Vincent van Gogh: Die Brücken von Asnières








Weitere Bilder van Goghs aus der Sammlung Bührle.


Wenn das Auftreten van Goghs in Paris im Atelier Cormon, im Laden des braven Père Tanguy und bei anderen Begegnungen, bei seinem Bruder Theo, der in der Kunsthandlung Boussod & Valladon beschäftigt war, auch manchen befremdete, ja schockierte, so faszinierte es doch diejenigen, die hinter dem unbeholfen Bäurischen bei ihm das Geniale erkannten oder doch ahnten. Der erst neunzehnjährige Emile Bernard, intelligent und ideenreich in der vordersten Linie der Neuerer stehend, aber selbst doch nicht eigentlich schöpferisch, gehörte zu ihnen. Er nahm van Gogh mit hinaus nach Asnières an der Seine, wo seine Eltern ein Haus hatten. Dort malen sie zusammen die in die Landschaft auswuchernde Grossstadt, die diese Malergeneration entdeckt.



Die Brücken von Asnieres, Öl auf Leinwand. 52.5 x 65 cm, Entstanden 1887 in Paris

«Die Brücken von Asnières», 1887 entstanden, sind ein Beispiel dafür. Sie zeigen van Gogh im Besitz der neuen Erkenntnisse des Divisionismus, der als aktuelles Kunstgeschehen nicht nur die jungen Maler, sondern auch den viel älteren Camille Pissarro in seinen Bann geschlagen hatte. Das konstruktive Element der technisierten Vorstadtlandschaft kommt dem System der farbzerlegenden kurzen, parallelen Pinselstriche entgegen, ohne ihm eine gewisse Pedanterie des gerade Erlernten nehmen zu können. Van Gogh wird sich dieser Fesseln schnell wieder entledigen, um Malerei und Zeichnung zu seinem ihm ganz eigenen Stil zu verschmelzen.


Motivisch knüpft er an ein ähnliches Bild von Emile Bernard an, das, 1887 datiert, mit den aufgebockten, noch nicht zu Wasser gelassenen Booten und einem winterlich vermummten Paar diesem Bild vorausgegangen zu sein scheint und stilistisch mehr dem Japonismus verpflichtet ist.





Biografisches:
Zuerst Kunsthändler in Brüssel, London, Paris. Scheitert am Studium der Theologie und wird Laienprediger im belgischen Kohlengebiet. Seit 1880 als Autodidakt Maler und Zeichner. 1882/83 im Haag. Dezember 1883 bis November 1885 ins Elternhaus in Nuenen. 1885 kurze Zeit Studium an der Antwerpener Akademie. 1886 bis Februar 1888 in Paris. Schüler im Atelier Cormon. Einfluss der Impressionisten. Bekanntschaft mit Toulouse-Lautrec, Seurat, Signac, Gauguin, Bernard. 1888 in Arles, hierauf in Saint-Rémy: Internierung in einer Heilanstalt. Mai 1890 in Paris; Übersiedlung nach Auvers in die Klinik von Dr. Gachet.







Sammlung Bührle , Zollikerstrasse 172
Dienstag, Mittwoch, Freitag, Sonntag, 14 – 17 Uhr


(sb/mc/th)

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