Übernahmekampf: ACS erhöht Angebot für Hochtief

Statt acht ACS-Papieren sollen die Hochtief-Aktionäre nun neun ACS-Aktien für fünf Hochtief-Papiere bekommen. Aktionärsschützer stuften das weiterhin unter dem aktuellen Börsenkurs liegende Angebot umgehend als unattraktiv für die Aktionäre ein. Das Essener Unternehmen kündigte zunächst eine Prüfung des neuen Angebots sowie eine aktualisierte Stellungnahme an. «Wir raten unseren Aktionären, keine Entscheidung zu treffen, bis Hochtief dazu Stellung genommen hat. Es gibt keinen Zeitdruck für unsere Aktionäre», sagte ein Hochtief-Sprecher.


DSW weiter zurückhaltend 
Auch mit dem neuen Angebot könne man niemanden «hinter dem Ofen hervorlocken», sagte der Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Marc Tüngler. Ausschlaggebend für die Ablehnung der Offerte sei das weiter hohe Risiko der ACS-Papiere. Eine ACS-Sprecherin begründete die Offerte mit dem gestiegenen Kurs der Hochtief-Aktien. Eine weitere Nachbesserung des bis zum 29. Dezember laufenden Angebots schloss ACS aus. Trotz der bisher schwachen Resonanz der Hochtief-Aktionäre zeigte sich ACS zuversichtlich, die angepeilte 30-Prozent-Schwelle bei Hochtief erreichen zu können.


Hochtief will bald mit ACS reden
Lütkestratkötter hatte das Angebot der Spanier noch kurz zuvor als «ausgesprochen unfreundlich» eingestuft. Er bescheinigte Hochtief Chancen auf eine Abwehr der drohenden Übernahme. Der Konzernchef will schon bald Gespräche mit ACS führen, einen konkreten Termin gibt es aber noch nicht. Auch ACS rechne nun mit einem schnellen Gesprächsbeginn, sagte eine Sprecherin. Entscheidend werde jedoch sein, die Gespräche mit «höchster Vertraulichkeit» zu behandeln. In einer nach der ersten ACS-Offerte vorgelegten Stellungnahme hatten Vorstand und Aufsichtsrat von Hochtief ausdrücklich vor einer drohenden Zerschlagung des grössten deutschen Baukonzerns gewarnt. ACS wollte die Stellungnahme auf Anfrage nicht kommentieren.


Hochtief empfiehlt Aktionären Ablehnung
Nach Prüfung des Anfang Dezember vorgelegten ACS-Angebots hatte Hochtief seinen Aktionären offiziell eine Ablehnung der Offerte empfohlen. «Das Ergebnis ist eindeutig», sagte Lütkestratkötter. Das Angebot von ACS sei ein «Minusgeschäft». Eine Übernahme durch ACS biete keine Wettbewerbsvorteile für Hochtief, hiess es in der Stellungnahme. Dagegen könnten den Deutschen Nachteile entstehen – etwa bei Ausschreibungen für Bauprojekte in Kanada und den USA. Dort bestehe das Risiko, dass Hochtief bei einer gleichzeitigen Teilnahme von ACS-Gesellschaften von dem Verfahren ausgeschlossen werde.


ACS will Hochtief nicht zerschlagen
ACS selbst hatte in der Vergangenheit mehrfach betont, auf eine Zerschlagung von Hochtief verzichten und die Konzernzentrale in Essen erhalten zu wollen. Grundsätzlich bestehe jedoch keine rechtliche Pflicht zur Umsetzung der in der Angebotsunterlage angegebenen Absichten, hiess es in der Stellungnahme. Eine solcher Schritt könne bei einer möglichen Übernahme daher nicht ausgeschlossen werden, falls das ACS-Management dies als vorteilhaft ansehe.


Bislang 227 Aktien zum Tausch angeboten
Der Hochtief-Konzernbetriebsrat warnte vor einer Bedrohung der Arbeitsplätze: Mögliche Arbeitsplatzverluste würden vor allem Deutschland treffen. In Deutschland beschäftigt Hochtief rund 11.000 Mitarbeiter. Weitere 10.000 bis 15.000 Stellen seien in der Zulieferindustrie bedroht. Bis zum Dienstagabend hatten Hochtief-Aktionäre auf der Basis des ersten Angebots lediglich 277 Aktien zum Tausch angeboten. Dies entspreche 0,00036 Prozent des Grundkapitals und der Stimmrechte von Hochtief, teilte ACS mit. Um ihren Anteil an Hochtief wie geplant auf über 30 Prozent zu erhöhen, brauchen die Spanier derzeit rund 2,1 Millionen Hochtief-Aktien. ACS hatte angekündigt, anschliessend über Zukäufe an der Börse den Anteil auf mehr als 50 Prozent steigern zu wollen.


Katar neuer Grossaktionär
Erst in der vergangenen Woche war durch den Einstieg des Emirats Katar als neuer Grossaktionär der bereits vorhandene Hochtief-Anteil von ACS verwässert worden – von 29,98 Prozent auf nur noch 27,25 Prozent. (awp/mc/ps/05)

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