dem 42-jährigen Ex-Chef der Suva- Immobilienabteilung in Luzern im Zentrum der Ermittlungen der Tessiner Staatsanwaltschaft. Ihnen wird Bestechung, Betrug, Urkundenfälschung und ungetreue Geschäftsführung vorgeworfen.


Der Immobilienhändler aus Ronco ob Ascona erwarb von der Suva mehrere Liegenschaften zu Preisen, die nach Einschätzung der Tessiner Staatsanwaltschaft deutlich unter dem Marktwert liegen.


Vier weitere Personen, die ebenfalls in U-Haft sitzen, sollen die Machenschaften der mutmasslichen Hauptäter mit Scheinrechnungen und fiktiven Vermittlungsdiensten gedeckt haben. (awp/mc/ab)

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