Volker Schmidt, CEO Sanagate AG

von Patrick Gunti


Nach dem Willen des Nationalrats sollen Krankenversicherte mit einer Wahlfranchise nur noch alle drei Jahre die Krankenkasse wechseln können. Die Praxisgebühr kommt zwar nicht, dafür soll der Selbstbehalt bei denjenigen steigen, die direkt den Spezialarzt aufsuchen. Was halten Sie von diesen und ähnlichen Regelungen?

Lassen Sie uns darüber reden, wenn die Massnahmen auch wirklich verabschiedet worden sind. Grundsätzlich gilt: Die Strukturen im Krankenversicherungsmarkt sind verhärtet, es gibt wenig Innovationen und die Produkte sind komplex. Sanagate ist eine Reaktion auf diese Entwicklung ? und Sanagate bietet Lösungen. Denn die Verwaltungsstrukturen von Sanagate sind schlank, die Versicherungsprodukte einfach und die Eigenverantwortung der Kundinnen und Kunden hoch. Sanagate zeigt, dass das heute geltende Krankenversicherungsgesetz innovative Modelle durchaus zulässt ? diese Modelle müssen aber konsequent entwickelt und konsequent umgesetzt werden.


Auf welchem Niveau werden sich die Prämien Ihrer Versicherung im kommenden Jahr bewegen?

Sanagate ist eine absolute Neugründung. Bei einer Neugründung gibt das Bundesamt für Gesundheit BAG der Krankenkasse eine Prämienbandbreite für jede Prämienregion vor, die sich an der Marktdurchschnittsprämie des Vorjahres orientiert. Wir können unsere Prämien im ersten Betriebsjahr also nicht versicherungstechnisch kalkulieren, sondern müssen uns an die Vorgaben des BAG halten. Trotzdem gehören wir in vielen Regionen bereits mit zu den günstigen Anbietern. Es ist das Ziel von Sanagate, im nächsten Jahr diese Positionen noch weiter zu verbessern.


Die Sanagate AG ist die dritte Tochterkasse der CSS Gruppe. Wie unterscheidet sie sich von anderen Billigkassen auf dem Markt?

Sanagate ist keine Billigkasse: Erstens, weil die traditionellen Billigkassen meist nicht billig sind. Schon gar nicht, wenn es um attraktive Prämien über die Zeit geht. Sanagate will im Gegensatz zu traditionellen Billigkassen nachhaltig, also dauerhaft günstige Prämien anbieten. Zweitens, weil sich Sanagate gegen den Entsolidarisierungstrend im Gesundheitswesen wehrt. Sanagate ist kein als Marke getarntes Marketing-Spielzeug, sondern eine eigenständige Krankenversicherung, ein eigenständiges Unternehmen. Drittens, weil die Strategie von Sanagate langfristig ausgerichtet und nicht kurzfristigem Aktionismus unterworfen ist.


«Sanagate ist anders. Wir starten mit anderen Voraussetzungen, mit einer anderen Strategie, mit einer anderen Philosophie als vermeintlich vergleichbare Anbieter.»


Ihre Kasse will sich für dauerhaft günstige Prämien einsetzen. Wie definieren sie nachhaltig günstige Prämien und wie wollen Sie das bewerkstelligen?

Nachhaltig günstig sind Prämien, wenn sie geringere Prämiensteigerungen haben als die Konkurrenz und dauerhaft zu den günstigsten Anbietern zählen. Wir haben ein konsequentes Modell entwickelt und setzen dieses auch konsequent um. Eine schlanke Verwaltungsstruktur, einfache und übersichtliche Versicherungsprodukte und eine hohe Eigenverantwortung der Kundinnen und Kunden: Das sind die Eckpfeiler der Strategie von Sanagate. Und das sind die Eckpfeiler, die nachhaltig günstige Prämien ermöglichen.


Praktisch alle Prämienversprechungen der Kassen über die letzten Jahre hinweg blieben letztlich leere Versprechungen. Wieso sollte das bei Sanagate anders sein?

Sanagate ist anders. Wir starten mit anderen Voraussetzungen, mit einer anderen Strategie, mit einer anderen Philosophie als vermeintlich vergleichbare Anbieter. Nachhaltig günstige Prämien erreichen sie nur mit ihren Kunden gemeinsam und durch ein effizientes Versicherungsmanagement. Wir sind überzeugt, die nötige Kompetenz zu besitzen. Den effektiven Beweis, dass wir über die Jahre günstige Prämien anbieten können, müssen wir natürlich erst noch antreten.


Was unternehmen Sie konkret, um die Gesundheitskosten zu senken und die Prämien tief zu halten?

Wir verzichten auf ein Agenturnetz mit aufwendigen Serviceleitungen. Das Internet als zeitgemässes Medium ist der zentrale Vertriebskanal. Wir fördern die aktive Rolle der Versicherten und die eigenverantwortliche Kostenkontrolle. So unterstützen wir beispielsweise die Wahl von Generika und die Verwendung von Sammelrechnungen. Wir unterstützen auch Innovationen im Gesundheitsmarkt, von denen wir überzeugt sind, dass diese zum Vorteil des Kunden sind. Sanagate stellt ihren Versicherten, die über unsere Website eine Police abschliessen, das Evita-Gesundheitsdossier zwei Jahre gratis zur Verfügung.


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Billigkassen stehen stark in der Kritik. Von mangelnder Solidarität ist die Rede, oder konkret auch von Quersubventionierung. Die Billigkassen ziehen die Jungen mit günstigen Prämien an, die älteren Kunden bei den Muttergesellschaften der Billigkassen bezahlen mit höheren Prämien den Ausgleich. Was entgegnen Sie dieser Kritik?

Dieser Kritik kann ich nichts entgegnen. Was Sie beschreiben, trifft bei manch einer Billigkasse zu. Genau deshalb ist Sanagate keine  Billigkasse. Wir wehren uns gegen die Entsolidarisierung, unser Kundenstamm ist heterogen.


Aber auch Sanagate richtet sich an eine jugendliche Kundschaft?

Ganz und gar nicht. Kundensegmente nach Alter zu definieren macht immer weniger Sinn. Klar ist, dass unsere Kunden Selbstverantwortung gross schreiben und zugunsten von günstigen Prämien bereit sind, Einschränkungen bei den Serviceleistungen in Kauf zu nehmen. Ebenso sind unsere Kunden Internet-affin. Aber daraus zu schliessen, dass sich Sanagate vor allem an eine jugendliche Kundschaft richtet, wäre falsch. Unser wachsender Kundenstamm ist altersmässig sehr durchmischt.


Wie sieht die Vertriebsstrategie von Sanagate konkret aus?

Mit unserer Vertriebsstrategie gehen wir neue Wege. Sanagate setzt fast ausschliesslich auf Direktkanäle und nützt insbesondere das Internet als zentralen Vertriebs- und Informationskanal. Damit verändern wir die bei anderen Krankenversicherungen üblichen Geschäftsprozesse und Kostenstrukturen. Davon profitieren unsere Kunden. Unsere interaktive Website ermöglicht den direkten Kontakt zu Sanagate ? ohne Warteschlaufen.


Für Krankenkassen wie Sanagate sind die massiven Prämienerhöhungen fast ein Glücksfall. Durch den Prämienschock ist zu erwarten, dass Kassen wie Sanagate einen starken Zulauf verzeichnen werden. Von welcher Versichertenzahl gehen Sie im kommenden Jahr aus?

Von aussen gesehen ist der Markt enorm in Bewegung. Doch die Experten sind sich noch uneins, ob in diesem Herbst in den Kundenstämmen die grosse Wanderbewegung einsetzen wird, oder ob die Kunden auf die Sicherheit ihrer angestammten Krankenkasse vertrauen. Wir sind erst seit dem 1. September auf den Markt, aber die Nachfrage nach Sanagate ist schon ausgezeichnet. Daraus aber eine Kundenzielgrösse für das erste Betriebsjahr abzuleiten, wäre verfehlt.


Der neue Gesundheitsminister Didier Burkhalter sieht es als eine seiner wichtigsten Aufgaben, die Gesundheitspolitik im Parlament zu deblockieren. Es seien in den letzten Jahren zu viele mehrheitsfähige Projekte mit anderen Reform haben verknüpft worden. Teilen Sie diese Meinung?

Ich teile die Meinung, dass das gesamte Gesundheitswesen und mit ihm die Gesundheitspolitik in den letzten Jahren erstarrt ist. Innovationen fanden kaum mehr statt. Reformen tun Not. Doch zugleich bietet das bestehende Krankenversicherungsgesetz genügend Spielraum für Innovationen verschiedenster Art. Sanagate ist angetreten, um diesen Spielraum zu nützen und den Kundinnen und Kunden attraktive, wegweisende Angebote zu bieten.


Herr Schmidt, besten Dank für das Interview.





Zur Person:
Volker Schmidt ist Geschäftsführer der Sanagate AG. Er verfügt über umfangreiche Erfahrung im Versicherungsgeschäft, u.a. in der Privatassekuranz. Zuletzt war er in der CSS Gruppe für die Umsetzung eines grossen Informatik-Projektes verantwortlich. Der 37jährige Volker Schmidt ist verheiratet und Vater zweier Kinder.


Zu Sanagate:
Die Sanagate AG ist eine neue Krankenversicherung im Schweizer Markt, die sich mit innovativen Angeboten im Grund- und im Zusatzversicherungsbereich für nachhaltig günstige Prämien einsetzt. Sanagate ist rechtlich eine 100prozentige Tochterkasse der CSS Gruppe, organisatorisch aber unabhängig und mit einem eigenen Standort in Root-Luzern.

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