Uwe E. Jocham, CEO ZLB Behring AG: Erfolgreich in der Biotechnologie-Nische
Bettina Bucher
Moneycab: Herr Jocham, das Überangebot und der Preiszerfall haben Ihrer Branche in letzter Zeit stark zugesetzt. Wie begegnen Sie dieser Herausforderung?
Uwe E. Jocham: Wir befinden uns in einer Phase der Konsolidierung der Industrie. Die Übernahme der Aventis Behring ist Teil dieser branchenweiten Konsolidierungsphase. Jetzt, am Ende des Jahres 2004, beginnt sich mit der Konsolidierung und mit verbesserten Marktumfeldbedingungen für unsere Produkte ein Aufwärtstrend abzuzeichnen. Für das zu erwartende Wachstum sind wir produktionstechnisch sehr gut gewappnet.
Moneycab: Was ist Ihr Rezept, um sich in der Biotechnologie-Branche erfolgreich behaupten zu können?
Uwe E. Jocham: Zum einen beschränken wir uns auf die Nische der Biopharmazeutika. Ausserdem haben wir auf dem Gebiet der Sicherheitstechnologie eine Marktführerschaft realisiert. Weil Plasma ein Rohmaterial menschlichen Ursprungs ist, spielt die Sicherheit bei unseren Produkten eine ganz ausserordentliche Rolle. Essentiell ist auch unsere Zuverlässigkeit, denn die Patienten vertrauen auf unsere Produkte und zählen auf eine sichere Versorgung. Wir haben immer langfristig orientiert in Verfahren und Produkte investiert.
Moneycab: Was fasziniert Sie an Ihrer Branche?
Uwe E. Jocham: Dass wir Arzneimittel humanen Ursprungs herstellen, und dass diese für bestimmte Patientengruppen lebensrettend sind oder zu einer bedeutenden Verbesserung der Lebensqualität beitragen. Auch fasziniert mich an unserem Standort in Bern die Identifikation der Mitarbeiter mit unseren Produkten und dem Unternehmen.
Moneycab: Was, abgesehen von der Firmengeschichte, spricht für den Standort Bern?
Uwe E. Jocham: Sicher ist das über Jahrzehnte gewachsene gute Einvernehmen mit Behörden und der Öffentlichkeit ein wesentlicher Faktor. Der hohe Ausbildungsstand, die stabile Personalsituation, die Mehrsprachigkeit vieler Mitarbeiter, unser Standort in einer Universitätsstadt – das sind alles Dinge, die Bern auch im globalen Vergleich attraktiv machen. Und natürlich ist auch die interessante geographische Lage in Mitten Europas ein Vorteil.
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Moneycab: In Marburg musste die ZLB Behring im Juni Mitarbeiter entlassen, das Pharmawerk in Wien wurde ganz geschlossen. Wie sicher sind die Arbeitsplätze in Bern?
Uwe E. Jocham: Im Zusammenhang mit der Übernahme von Aventis Behring wurden Überkapazitäten abgebaut und die Effizienz durch Konzentration auf bestimmte Standorte gesteigert. So hart sie für die Betroffenen waren ? diese Massnahmen waren unumgänglich. Für Bern kann ich sagen: wWir haben strukturelle Anpassungen über die letzten Jahre erfahren und können uns voll und ganz auf die Zukunft konzentrieren. Vor wenigen Wochen haben wir ein neues Gebäude in Betrieb genommen, wo wir Platz schaffen für eine neue Produktegeneration, so dass wir am Standort Bern eine gute Sicherheit der Arbeitsplätze in den nächsten Jahren prognostizieren können.
Moneycab: Die ZLB Behring AG glänzt mit umweltschonenden Verfahren und energiesparenden Technologien. Sind Sie ein Grüner?
Uwe E. Jocham: Eigentlich bin ich eher ein weissblau gestreifter Bayer. Die ZLB Behring AG setzt schon seit Jahrzehnten auf ökologische Verfahren, um der Verantwortung für die Umwelt gerecht zu werden. Unsere Anlagen liegen inmitten eines Wohnquartiers der Stadt Bern. Wir nutzen zum Beispiel die Abwärme aus unseren Produktionsverfahren für die Heizung einer Schule in der Nachbarschaft. Diese und viele andere ökologische Verfahren sind nicht nur sinnvoll, sie generieren auch ökonomischen Nutzen. Dafür muss man eben langfristig denken ? kurzfristig rechnen sie sich betriebswirtschaftlich nie.
Moneycab: Gibt es auch aktuelle Beispiele für solche ökologischen Verfahren?
Uwe E. Jocham: Wir haben erst kürzlich einen grossen Bereich des Solitärbaus im Wankdorf bezogen. Dort haben wir angeboten, eine Rasenheizung mit der Abwärme aus unserem Betrieb zu versorgen. Die entsprechenden Vorkehrungen sind getroffen. Sofern im Fussballstadion Wankdorf eine solche Einrichtung etabliert wird, sorgen wir dafür, dass die Spieler vom FC Young Boys Bern keine kalten Füsse mehr bekommen.