US-Detailhandel: Wenig Hoffnung auf Besserung zum Weihnachtsgeschäft


Die Amerikaner halten sich mit den Einkäufen in Warenhäusern zurück. Das wird sich auch zu Weihnachten nicht ändern. Denn der US-Konsument investiert lieber in ein neues Auto oder baut ein Haus.

Von Connie Voigt

Die Konsumenten in den USA zeigen dieser Tage einen gesunden Appetit für die Anschaffung neuer Autos und den Kauf von Immobilien. Denn beide Sektoren profitieren von historisch niedrigen Zinsraten. Der Autosektor lockt sogar mit Null-Prozent-Finanzierungsanreizen. Die Leidtragenden dieser Entwicklung sind die Warenhausketten, insbesondere die Textilhäuser.

Guter Start im Oktober
Trotz der allgemeinen Baisse im US-Detailhandel, konnte die Branche zu Anfang Oktober ein zwischenzeitiges Umsatz-Plus melden, das hauptsächlich den Bereichen Nahrungsmittel und Haushaltswaren zu verdanken ist. Der grösste US-Detailhändler Wal-Mart Stores hatte sogar einen guten Start für die Verkaufszahlen im Textilbereich. Sie würden den Erwartungen entsprechen, heisst es bei Wal-Mart. Die Nummer zwei in den USA, J.C. Penney, vermeldete sogar bessere Zahlen als erwartet.

Erholung ist kurzweilig Aber die positiven Zwischenergebnisse dürften nur eine Ausnahme bleiben. Linda Kristiansen, Analystin für Detailhandel der UBS Warburg, sieht nur eine zwischenzeitliche Erholung: «Die Konsumenten holen nach den letzten schlechten Verkaufswochen kurzzeitig auf, aber vor Weihnachten wird der Detailhandel wieder nachlassen», befürchtet die Analystin. Die Faktoren für diese Prognose sind vielschichtig.

Strenger Winter – höhere Heizkosten
Als belastend wird sich laut offiziellen US-Statistiken der nächste Winter auswirken. Er wird als besonders kalt prognostiziert. Sollte er tatsächlich überdurchschnittlich hart werden, würden sich die Heizkosten um schätzungsweise 300 US-Dollar pro Haushalt erhöhen. Hinzu kommt ein möglicher Preisanstieg durch erhöhte Rohstoffpreise.

Immobilienboom drückt den Konsum
Die günstigen Hypothekarzinsen verleiten Amerikaner zum Häuserbau. Nie haben so viele Amerikaner Häuser gebaut oder gekauft wie in den vergangenen Monaten: Allein im September stieg die Zuwachsrate bei Einfamilienhäusern auf 13 Prozent und erreicht damit das höchste Niveau seit 16 Jahren. Angefacht wird der Bauboom durch die grosszügige Belebung der Finanzinstitute und durch die niedrigen Zinsen. Im Oktober fiel der durchschnittliche Zinssatz für Darlehen mit einer Laufzeit von 30 Jahren unter die historische Marke von sechs Prozent.Mit dem Häuserbau verschulden sich mehr und mehr Konsumenten. Manche lassen sich sogar auf Zweit- und Dritthypotheken ein.

Verschuldung steigt
Skeptiker warnen vor einem drohenden Crash. Denn was passiert, wenn die Immobilienpreise ins Rutschen geraten und die Kreditnehmer feststellen müssen, dass ihre Schulden den Wert der Immobilie übersteigen? Oder: Wie will der Kreditnehmer seine Raten zahlen, wenn er unter der gegenwärtigen Flaute am Arbeitsmarkt seinen Job verliert? In der Tat sind laut «Wall Street Correspondents» bereits knapp fünf Prozent der Hypothekenschuldner mehr als 30 Tage im Verzug. Das sind so viele wie in den vergangenen zehn Jahren nicht.

Druck auf den Detailhandel
Unter dem Schuldenberg der Konsumenten hat auch die US-Warenhauskette Sears Roebuck zu leiden. Der Konzern gab letzte Woche eine Gewinnwarnung für das Gesamtjahr heraus. Der Sears-Aktienkurs stürzte daraufhin um mehr als ein Viertel. Schuld an diesem Debakel ist in erster Linie das Kreditkartengeschäft, das rund 60 Prozent zu den Vorsteuergewinnen des Konzerns beiträgt. Sears musste einräumen, dass zusätzliche Rückstellungen in Höhe von 222 Mio. US-Dollar notwendig wurden, um die Kreditkartenschulden abzudecken, die nicht mehr eingebracht werden können. Sears hat ein Kreditportfolio von fast 30 Mrd. US-Dollar.

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