Verhärtete Fronten im Übernahme-Poker um Schering

Während der in erster Runde unterlegene Spezialchemiekonzern Merck KGaA in jüngster Zeit seinen Schering-Anteil überraschend auf mehr als zehn Prozent aufstockte, schnappt Bayer dem Konkurrenten nun durch direkte Käufe an der Börse Aktien weg.


Für Bayer drängt die Zeit
Für Bayer drängt dabei die Zeit: Schliesslich ist das 16,5 Milliarden Euro schwere Übernahmegebot an eine Mindestannahmequote von 75 Prozent bis zum nächstem Mittwoch gekoppelt. Wird diese nicht erreicht würde die Offerte zunächst platzen. Zuletzt war Bayer von dieser Schwelle noch weit entfernt. Den Leverkusenern waren nach Verlängerung der Annahmefrist zuletzt nur gut 40 Prozent der Schering-Aktien zum Kauf angeboten worden. Bayer bietet 86 Euro je Schering-Aktie.


Unklarheit über Merck’s Motive
Unklarheit besteht unterdessen sowohl bei Bayer als auch bei Experten über die Motive von Merck. Die Vorgehensweise sei aus drei Gründen «nicht nachvollziehbar», hiess es bei Bayer. So zahle Merck nun einen Preis für die Schering-Aktien, der noch vor einigen Wochen für eine Übernahme des Unternehmens laut Aussage von Merck als nicht zu rechtfertigen bezeichnet wurde. Das Verhalten wirke wie der Versuch einer Blockade-Politik, um die Übernahme durch Bayer zu erschweren. Eine solche Vorgehensweise sei von strategischen Investoren bislang nicht bekannt, zeigte sich Bayer verwundert. Merck lasse alle Beteiligten über seine Strategie im Unklaren.


Schering immer noch interessiert
«Merck ist unserer Einschätzung nach immer noch an einer Übernahme von Schering interessiert», sagte ein Analyst. Das Familienunternehmen, das mit der Schering-Übernahme die eigene Pharmasparte stärken wollte, könnte sich nach Einschätzung von Beobachtern mit Hedge-Fonds zusammen tun und die Bayer-Pläne durchkreuzen oder eine Übernahme durch die Leverkusener in die Länge ziehen. Nach Angaben aus Branchenkreisen halten Hedge-Fonds bereits rund 20 Prozent an dem Berliner Traditionsunternehmen.


Keine konkreten Äusserungen seitens Merck
Merck selbst äusserte sich nicht konkret zu den Zielen im Übernahmepoker. In einer offiziellen Stellungnahme an die US-Börsenaufsicht SEC hiess es: Merck habe die Zukäufe getätigt, um seine Position für den Fall eines Scheiterns des Bayer-Angebots für Schering zu sichern. Ein erneutes Angebot von Merck für Schering würde Marktbeobachter und Branchenexperten jedoch eher überraschen.


Bayer kauft direkt am Markt Aktien
Ungewöhnlich hohe Umsätze liessen bereits am Freitagmittag auf Käufe durch Bayer schliessen. So wechselten bis zum Mittag über Xetra mehr als fünfmal so viele Aktien den Besitzer wie an gewöhnlichen Handelstagen. Der im Bieterstreit zunächst unterlegene Merck-Konzern hatte durch massive Käufe von Schering-Aktien die milliardenschwere Offerte von Bayer torpediert. Nun kauft Bayer auch direkt am Markt Aktien. Angaben über die Höhe der so gekauften Aktien machte Bayer auf Anfrage zunächst nicht. (awp/mc/ab)

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