US-Rettungspaket nimmt Konturen an

Trotz einer Reihe noch strittiger Fragen nahm das US-Hilfsprogramm zunehmend Konturen an. Die beiden Präsidentschaftkandidaten Barack Obama und John McCain sicherten in einer gemeinsamen Erklärung ihre Bereitschaft zu einer Zusammenarbeit von Demokraten und Republikaner zu: «Wir dürfen keine wirtschaftliche Katastrophe riskieren.» US-Präsident George W. Bush hatte zuvor McCain und Obama für Donnerstagnachmittag zu einem Krisengipfel in Weisse Haus geladen. McCain sagte, er glaube an eine Zustimmung im US-Kongress für das Regierungsprogramm bis Montag, «bevor die Märkte öffnen».


Bush warnt vor Gefahren
US-Präsident George W. Bush hatte am zuvor erneut vor den dramatischen Konsequenzen der Finanzkrise für alle Amerikaner gewarnt. Falls sich Kongress und Regierung nicht «so schnell wie möglich» auf das Massnahmenpaket einigten, drohe eine «schmerzhafte Rezession» mit kaum absehbaren Folgen. «Unsere gesamte Wirtschaft ist in Gefahr.» Zudem drohe Panik auf dem Finanzsektor.


Weltfinanzsystem vor Änderungen
Nach Einschätzung des deutschen Finanzministers Steinbrück wird die Bankenkrise das Weltfinanzsystem tiefgreifend umwälzen und das Wirtschaftswachstum bremsen. «Die Welt wird nicht wieder so werden wie vor der Krise», sagte Steinbrück am Donnerstag in einer Regierungserklärung vor dem Bundestag. Er sprach von einem Erdbeben, in dessen Folge die USA ihren Status als «Supermacht des Weltfinanzsystems» verlieren würden. Ein Ende der Krise und deren langfristige Folgen seien noch nicht absehbar. Steinbrück stimmte die Bürger auf niedrigere Wachstumsraten und einen raueren Wind auf dem Arbeitsmarkt ein: «Unsere Realwirtschaft wird in Mitleidenschaft gezogen.»


Deutschland droht nachhaltiger Konjunktureinbruch
Auch nach Einschätzung des Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) könnte Deutschland wegen die Immobilienkrise ein nachhaltiger Konjunktureinbruch drohen. Nach den USA gebe es bereits in Grossbritannien und Spanien viele Anzeichen, dass eine solche Krise schon ausgebrochen sei, heisst es in einer am Donnerstag vorgestellten Studie. Auch Frankreich und eine Reihe kleinerer Länder in Europa könnten betroffen sein. Sollten die Krisen in diesen Ländern gleichzeitig auftreten, drohe insbesondere Deutschland wegen seiner vielfältigen internationalen Handelsverflechtungen eine anhaltende Konjunktureintrübung bis zumindest Ende 2009.


Schnelles Handeln gefordert
Deutschland und Frankreich pochen derweil bei der Bewältigung der Finanzkrise auf ein schnelles und flexibles Handeln auch der Europäischen Union. Die EU-Kommission müsse in schwierigen Zeiten zügig arbeiten können, sagte die französische Finanzministerin Christine Lagarde nach einem Treffen mit Steinbrück in Berlin. Die amerikanischen und europäischen Kreditinstitute müssten auch bei Bilanzierungs- und Bewertungsfragen gleich behandelt werden.


Schärfere Regulierung und mehr Transparenz
Aktionärsschützer forderten eine schärfere Regulierung und mehr Transparenz auf den Kapitalmärkten. Es müssten Lehren gezogen werden, damit sich «die Exzesse, die zum Kollaps des US-Bankensystems geführt hätten, nicht wiederholen», erklärte der Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Ulrich Hocker, in Düsseldorf. Ausdrücklich begrüsste er das milliardenschwere Rettungspaket der US-Regierung. (awp/mc/pg/29)

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