US-Schluss: Dow dreht mit später Rally ins Plus

Der Leitindex Dow Jones profitierte vom Kaufinteresse bei defensiven Titeln wie denen der Pharmakonzernen Pfizer und Merck & Co und ging mit Gewinnen von 0,60 Prozent bei 8.469,11 Punkten aus dem Handel. Der marktbreite S&P-500-Index schloss mit Verlusten von lediglich 0,10 Prozent auf 908,35 Zähler. Der NASDAQ Composite-Index verringerte seine Abschläge auf 0,88 Prozent und schloss bei 1.715,92 Punkten. Der Auswahlindex NASDAQ 100 verlor 1,32 Prozent auf 1.377,40 Zähler.


Finanztitel knüpften trotz positiver Bernanke-Aussagen an ihre Vortagsverluste an. Der oberste amerikanische Währungshüter hatte sich positiv zu den Ergebnissen der sogenannten «Stress-Tests» grosser amerikanischen Banken geäussert. «Die ersten Indikationen sind ermutigend», hatte der Notenbankchef am späten Montagabend gesagt. Die Ergebnisse würden den Banken helfen, wieder besseren Zugang zu den Kapitalmärkten zu bekommen.


Aktien der angeschlagenen Bank of America (BoA) gaben um 5,26 Prozent auf 12,26 US-Dollar nach, obwohl das Institut Berichten zufolge bereits einen Teil seiner Kapitallücke mit dem Verkauf von Aktien der China Construction Bank (CCB) für 7,3 Milliarden Dollar (rund 5,4 Milliarden Euro) geschlossen hat. Die US-Regierung hatte in der vergangenen Woche eine Kapitallücke von knapp 34 Milliarden Dollar festgestellt. Diese muss die Bank innerhalb der kommenden sechs Monate stopfen. Citigroup-Papiere verbilligten sich um 5,18 Prozent auf 3,66 Dollar. Laut einem Bericht von «Associated Press» (AP) verwendet der Finanzkonzern fast alle staatlichen Hilfsmittel zur Ausgabe neuer Kredite. Für Titel von JPMorgan ging es um 1,31 Prozent auf 35,36 Dollar nach unten.


Autoaktien gehörten nach negativen Branchennachrichten ebenfalls zu den Stiefkindern der Anleger. General Motors (GM) fielen in den ersten Handelsminuten bis auf 1,09 Dollar und markierten damit den niedrigsten Stand seit 76 Jahren. Auf Schlussbasis verloren die Papiere am Dow-Ende 20,14 Prozent auf 1,15 Dollar. Beim insolvenzbedrohten Opel-Mutterkonzern verkauften mehrere Topmanager, unter ihnen auch Europa-Chef Carl-Peter Forster, in den vergangenen Tagen mehr als 200.000 Aktien zu einem Stückpreis von 1,45 bis 1,61 Dollar. Standard & Poor’s-Analyst Efraim Levy sieht das Unternehmen in einer Situation, in der es nur verlieren kann – egal, ob es nun Insolvenz anmeldet und die Aktie komplett wertlos wird, oder ob es Anteilsscheine an seine Schuldner ausgibt, was den Wert der Aktie laut GM selbst auf weniger als 2 US-Cent drücken könnte.


Konkurrent Ford will sich unterdessen über die Ausgabe von mindestens 300 Millionen neuen Aktien frisches Kapital in Milliardenhöhe besorgen. Ford schreibt zwar auch tiefrote Zahlen, kommt aber anders als GM und Chrysler bisher ohne Staatshilfen aus. Der Autobauer könnte durch die Aktienausgabe je nach Preis rund zwei Milliarden Dollar einnehmen. Bei entsprechender Nachfrage würden weitere 45 Millionen Aktien ausgegeben, so Ford. «Jeder versucht, Vorteile aus dem starken Markt zu ziehen», sagte Chefökonom Peter Cardillo von Avalon Partners in New York. «Die Kapitalaufnahme durch Aktien ist kurzfristig immer negativ – aber kurzfristig negativ mit einem langfristig positiven Aspekt.» Die Ford-Aktie fiel um 17,60 Prozent auf 5,01 Dollar.


Gegen den negativen Markttrend konnten hingegen neben Pharmawerten auch Anteilsscheine von Microsoft zulegen. Sie gewannen 2,95 Prozent auf 19,89 Dollar. Der weltgrösste Softwarekonzern hatte sich bei Investoren fast vier Milliarden Dollar geliehen und löste damit neue Übernahmefantasien ausgelöst. Im Visier des Unternehmens könnte das deutsche Softwareunternehmen SAP stehen oder wie schon mehrfach der Internet-Konzern Yahoo!, wird am Markt spekuliert. Yahoo!-Aktien verloren dennoch 2,83 Prozent auf 15,10 Dollar.


Bei Titeln von Ölkonzernen sorgten wieder gestiegene Ölpreise für Kursaufschläge. Exxon Mobil rückten um 2,24 Prozent auf 70,82 Dollar vor, Chevron gewannen 1,75 Prozent auf 69,19 Dollar. (awp/mc/pg/35)

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