Trichet schliesst weitere Leitzinssenkung nicht aus

Die EZB hat den Leitzins seit Oktober im Kampf um die Rezession bereits um drei Prozentpunkte auf 1,25 Prozent gesenkt. Ökonomen erwarten bei der nächsten Sitzung am 7. Mai eine weitere Senkung auf dann 1,00 Prozent. Dann könnten auch Details zu möglichen unkonventionellen Schritten bekanntgegeben werden. «Wenn wir eine Entscheidung über nicht-standardmässige Massnahmen am 7. Mai fällen, werden wir dies den Märkten und den Investoren erklären», sagte Trichet. 


Bini Smaghi warnt vor zu aggressiver Geldpolitik
EZB-Direktoriumsmitglied Lorenzo Bini Smaghi hat eindringlich vor einem zu aggressiven geldpolitischen Kurs infolge von überzogenen Deflationsängsten gewarnt. «Wir sollten nicht vergessen: Fehler bei der Vorhersage einer Deflation, das heisst der Deflation eine zu grosse Bedeutung beizumessen, sind zentrale Gründe für die jetzige Krise», sagte der Italiener, der im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) die Geldpolitik mitbestimmt, der «Financial Times Deutschland» (Montagausgabe). 2003 und 2004 seien die Leitzinsen aus «übertriebenen Deflationsängsten» zu stark gesenkt worden.


«Deflation sehe ich wirklich nicht»
Bini Smaghi wies Ängste vor einem anhaltenden Rückgang der Preise im Euro-Raum entschieden zurück. «Deflation ist negative Inflation über mehrere Jahre – das sehe ich wirklich nicht», sagte er. «Im Moment ist Deflation eine rein akademische Diskussion.» Gegenüber weiteren allzu aggressiven Zinsschritten zeigte er sich skeptisch. Bei weiteren unkonventionellen Massnahmen sei eine klare Ausstiegsstrategie zentral.


Spiegelverkehrtes «J» 
Bei den ausgeweiteten Refinanzierungsgeschäften für Banken gehe die Liquidität im System bei nachlassender Nachfrage der Banken «automatisch» zurück. «Das ist also eine Exit-Strategie, die endogen ist, die von innen kommt», sagte er. Für 2010 erwartet er den Beginn einer Wirtschaftserholung. Es werde aber kein Zyklus in der Form eines «V», mit einer raschen Erholung nach dem Einbruch. «Diesmal wird es mehr wie bei einem spiegelverkehrten ‹J› sein – mit einem sehr allmählichen, verhaltenen Anstieg», sagte Bini Smaghi. (awp/mc/ps/11) 

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