US-Wirtschaft verliert im zweiten Quartal an Schwung

Im ersten Quartal hatte die Rate noch bei aufwärtsrevidiert 3,7 (zunächst +2,7%) Prozent gelegen. Der Eurokurs verbuchte zum Dollar nach den Daten Kursgewinne und die Aktienmärkte gerieten unter Druck. Volkswirte beurteilten die Daten uneinheitlich.


Sorgen um Zustand der US-Wirtschaft
Belastet wurde das Wachstum im zweiten Quartal vor allem durch ein gestiegenes Handelsbilanzdefizit und einen Rückgang des Wachstums des privaten Konsums. Der private Verbrauch stieg um lediglich 1,6 Prozent nachdem er im ersten Quartal noch um 1,9 Prozent gestiegen war. Nach Einschätzung der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) haben die Daten im zweiten Quartal insgesamt enttäuscht. Die Zahlen verstärkten die Sorgen um den Zustand der US-Wirtschaft. Insbesondere der geringere Konsumzuwachs im zweiten Quartal aber auch nach Revision im ersten Quartal sei ungünstig. Der einzig erfreuliche Aspekt sei der gestiegene Zuwachs bei den Ausrüstungsinvestitionen


Konsumenten sparen  
Die Gefahr für einen Rückfall der USA in die Rezession ist nach Einschätzung der Commerzbank hingegen gering. «Die jüngsten Daten zum Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal sind gar nicht so schlecht ausgefallen», sagte Bernd Weidensteiner, USA-Experte bei der Commerzbank der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Die privaten Verbraucher würden zwar ihren Konsum einschränken und mehr sparen. Dies sei aber angesichts der hohen Verschuldung der Verbraucher langfristig gesund. Bermerkenswert seien die deutlich gestiegenen Investitionen in den USA. Zudem dürfte die Wirtschaft weiterhin durch die expansive Haushalts- und Geldpolitik gestützt werden


Schwerste Rezession der Nachkriegsgeschichte
Trotz des Wachstumsdämpfers hat sich die US-Wirtschaft seit vergangenem Sommer spürbar von der schweren Rezession erholt. Bis zum dritten Quartal 2009 war die US-Wirtschaft vier Quartale in Folge geschrumpft. Der Einbruch in Folge der Finanzkrise war die schwerste Rezession der Nachkriegsgeschichte.&


Washington gibt Europa Mitschuld
Die Regierung von Präsident Barack Obama schiebt Europa zumindest Mitschuld am trägen Aufschwung in den USA zu. Die Vereinigten Staaten hätten während der Krise «einige schwere Entscheidungen» zur Stabilisierung des Finanzsystems getroffen und die Konjunktur auf Erholungskurs gebracht, sagte Regierungssprecher Robert Gibbs am Freitag. «Europa hat, offen gesagt, nicht so viel getan. Und das hat ohne Zweifel unser Wachstum gehemmt und beeinträchtigt das weltweite Wachstum.» Mit verantwortlich sei daneben die Schuldenkrise in Europa: «Wir erleben zweifellos Gegenwind», sagte Gibbs. «Was in Europa geschah, was in Griechenland Ende des Frühlings passierte, hat diesen Gegenwind zu einem grossen Teil mitverschuldet.»


Obama gegen schnellen vor Abbau von Konjunkturprogrammen 
Obama hatte zum Gipfel der 20 grössten Wirtschaftsmächte Ende Juni in Kanada davor gewarnt, angesichts einer immer noch nicht stabilen Weltwirtschaft Konjunkturprogramme vorschnell zu beenden und Haushaltsdefizite zu rasant abbauen zu wollen. Er zeigte sich «besorgt», dass in einigen Überschuss-Ländern – zu denen zum Beispiel Deutschland und China zählen – die Binnennachfrage noch immer schwach und die Abhängigkeit von Ausfuhren zu gross sei. Der Gipfel einigte sich dann auf «wachstumsfreundliche» Strategien zur Verringerung der Defizite in den Industrieländern der Gruppe. Auch die US-Notenbank hatte in jüngster Zeit die europäische Schuldenkrise als eine der Ursachen für die zunehmenden Konjunkturprobleme der grössten Volkswirtschaft der Welt genannt.  (awp/mc/ss/ps/26)

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