US-Notenbanken greifen wegen Immobilienkrise erneut am Geldmarkt ein

Die Europäische Zentralbank (EZB) bot den Banken bereits zum dritten Mal in Folge eine Finanzspritze an. Sie stellte am Montag 47,66 Milliarden Euro bereit, um einen Liquiditätsengpass zu verhindern. Bereits vergangenen Donnerstag hatte die EZB 95 Milliarden Euro an Barmitteln in den Markt gepumpt, am Freitag dann weitere 61 Milliarden Euro. Auch die US-Notenbank und weitere Zentralbanken hatten weltweit kurzfristig eingegriffen. Die japanische Notenbank stellte den Banken am Montag 600 Milliarden Yen (3,7 Milliarden Euro) zusätzlich bereit.


Leichte Erholung
Die Aktienmärkte in Asien und Europa setzten am Montag nach massiven Kursverlusten Ende vergangener Woche zu einer leichten Erholung an. Es herrschte aber Unsicherheit, ob die US- Hypothekenkrise zu weiteren Kursrückgängen an den weltweiten Finanzmärkten führen wird.


Institute gewähren sich nur noch eingeschränkt Kredit
Am Geldmarkt zögern die Banken derzeit, sich gegenseitig Geld zu leihen, weil unklar ist, welche Bank von den Zahlungsausfällen im US- Hypothekenmarkt betroffen ist. Die Institute gewähren sich nur noch eingeschränkt Kredit und horten ihr Geld lieber – etwa um Risiken abzusichern. Deshalb erwarten Marktkenner weitere zusätzliche Geldspritzen der Notenbanken


«Das Angebot an Liquidität ist reichlich»
Laut EZB normalisieren sich die Bedingungen am Geldmarkt aber. «Das Angebot an Liquidität ist reichlich», teilte die Notenbank am Montag mit. Die Aktionen der EZB waren das erste Eingreifen dieser Art seit den Terroranschlägen in den USA vom 11. September 2001. Die Angst vor faulen Krediten in überall auf der Welt verteilten Anleihepaketen hatte vor dem Wochenende beinahe den Geldmarkt ausgetrocknet. Die Notenbanken mussten eine beispiellose Summe von mehr als 200 Milliarden Euro an kurzfristigen Krediten in den Markt pumpen, um dies zu verhindern. Übers Wochenende kamen neue Berichte auf, die die Furcht weiter schürten, so sickerte durch, dass die amerikanische Citigroup mit Kreditanleihen mehr als 500 Millionen Dollar (365 Mio Euro) verloren haben soll.


DAX setzt zur Erholung an
Der deutsche Aktienmarkt setzte am Montag nach den Verlusten der vergangenen Woche zur Erholung an. Die Vorgaben aus Übersee stützten den freundlichen Börsenstart. Der DAX gewann in den ersten Handelsminuten 1,1 Prozent auf 7425 Zähler. Der MDAX der mittelgrossen Werte stieg um 1,3 Prozent auf 10 058 Punkte. Der Technologiewerte- Index TecDAX gewann 1,2 Prozent auf 893 Zähler.


FTSE 100 ebenfalls mit leichter Erholung
Auch der Londoner Aktienindex FTSE 100 erholte sich nach einem Tiefschlag in der vergangenen Woche wieder leicht. Am Montagmorgen stieg der führende Index um 1,3 Prozent auf 6118,8 Punkte. Am Freitag war der FTSE zeitweise um 3,7 Prozent eingebrochen – so viel wie seit vier Jahren nicht mehr. Analysten warnten jedoch, die Erholung könnte angesichts der Angst vor einer weltweiten Kreditkrise von kurzer Dauer sein.


Commerzbank von Insolvenz der US-Immobilienfinanzierers Homebanc betroffen
In den USA hatte der Leitindex Dow Jones am Freitag zwar mit leichten Verlusten geschlossen, nach dem europäischen Handelsschluss indes noch um gut 100 Punkte zugelegt. In Japan schloss die Tokioter Börse am Montagmorgen nach der Finanzspritze der Notenbank gut behauptet.  Die Commerzbank ist nach Aussage von Vorstandsmitglied Bernd Knobloch von der Insolvenz der US-Immobilienfinanzierers Homebanc betroffen. Die gewährten Kredite an das US-Unternehmen beliefen sich auf einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag, sagte Knobloch am Montag in Frankfurt. Die Kredite an die Homebanc seien aber vollständig mit Vermögenswerten abgesichert. Wir gehen davon aus, dass wir unsere Kredite über die Besicherung wieder zurückbekommen, betonte Knobloch. Der Immobilienfinanzierer Homebanc hatte Ende vergangener Woche in den USA Gläubigerschutz beantragt.


Transparenz im globalen System gefordert
Vor dem Hintergrund der US-Hypothekenkrise hat der Chefvolkswirt der Allianz Gruppe, Michael Heise, mehr Transparenz im globalen System gefordert. «Diese Entwicklung sollte zum Überdenken führen», sagte Heise im ZDF-Morgenmagazin. «Man sollte darüber nachdenken, ob nicht mehr Transparenz wichtig ist bei solchen Institutionen, die sehr hoch riskante Geschäfte machen.» Heise begrüsste Vorschläge, zu diesem Zweck Kreditregister oder Verhaltensstandards einzurichten. (awp/mc/gh)

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