Valentin Vogt, CEO & VR-Delegierter Burckhardt Compression: «Wir werden so wahrgenommen, wie wir sind: Zuverlässig, nachhaltig, langfristig.»
Von André Schäppi
Moneycab: Herr Vogt, Burckhardt Compression hat sich trotz der Talfahrt der Aktienmärkte nicht vom Börsengang abhalten lassen. Sind Sie ein besonders mutiger Mensch?
Valentin Vogt
(lacht): Nein, ich würde mich nicht als besonders mutig bezeichnen. Aber da wir unser Business kennen, von Burckhardt Compression überzeugt sind und langfristig erfolgreich sein wollen, betrachten wir diesen Schritt nicht als risikoreich.Die Aktie der Burckhardt Compression wird nun seit rund einem Monat an der Börse gehandelt. Mit einem aktuellen Kurs von über CHF 110 pro Aktie liegt schon erfreulich über dem Ausgabewert von CHF 85. Eine erfreuliche Entwicklung, oder?
Wenn sich der Aktienkurs positiv entwickelt, freut uns das schon. Wir arbeiten aber auch hart daran, dass wir erfolgreich sind. Und letztlich hängt die Aufwärtsbewegung damit zusammen, dass der Markt unsere Aktivitäten positiv bewertet.
Die Frankfurter Allgemeine schwärmte letzthin regelrecht von Burckhardt Compression als einem sehr interessanten Unternehmen, das an die Börse gegangen sei. Offensichtlich geniesst Ihr Unternehmen in Anlegerkreisen einen guten Ruf. Worauf führen Sie das zurück?
Ich glaube, es ist uns gelungen, das positive Image, das wir bei Mitarbeitern und Kunden geniessen auch dem Kapitalmarkt zu vermitteln. Dadurch werden wir so wahrgenommen, wie wir sind: Zuverlässig, nachhaltig, langfristig.
Haben Sie Ihre Botschaft gut rübergebracht?
Ich denke schon. Wir haben aber auch eine klare Strategie und sind auf ein Produkt fokussiert: Wir produzieren Kolbenkompressoren, des morgens, des mittags und des abends. Und nachts träumen wir auch noch davon (lacht). Diese eindeutige Ausrichtung macht die Kommunikation bedeutend einfacher.
Die Betriebsgewinnmarge 14% gilt für den Maschinensektor als Spitzenwert. Glauben Sie, dass Burckhardt Compression derartig gute Werte auch in Zukunft erwirtschaften können?
Ja, diesen Wert wollen wir halten. Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass wir 1999/2000 nicht die besten Zeiten hatten. In den vergangenen Jahren haben wir unsere Hausaufgaben gemacht und wenn wir jetzt gute Ergebnisse erzielen, ist das sicher eine Folge davon. Es gibt jedoch weitere Faktoren, die das beeinflussen: Wir sind strategisch gut aufgestellt und das Marktumfeld entwickelt sich positiv.
Profitieren Sie denn von steigenden Erdölpreisen?
Ja, wir spüren die steigende Nachfrage aus der Öl-, Gas- und petrochemischen Industrie, denn wir sehen, dass mehr investiert wird. Und zwar auf zwei unterschiedlichen Ebenen. Erstens werden bestehende Anlagen effizienter gemacht und zweitens werden mehr Neuanlagen gebaut.
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Einer Ihrer wichtigsten Aktionäre, die Sulzer, war der frühere Besitzer des traditionsreichen Kompressorbauers. Wie Burckhardt ist er mit Pumpen im Bereich Öl-, Gas- und petrochemischen Industrie aktiv. Wäre eine längerfristige Wiedereingliederung in den ebenfalls recht erfolgreichen Konzern keine Option?
Nein. Zudem sind überzeugt, dass wir unser Geschäft selbständig erfolgreicher betreiben können. Und wenn wir gesehen hätten, dass wir nur mit einem grösseren Konzern im Rücken bestehen können, hätten wir seinerzeit den MBO nicht gewagt und jetzt auch den Gang an die Börse nicht beschritten.
Wäre man denn gegen eine unfreundliche Übernahme gewappnet?
Dagegen haben wir ein Abwehrdispositiv: Zusammen mit Sulzer und uns nahestehenden Kreisen kontrolliert das Management rund 29%. Zudem gibt es bei Burckhardt Compression eine Stimmrechtsbeschränkung von 5%.
Neben dem Hauptwerk in Winterthur hat Burckhardt Compression eine Fertigung in Indien. Wie ist die Aufgabenverteilung zwischen diesen beiden Standorten?
Indien hat drei Aufgaben: Erstens die Herstellung von Kompressoren für den indischen Markt. Zweitens fertigen wir Teile für die Kompressorenherstellung in Winterthur. Darunter fallen Teile, die wir früher extern beschaffen mussten. Als drittes machen wir in Pune das Packaging von Kompressoren aus Winterthur, also die Montage auf Rahmen, für den indischen Markt. Damit sind die Aufgaben klar verteilt und wir streben auch keine Verlagerung der Aktivitäten an, haben aber ein starkes Standbein für den boomenden indischen Markt. Umgekehrt können wir sogar in Winterthur von Aufträgen aus Indien profitieren.
Nun lassen sich Kompressoren von Burckhardt ja nicht nur in der Öl-, Gas- und petrochemischen Industrie anwenden, sondern beispielsweise auch in der Lebensmittelindustrie zur ölfreien Komprimierung von Gasen. Welches sind die wichtigsten Industrien?
Wir haben ja drei Segmente, in denen wir tätig sind: Die Öl-, Gas- und petrochemische Industrie (HPI, Hydrocarbon Processing Industry) den Industriegasbereich, sowie den Gastransport und die -lagerung. HPI läuft sehr gut, Gastransport und -lagerung ist gut und der Industriegasbereich ist stabil. Innerhalb dieser drei Segmente haben wir das Neumaschinen- und das Service-Geschäft, wobei das erste etwa 60 Prozent und das zweite rund 40 Prozent unseres Umsatzes ausmacht. Nun sind die einzelne Anwendungen verschiedenen Zyklen unterworfen, die verschieden lange Zeiten dauern. Nehmen Sie etwa die Ammoniakgewinnung. Da hatten wir vor 70 Jahren einen grossen Kompressoren-Boom durch Kühlanwendungen. Insofern ist es schwierig, vorauszusehen, welches Segment sich wie stark entwickeln wird.
Und wo liegen noch Potenziale?
Kompressoren für Flüssigerdgas (LNG, Liquid Natural Gas) zu Land aber auch Offshore bergen noch ein grosses Potenzial, ebenso solche für die Verdichtung von Wasserstoff.
Service ist ein wichtiges Element im Erfolgsmix von Burckhardt Compression. Nun ist es aber gerade in diesem Segment so, dass kleine lokale Firmen die grösseren konkurrenzieren. Keine Bedrohung für Burckhardt Compression?
Nein, denn die Anlagen unserer Kunden kosten oft mehrere hundert Millionen Dollar, teilweise sogar noch mehr und die Stillstandszeiten sollen so minimal wie möglich sein. Da geht man lieber direkt zum Originalhersteller eines Kompressors, als dass man sich auf risikoreiche Tests bei einer kleinen Firma rauslässt. Zudem sind wir geografisch gut aufgestellt, weshalb wir auch schnell reagieren können.
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Mit rund 1.5 Mrd. USD Umsatz ist Ihr Mitbewerber Dresser-Rand massiv grösser als Burckhardt Compression. Wie wichtig ist Grösse in Ihrem Business?
Hier darf man nicht vergessen, dass Dresser neben Kolbenkompressoren auch noch Gas- und Dampfturbinen sowie Turbokompressoren herstellt. Auf Kolbenkompressoren-Neumaschinen bezogen hat Dresser 2004 einen Umsatz von 135 Mio. Umsatz gemacht und wir 104 Mio. Da ist der Unterschied nicht mehr so gross. Wir sind kleiner und fokussierter und können vermutlich teilweise schneller reagieren. Mit unserer Organisation haben wir aber eine kritische Grösse, mit der wir auch eine globale Struktur unterhalten können.
Das Unternehmen befindet sich auf Expansionskurs und hat alleine schon im laufenden Jahr mehrere neue Filialen eröffnet, Vertriebsvereinbarungen unterzeichnet und in Indien eine Übernahme getätigt. Wie sieht die weitere Marschrichtung aus?
Grössere Akquisitionen wird es in nächster Zeit keine geben, denn wir wollen im Wesentlichen organisch wachsen. Was wir jedoch schon prüfen, sind kleinere Arrondierungen zum Beispiel im Bereich Verschleissteile. Aber da sind wir nicht unter Druck.
In den letzten 20 Jahren hat bei den grösseren Kompressorenhersteller eine Konsolidierung von 12 auf 7 stattgefunden. Wird diese Entwicklung weitergehen?
Nein, das glaube ich nicht. Bei den vier grössten Unternehmen, zu denen Burckhardt Compression gehört, wird sich sicher keine Veränderung ergeben, während das bei den kleineren schon möglich wäre. Aber grössere Konsolidierungen würden auch Kundenseitig nicht geschätzt.
Zur Person
Der Schweizer Valentin Vogt wurde 1960 geboren. Der HSG-Ökonom mit Fachrichtung Finanz- und Rechnungswesen durchlief nach seinem Start (1985) als Controller bei Sulzer verschiedene Führungsfunktionen im In- und Ausland. Nachdem Vogt von 1992 bis 2000 den Konzerbereich Sulzer Metco geführt hat, wird er Leiter der damaligen Sulzer Burckhardt sowie Mitglied der Sulzer-Konzernleitung. Vogt führt Burckhardt Compression seit dem 2002 erfolgreich durchgeführten MBO als CEO und ist Delegierter des Verwaltungsrats.
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