Visa will nach Unternehmensumbau und Umstrukturierung an Börse gehen

Um neues Kapital aufzunehmen und in Wachstumsmärkten wie Afrika zu expandieren, sei jedoch eine Neuaufstellung mit anschliessendem Börsengang erforderlich, teilte VISA am Mittwoch in San Francisco mit. Der Konkurrent MasterCard hatte diesen Schritt im Mai unternommen. Einzige Ausnahme ist Westeuropa: Dort bleibt die bisherige VISA-Struktur erhalten.


Andere Situation in Europa
In Europa liege die Situation «völlig anders», betonte Peter Ayliffe, Chef von VISA Europe, in Frankfurt. Der EU-Plan, bis 2008 einen einheitlichen Zahlungsraum für elektronische Bezahlvorgänge zu schaffen, erfordere weiterhin eine enge Zusammenarbeit der VISA-Mitgliedsbanken. VISA Europe werde daher zwar künftig an der neu zu schaffenden VISA Inc. beteiligt sein und deren Produkte verwenden können, bleibe aber bis auf weiteres selbstständig – mit rund 4.500 Banken als Mitgliedern.


Projekt von der Grösse der Euro-Einführung
Der einheitliche Zahlungsraum (englische Abkürzung: SEPA) soll es Bürgern ermöglichen, in allen Euro-Ländern bequem elektronisch zu bezahlen und Geld abzuheben. Nach Einschätzung von Experten reicht das Projekt gemessen am Aufwand an die Euro-Einführung heran. VISA bietet neben Kreditkarten auch eine auf SEPA ausgerichtete Debitkarte an, die zum Beispiel mit der in Deutschland populären EC-Karte konkurriert. Der eigentliche Wettbewerber von VISA seien jedoch Schecks und Bargeld, meinte Ayliffe. Nach Branchenangaben werden etwa in Deutschland bisher nur sieben Prozent der Konsumausgaben über Debit- und Kreditkarten getätigt.


Überholte Struktur
VISA wurde Ende der 1960er Jahre vom amerikanischen Bankmanager Dee Hock als eine Art Verein ins Leben gerufen, der Name entstand jedoch erst 1976. Heute gilt die Struktur als überholt und vor allem in den USA als anfällig für Rechtsstreitigkeiten. Daher sollen die internationalen VISA-Organisationen mit Ausnahme Westeuropas zur VISA Inc. verschmolzen und innerhalb von 18 Monaten an die Börse gebracht werden. Die ehemaligen Mitglieder werden dann zu Minderheitsaktionären. (awp/mc/pg)

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