US-Regierung: Leck in der Nähe des Bohrlochs

Ein BP-Sprecher sagte, er wisse nichts von dem Leck, meldete der TV-Sender CNN. Kurz zuvor hatte BP entscheidende Erfolge gemeldet. Seit gut drei Tagen fliesse kein Öl mehr aus dem Leck in der Tiefe, ein meterhoher Zylinder habe die Ölfontäne zum Versiegen gebracht. Es war dies ein erster entscheidender Fortschritt seit dem Beginn der Ölkatastrophe vor drei Monaten.


Notfall-Plan gefordert
BP-Manager BP-Manager Doug Suttles gab sich vorsichtig optimistisch. Vermutlich könne die «Kappe» das Leck unter Verschluss halten, bis Anfang August das Leck tief im Meer endgültig mit Schlamm und Zement versiegelt wird. Entsprechende Tests verliefen ermutigend, die Steigleitung scheine dem Druck standzuhalten. Allerdings schloss Suttles nicht aus, dass es Probleme geben könnte. Falls sich herausstellen sollte, dass die Steigleitung dem Druck nicht standhalten sollte, müssten die Ventile des Zylinders wieder geöffnet werden. Das ausströmende Öl werde dann wie zuvor wieder auf Tanker abgepumpt. Allen forderte BP auf, einen Plan über ein mögliches erneutes Absaugen vorzulegen. Seit dem Unfall auf der Bohrinsel «Deepwater Horizon» am 20. April strömten Tag für Tag bis zu 8200 Tonnen Rohöl ins Meer. Es ist die schwerste Ölpest der US-Geschichte.


Rückschlag für Säuberungsarbeiten
Derweil erlitten die Säuberungsarbeiten im ölverseuchten Golf von Mexiko am Wochenende einen Rückschlag. Der taiwanische Supertanker «A Whale» sollte täglich mehrere Millionen Liter ölverschmutztes Wasser aufsaugen und reinigen. Der mit den Arbeiten betraute Admiral Paul Zukunft sagte jedoch, der Tanker sei «nicht geeignet» und werde daher nicht eingesetzt. Die Bohrinsel «Deepwater Horizon» war im April nach einer Explosion gesunken. Bislang strömten Schätzungen der Internationalen Energieagentur zufolge zwischen 2,3 und 4,5 Millionen Barrel Öl ins Meer. Die Katastrophe bedroht wichtige Wirtschaftszweige wie Tourismus und die Fischerei. Zudem sind Tiere und Pflanzen entlang der amerikanischen Golfküste stark in Mitleidenschaft gezogen.


Bislang über 200 Millionen Dollar Entschädigungszahlungen
Im Zusammenhang mit der Ölpest zahlte der BP-Konzern eigenen Angaben zufolge bislang mehr als 200 Mio USD an Geschädigte in den betroffenen US-Bundesstaaten. Insgesamt 32’000 Geschädigte hätten in den vergangenen zehn Wochen eine oder mehrere Zahlungen erhalten. Zahlungen an 61’000 weitere Geschädigte der grössten Ölkatastrophe in der US-Geschichte würden derzeit noch geprüft. In der vergangenen Woche hatte BP die bisherigen Gesamtkosten der Ölpest für den Konzern auf 3,5 Mrd Dollar beziffert.


Grossbritannien verteidigt BP wegen Lockerbie
Unterdessen ist der Ölkonzern BP erneut in die Kritik geraten, doch die britische Regierung kommt zur Hilfe: Es gebe keinerlei Beweise, dass BP in die Freilassung des libyschen Lockerbie-Attentäters verwickelt gewesen sei, schrieb Aussenminister William Hague in einem Brief an seine US-Kollegin Hillary Clinton, der am Sonntag bekanntwurde. Es wird erwartet, dass die Vorwürfe auch beim ersten Besuch des britischen Premierministers David Cameron an diesem Dienstag in Washington Thema sein werden.


BP bestreitet Vorwürfe
Eine Gruppe von US-Senatoren wirft BP vor, die Begnadigung von Abdel Basset al-Megrahi und seine Rückkehr in seine Heimat Libyen vorangetrieben zu haben, um einen Millionendeal mit dem nordafrikanischen Land abzuschliessen. BP bestreitet das. Bei dem Anschlag auf ein Flugzeug der US-Fluglinie Pan Am über dem schottischen Ort Lockerbie im Dezember 1988 waren 270 Menschen getötet worden. Al-Megrahi war zu lebenslanger Haft verurteilt, wegen einer Krebserkrankung aber vorzeitig freigelassen worden. (awp/mc/ps/01)

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