Villa Flora Winterthur: Von van Gogh bis Vallotton

Die Qualität der Werke der Sammlung Hahnloser und die private Atmosphäre der Villa Flora ermöglichten in den letzten zehn Jahren einzigartige Ausstellungen zu speziellen Themen oder über das Schaffen einzelner Künstler wie Hodler, van Gogh, Redon und Bonnard. Anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Villa Flora widmet sich die diesjährige Präsentation der Sammlung Hahnloser Winterthur. 59 Gemälde, 17 Skulpturen und 12 Holzschnitte bieten vielfältige Einblicke in den in Winterthur verbliebenen Teil der ehemaligen Sammlung von Hedy und Arthur Hahnloser?Bühler. Dieser Bestand setzt sich zusammen aus den 61 Werken der Hahnloser/Jäggli Stiftung und aus zirka 80 Werken aus dem Besitz der Familie, die neben einem umfangreichen Konvolut an Zeichnungen und Druckgrafiken, der Villa Flora Winterthur als Dauerleihgabe für Ausstellungen zur Verfügung stehen.


Félix Vallotton, Bildnis Hans und Lisa Hahnloser, 1912.

Félix Vallotton, Bildnis Hans und Lisa Hahnloser, 1912.

Künstlerfreundschaften
Als Kunstsammler lernten Hedy und Arthur Hahnloser?Bühler viele Künstler kennen. Aus diesen Begegnungen entwickelten sich enge Freundschaften zu Félix Vallotton, Henri Manguin und Pierre Bonnard und anderen. Hahnlosers engagierten sich für die künstlerischen Anliegen ihrer Malerfreunde, die massgeblich zu den beiden sich nahe stehenden Kreisen der «Nabis» und der «Fauves» zählten. Sie sammelten auch Bilder von deren Freunden und erwarben zusätzlich Werke von Cézanne, van Gogh, Monticelli, Renoir und Redon, die von ihren Malerfreunden als Vorbilder bewundert wurden. Die Zusammenstellung der Werke der diesjährigen Ausstellung konzentriert sich auf die verschiedenen Künstlerbeziehungen und gibt Einblick in künstlerische Verwandtschaften sowie in die Verbundenheit des Sammlerpaars mit seinen Malerfreunden.
Den Auftakt zur Ausstellung machen Bilder von Charles Montag und Félix Vallotton. Beide Maler waren Berater von Hahnlosers und brachten sie in Kontakt mit der Pariser Kunstszene. Im Salon folgt Ferdinand Hodler, von dem die Hahnlosers 1907 ihr erstes Bild für die Sammlung erworben hatten. Zu ihm gesellt sich der mit ihm befreundete Giovanni Giacometti. Er ist vertreten durch zwei seiner Gemälde und ferner durch eine Bildnisbüste, die Rodo de Niederhäusern von ihm anfertigte.


Monticelli zum Wiederentdecken
Die Ausstellung bietet neben Bekanntem auch Überraschungen und Unvorhergesehenes wie die Bilder von Adolphe Monticelli. War sein Schaffen anfangs des 20. Jahrhunderts sehr bekannt, ist es im Laufe der Zeit zusehends in den Hintergrund getreten und mutet heute wie ein Geheimtipp an. Seine pastos gemalten Bilder können im Dialog mit Gemälden von Cézanne und van Gogh sowie drei Skulpturen von August Rodin entdeckt werden.


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Adolphe Monticelli, Les Roses et anémones. Giovanni Giacometti, Dahlien und Trauben, 1908.


Adolphe Monticelli, Les Roses et anémones. Giovanni Giacometti, Dahlien und Trauben, 1908.


Familiäre Verbundenheit mit Vallotton
Neben den beiden Porträts von Arthur und Hedy Hahnloser malte Félix Vallotton 1912 anlässlich eines Besuchs in der Flora auch ein Doppelbildnis ihrer Kinder – Hans und Lisa. Die Verbindlichkeit der Werke von Vallotton in der Sammlung bezeugt die Gegenüberstellung des Doppelbildnisses mit der Ansicht «Vue d’Honfleur, matin», 1910, welches als Bild ebenfalls im Portrait der beiden Kinder erscheint. Die familiäre Verbundenheit zeigt sich auch im Exlibris, das Vallotton 1923 anlässlich eines Besuches für Arthur Hahnloser kreierte.


Spannende Begegnungen
Gewissen Künstlern begegnen wir in unterschiedlichen Kontexten, wie beispielsweise Odilon Redon. Seine Ölgemälde «Le Rêve ou La Pensée», um 1908, bei dem die Farben magisch glühend aus gedämpftem Bildgrund hervorleuchten und «Le Bateau rouge», um 1906?1907, stehen in Nachbarschaft mit Monticellis bunt schillernde Darstellung eines Bootes in Martigues. Redons frühen Ton in Ton gemalten Landschaftsbilder hingegen treffen auf Werke von Bonnard, Vuillard und Roussel, die ihn als grosses Vorbild verehrten.


Ferdinand Hodler, Das Jungfraumassiv von Mürren aus, 1911. Giovanni Giacometti, Stampa autunno, um 1912.


Ferdinand Hodler, Das Jungfraumassiv von Mürren aus, 1911. Giovanni Giacometti, Stampa autunno, um 1912. Ferdinand Hodler, Studie zur «Empfindung», um 1901 Ferdinand Hodler,  Genfersee mit Savoyerbergen, um 1906.


Die Galerie bietet überraschende Begegnungen. Marquets Darstellung des «La Fête nationale au Havre», 1906, mit den flüchtig gezeichneten Figuren und der mit der französischen Tricolore beflaggten Stadt ist platziert zwischen Maurice Utrillos «Jardin près du Moulin Rouge» mit den karikierten, grosse Hüte tragenden Personen und der van Gogh zugeschriebenen «Impression du Quatorze Juillet, 1886.
Ferner erfahren wir unterschiedliche Aspekte von Bonnards Kunst in der Gegenüberstellung mit zwei Bildern von Pierre Auguste Renoir, den er sehr schätzte, und mit Gemälden von Henri Matisse, mit dem er in späteren Jahren eine intensive Freundschaft pflegte.
Ein weiterer Höhepunkt dieses Raumes ist das Zusammentreffen der «Amazone» von Manet mit dem provokativen Bild «La Blanche et la Noire», 1913, von Félix Vallotton. Bei diesem handelt es sich wohl um eine Paraphrase auf Manets berühmte «Olympia».
Manguins Bilder auf der Veranda runden die Ausstellung ab. Gleichzeitig lenken sie farblich wie motivisch den Blick in den Garten und auf die dort platzierten Skulpturen von Aristide Maillol.(vf/mc/th)

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