Ulrich Braun: CH-Immobilienmarkt auf solidem Fundament

Dies geht auch aus der neuesten Immobilienstudie des Economic Research der Credit Suisse hervor. Ulrich Braun, Leiter Real Estate Analysis, gibt Einblick im Video-Interview in den Schweizer Immobilienmarkt.

Dorjee Kokasang: In Ihrer aktuellen Studie benennen Sie die Demographie als einen der wichtigsten Faktoren für die Wohnungsnachfrage. Wie wird sich die Alterung der Gesellschaft auf den Immobilienmarkt auswirken?

Ulrich Braun: Die Alterung der Gesellschaft hat einen Einfluss auf die Nachfragestruktur auf dem Wohnimmobilienmarkt. Klassischerweise werden Mietwohnungen in der Schweiz von der Alterskategorie der 20 bis 29-jährigen Personen besonders stark nachgefragt. Einfamilienhäuser sind in einem Alter zwischen 34 und 45 Jahren beliebt, und das Stockwerkeigentum wird vor allem von Personen ab dem 55. Altersjahr bevorzugt. Entsprechend hat in den vergangenen Jahrzehnten eine Verschiebung vom Mietwohnungsmarkt hin zum Einfamilienhaus in den Neunzigerjahren und zum Stockwerkeigentum in den letzten Jahren stattgefunden. Wir erwarten in den kommenden Jahren ein langsames Abflachen der Nachfrage im Stockwerkeigentums-Segment.

Ein weiterer wichtiger Faktor sind die Zinsen. Könnte ein Ansteigen des Zinsniveaus zu einer neuerlichen Immobilienkrise wie in den Neunzigerjahren führen?

Wir sind im heutigen Zeitpunkt weit von den ökonomischen Zuständen entfernt, wie sie Ende der Achtzigerjahre vorherrschten. Damals war die Schweiz in einer Hochkonjunkturphase, es gab eine starke Inflation, und in diesem Umfeld wurden die Zinsen sehr schnell und sehr stark angehoben. Heute liegt das Wirtschaftswachstum bei rund 1.6 Prozent, die Arbeitslosigkeit ist vergleichsweise hoch, und wir beobachten eine niedrige Inflationsrate. Entsprechend gehen wir auch in den kommenden Monaten nicht davon aus, dass die Zinsen schnell ansteigen werden. Deshalb erwarten wir keine negativen Einflüsse auf den Wohnimmobilienmarkt.

Weshalb ist die Wohneigentumsquote in den Randregionen höher als anderswo?

Der Grund hierfür ist im Preisniveau zu suchen. Nehmen wir als Beispiel eine Stockwerkeigentumswohnung von viereinhalb Zimmern mit rund 100 Quadratmetern Fläche. Eine solche Wohnung kostet im Kanton Jura und im Wallis um die 290’000 bis 300’000 Franken. Im Kanton Zürich kostet eine ähnliche Wohnung 600’000 Franken. Also, rund doppelt soviel wie im Jura. Da sich die Einkommen im Kanton Jura nicht derart unterscheiden von denen im Kanton Zürich oder dem Kanton Genf, ist die Erschwinglichkeit von Wohneigentum in den Randregionen deutlich besser.

Die Stadtflucht konnte in den letzten Jahren gestoppt werden. Worauf ist dies zurückzuführen?

Dies ist einerseits auf die erhöhte Nachfrage nach Stockwerkeigentum in der Schweiz zurückzuführen. Stockwerkeigentum wird klassischerweise in den Städten sowie den städtischen Agglomerationen erstellt. Dies führt dazu, dass die Bevölkerung in den Städten und in den entsprechenden Agglomerationen steigt. Ein weiterer Faktor ist, dass die Stadt wieder «in» ist: Verschiedene Faktoren, wie die Nähe zum Arbeitsplatz, reichhaltige Unterhaltungsmöglichkeiten und kulturelle Angebote sowie Universitäten und Schulen spielen hier eine wichtige Rolle.

Wird der verstärkte Preiskampf auf dem Schweizer Detailhandelsmarkt auch Auswirkungen auf den Verkaufsflächenbestand haben?

Die Angebotsdichte im Detailhandel ist heute schon ausgesprochen hoch in der Schweiz. Durch den Einstieg der neuen Mitbewerber Aldi und Lidl wird sich der Verdrängungswettbewerb im Schweizer Einzelhandel weiter verstärken. Dies wird entsprechend auch Konsequenzen für die Flächennachfrage nach sich ziehen, d.h. wir erwarten eine leicht gesteigerte Nachfrage nach Detailhandelsflächen in der Schweiz.

Lohnt sich ein Einstieg in Immobilienanlagen immer noch?


Für langfristig orientierte Anleger sind Immobilien-Anlagen immer ein Thema. Wir gehen davon aus, dass der optimale Immobilienanteil eines Portfolios durchaus bei 15 bis 25 Prozent liegen dürfte. Wichtige Vorteile der Immobilien-Anlagen sind die hohe Ausschüttungsrendite von rund vier Prozent sowie die durchschnittlich erwartete Performance von fünfeinhalb bis sechs Prozent.

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